Der Konzernabschluss zum ersten Halbjahr unterstreicht die gute Entwicklung der ABO Wind AG. „Wir sind auf Kurs, die Gewinnprognose für das Gesamtjahr zu erreichen“, sagt Finanzvorstand Alexander Reinicke. 2022 hatte das Unternehmen erstmals einen Jahresüberschuss von mehr als 20 Millionen Euro erwirtschaftet. Das soll auch 2023 gelingen. Im ersten Halbjahr betrug der Überschuss 8,9 Millionen Euro (Vorjahresperiode: 9,6 Millionen Euro). „Für das Gesamtjahr erwarten wir unverändert ein Ergebnis in der Spanne zwischen 22 und 26 Millionen Euro – also auf dem Niveau des im Vorjahr erreichten Rekordgewinns von 24,6 Millionen Euro.“ Der Halbjahresbericht 2023 steht wie frühere Berichte auf der Internetseite zur Verfügung.

Deutlich gestiegen ist im ersten Halbjahr der Umsatz, der mit 130,7 Millionen Euro den der Vorjahresperiode (98 Millionen Euro) um rund ein Drittel übertraf. Insbesondere die Umsätze aus Errichtungsleistungen waren mit 71,3 Millionen Euro höher als im ersten Halbjahr 2022 (44 Millionen Euro). Die rege Bautätigkeit spiegelt sich auch im Anstieg der Materialaufwandsquote auf 51 Prozent wider (erstes Halbjahr 2022: 48,3 Prozent).

Weiter gesteigert hat ABO Wind den in Entwicklung befindlichen Bestand an Projekten. Aktuell arbeitet das Unternehmen an Erneuerbare-Energien-Parks sowie Batteriespeichern mit einer Gesamtleistung von 22,2 Gigawatt (GW). Seit Februar ist die Pipeline um fünf Prozent gewachsen. Besonders deutlich ist der Anstieg in Deutschland (von 2,8 auf 3,4 GW). Die Zahl spiegelt die wachsende Bereitschaft insbesondere von Kommunen wider, Flächen für die Nutzung erneuerbarer Energien bereitzustellen. Das ursprüngliche Ziel, 2023 in Deutschland Flächen für 350 Megawatt Windkraftleistung zu akquirieren, war mit 700 Megawatt bereits zur Jahresmitte übertroffen. Jeweils mit den Berichten zum vollen und halben Geschäftsjahr veröffentlicht das Unternehmen den aktuellen Stand des Entwicklungs-Portfolios – aufgeteilt nach Ländern und Reifegrad.

Hinzu kommt eine zweite – auf einen Umfang von rund 20 Gigawatt gewachsene – Pipeline ebenfalls aus geplanten Erneuerbare-Energien-Parks. Diese Wind- und Solarprojekte haben allerdings absehbar keinen Zugang zum Stromnetz. Sie sind an die Produktion von grünem Wasserstoff gekoppelt. Politik und Industrie haben großes Interesse am Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, um eine Dekarbonisierung etwa der Chemie- und Stahlproduktion oder der Schifffahrt zu ermöglichen. „In Ländern wie Kanada, Argentinien und Südafrika arbeiten wir an Standorten, die prädestiniert sind, grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen zu erzeugen“, sagt Vorstandssprecher Dr. Karsten Schlageter. Das Ziel ist, einen Teil dieses Wasserstoffs in besser transportables grünes Ammoniak umzuwandeln und dann zum Beispiel nach Deutschland zu exportieren. Bei der Standortsicherung achtet ABO Wind neben guten Windverhältnissen auch auf Zugang zu Häfen. Die Wasserstoffaktivitäten sind hier dargestellt. „Auch mit diesen Projekten kommen wir gut voran“, sagt Dr. Schlageter. Doch sind die wirtschaftlichen und technologischen Hürden höher. Hinzu kommt, dass sich die 20 Gigawatt der Wasserstoff-Pipeline auf lediglich ein Dutzend Projekte verteilen.

