Viele Krankenhäuser in Deutschland kämpfen mit großen wirtschaftlichen Problemen. Laut aktuellem Krankenhausbarometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) gehen 71 Prozent der Krankenhäuser für das Jahr 2024 von einer Verschlechterung und nur vier Prozent von einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation aus. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) rechnet damit, dass 2024 ein Rekord-Insolvenzjahr wird. Erst kürzlich stellte beispielsweise der kommunale Gesundheitskonzern Regiomed mit Kliniken in Oberfranken und Thüringen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung.
Auch die Unsicherheit angesichts der Krankenhausreform treibt viele Häuser um. So fürchten viele kleine Kliniken in dünn besiedelten Gebieten, dass sie die künftig geltenden Qualitätsvorgaben wie Mindestmengen oder Personalzahlen nicht mehr erfüllen können. Der eklatante Fachkräftemangel im Gesundheitswesen setzt die Häuser dabei zusätzlich unter Druck.
Für eine Sanierung „vor die Welle kommen“
Eine Kooperation mit anderen Krankenhäusern in der Region kann ein Ausweg für Kliniken aus dieser Lage sein. „Wer jetzt aktiv nach Kooperationspartnern sucht, behält das Schicksal seines Hauses trotz schwieriger Lage in der Hand”, sagt Djordje Nikolic, Professor für Klinikmanagement an der SRH Mobile University und Geschäftsführer von consus.health. „Nicht jede Klinik wird künftig mehr alle Leistungen anbieten können. Dies auszusprechen, war bisher ein Tabu für die Träger und auch die Leistungserbringer selbst.“ Doch Handeln sei besser, als auf die Insolvenz zu warten.
Denn im Fall eines Insolvenzeintritts liegt der Fokus in den meisten Fällen auf der rein wirtschaftlichen Sanierung. Dies verunsichere das Personal und führe zu unkontrollierten Abwanderungen in umliegende Kliniken, was die ohnehin schon schwierige Fachkräftesituation zusätzlich verschärfe, so der Experte. „Sämtliche Konzepte am grünen Tisch sind dann Makulatur und auch Strukturvorgaben können nicht mehr eingehalten werden.“ Eine regionale Abstimmung über Leistungen und Weiterbildungskonzepte – etwa bei Facharztausbildungen – sind daher die Grundlage für eine stabile Personalsituation in den Kliniken. Wenn dies transparent und offen kommuniziert wird, zeigt die Erfahrung des Experten, dass Leistungserbringer und auch Träger im Angesicht der allgegenwärtigen Notlage offen für diesen Dialog sind.
„Ist die Insolvenz erst eingetreten, kann auch das eine Chance für konsequente Veränderungen sein – die Uhr läuft dann aber gnadenlos und nicht jeder benötigte Mitarbeiter wird diesen Weg mitgehen“, sagt Nikolic. Es sei daher entscheidend, vor die Welle zu kommen. Und das gehe nicht allein.
Kooperationen sind häufig ein emotionaler Prozess
Kooperationsanbahnungen sollten jedoch gut vorbereitet sein. Die Verhandlungen dazu müssen auf Basis aussagekräftiger Zahlen und Fakten geführt werden. Hilfreich kann es sein, sich dazu einen neutralen Vermittler von außen zu holen, denn bei dem Aushandlungsprozess kann es emotional werden. „Keine Klinik wird freiwillig auf zu viele Leistungen verzichten wollen“, so die Erfahrung des Experten. Wichtig ist auch, dass die Geschäftsführung der Klinik bei der Umsetzung der getroffenen Entscheidungen für die Mitarbeitenden ansprechbar ist. “Die Sorgen und Nöte der Angestellten sollten ernst genommen werden und es sollte mit jedem nach einer guten Lösung gesucht werden”, sagt Nikolic.
Sie haben Fragen zum Thema Kooperationen zwischen Krankenhäusern oder wünschen ein Interview mit Prof. Dr. med. Djordje Nikolic? Dann melden Sie sich gern bei uns.
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