Die gut 22 Gigawatt umfassende Standard-Pipeline besteht dagegen aus rund 800 in Entwicklung befindlichen Projekten. Wenn sich einzelne dieser Projekte als nicht umsetzbar erweisen, was regelmäßig vorkommt, hat das keine gravierenden Auswirkungen. „Diese große und werthaltige Pipeline ist ein aussagekräftiger Indikator für unsere guten Perspektiven“, sagt Dr. Karsten Schlageter. „Darauf gründet unsere Erwartung, den Unternehmensgewinn in den nächsten Jahren weiter signifikant zu steigern.“ In vielen Märkten sei aktuell das politische Bemühen spürbar, mehr Flächen für Erneuerbare-Energien-Parks bereitzustellen und die Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. „Davon werden wir aller Voraussicht nach nicht nur kurzfristig, sondern über viele Jahre profitieren“, ist der Vorstand überzeugt. Die Wasserstoffprojekte bieten zusätzliches Potenzial.

Um die sich in den nächsten Jahren bietenden Chancen optimal nutzen zu können, hofft der Vorstand, dass eine für den 27. Oktober geplante außerordentliche Hauptversammlung den Formwechsel in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) beschließt. Der formale Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, steht noch aus. Allerdings liegt es nahe, die Aktionäre dann über den Vorschlag abstimmen zu lassen. Denn eine Hauptversammlung soll es am 27. Oktober ohnehin geben. Aufgrund des Wachstums gilt für ABO Wind nunmehr das Drittelbeteiligungsgesetz. Der Aufsichtsrat wird entsprechend künftig zu einem Drittel aus Arbeitnehmervertreter*innen bestehen. Das soll im Rahmen der geplanten Hauptversammlung umgesetzt werden.

Nach Überzeugung des Vorstands wird die angestrebte neue Struktur dem Unternehmen und damit auch allen Anteilseignern mittel- und langfristig erhebliche Vorteile bringen. „Bei ABO Wind bilden strategische und langfristige Erwägungen die Leitschnur des Handelns. Das hat sich über Jahre bewährt“, sagt Dr. Schlageter. „Dafür stehen Dr. Jochen Ahn und Matthias Bockholt ebenso wie der gesamte Vorstand.“ Erneuerbare-Energien-Projekte zu entwickeln, ist langwierig und kompliziert. Für den Erfolg des Geschäftsmodells sind die bisherige langfristige strategische Ausrichtung und die Branchenkenntnis der Entscheidungsträger beziehungsweise der Gründer entscheidend. Auch die familienunternehmerische Prägung der Gesellschaft ist ein wesentlicher Aspekt. Das ist bei ABO Wind gewährleistet, weil die Familien Ahn und Bockholt bislang mehr als 50 Prozent der Stimmen in der Hauptversammlung halten. Damit beeinflussen die Gründer mittelbar, wer die Geschäfte führt. Im Falle weiterer Kapitalerhöhungen würde dieser für den Unternehmenserfolg wichtige Einfluss abnehmen.

„Nur ein Formwechsel in eine KGaA entkoppelt die Prägung und den Einfluss der Gründer und ihrer Familien von ihrer Mehrheit in der Hauptversammlung“, sagt Dr. Schlageter. Da der Vorstand den Wettbewerbsvorteil als von den Gründern geprägtes Unternehmen nicht aufs Spiel setzen will, wären ohne Formwechsel Kapitalerhöhungen nur noch in geringem Umfang möglich. „Wir haben ambitionierte Ziele und wollen einen möglichst großen Beitrag zu einer zügigen Umsetzung der Energiewende leisten“, betont Dr. Schlageter. „Wenn wir auch künftig den Eigenkapitalmarkt nutzen können, wächst zugleich das Potenzial für eine nachhaltige Steigerung des Gewinns je Aktie.“ Daher arbeitet der Vorstand daran, den Formwechsel zur Entscheidungsreife zu bringen und setzt darauf, dass sich in der Hauptversammlung die notwendige Dreiviertelmehrheit dem Vorschlag anschließen wird.

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