Strukturwandel im Autohandel nimmt Fahrt auf
Die Branche befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel: Treiber dieser Entwicklung sind die Ausweitung der Modellpaletten sowie die zunehmende Digitalisierung im Fahrzeugverkauf und After-Sales-Bereich. Hinzu kommen neue Technologien, aber auch geringe Margen im Neuwagenverkauf. Steigende Ansprüche der Automobilhersteller an die Gestaltung der Showrooms, die nicht mehr jeder Händler in Gänze erfüllen kann, spielen ebenfalls eine Rolle. Die Folge: eine fortschreitende Konsolidierung. Größere Händler übernehmen die Standorte, investieren und sichern dadurch die bestehenden Arbeitsplätze und das Angebot. Und sie erhalten angesichts ihrer höheren Handelsvolumina bessere Konditionen bei den Herstellern. Doch diese „Megadealer“ intensivieren damit auch den Wettbewerb und erhöhen den Druck auf die ohnehin schon geringen Margen (1,6 Prozent im Neuwagengeschäft) der anderen Händler – ein Thema, das von den saarländischen Automobilhändlern noch vor der Fachkräftesicherung als die größte Herausforderung angesehen wird, wie die Ergebnisse der IHK-Sonderumfrage zeigen. Zugleich locken Online-Portale sowie neue Player, die nicht den Standards der Hersteller unterworfen sind, gerade im Neuwagenmarkt mit hohen Rabatten. Hauptursache für diesen Strukturwandel ist die immer größere, breit ausdifferenzierte Modellpalette der Hersteller. Waren im Jahr 2000 noch 307 verschiedene Fahrzeugmodelle auf dem Markt, sind es heute gut 420. Für kleinere Händler ist es damit sehr schwierig, von allen Baureihen und Modellen Ausstellungsfahrzeuge oder Vorführwagen der jeweiligen Marke vorzuhalten. „Gleichzeitig ist die Ausweitung der Modellpalette nicht nur ein Treiber der Konsolidierung, sondern auch ein Motor der Digitalisierung der Showrooms.
All dies setzt allerdings weitere Investitionen voraus – in IT-Infrastruktur, aber auch in die Weiterbildung des Personals“, so Meier.
Kfz-Werkstätten: Mehr Wettbewerb und Anbieterauslese
Mit einem Volumen von 391 Millionen Euro (2015) ist das Werkstatt- und Servicegeschäft eine wichtige Umsatzquelle für die saarländischen Kraftfahrzeugbetriebe. Nicht selten macht es über 70 Prozent des Ertrags aus. Doch alles spricht dafür, dass auch der Servicebereich nicht unbegrenzt wächst: Auslastung und Umsätze der Werkstätten befinden sich derzeit in einer Seitwärtsbewegung. Zwar nimmt das durchschnittliche Fahrzeugalter zu, auch sind mehr Fahrzeuge im Markt. Doch angesichts besserer Produktqualitäten sind die Wartungs- und Reparaturhäufigkeit sowie der Wartungs- und Reparaturumfang je Fahrzeug rückläufig. Dieser Trend dürfte sich mit zunehmender Elektromobilität noch verschärfen. Parallel dazu sind auf der Kostenseite hohe Investitionen in Werkstattausrüstung, neue Analysegeräte und Mitarbeiterschulungen erforderlich, da die Variantenvielfalt zunimmt und die Fahrzeugtechnik immer komplexer wird. Hinzu kommen weitere, durch die Digitalisierung getriebene Trends: Werkstattportale ermöglichen es inzwischen, dass Kunden Leistungen über das Internet vergleichen – ein mächtiger Akquisekanal mit erheblichem Potenzial. Und schließlich wird sich künftig ein noch größerer Teil des Ersatzteil-Absatzvolumens auf Online-Portale verlagern. All dies hat Folgen für die Preistransparenz. Doch die Digitalisierung und die zunehmende Vernetzung ermöglichen auch neue Geschäftsmodelle für Werkstätten, wie beispielsweise die Online-Diagnose, die bei Weitem noch nicht das Ende ihrer technischen Möglichkeiten erreicht hat und einen starken Einfluss auf die Prozesse und Wertschöpfung in der Automobilwerkstatt hat.
Positive Branchenstimmung – mit leichten Eintrübungen
Das Stimmungsbild im saarländischen Kraftfahrzeuggewerbe ist nach wie vor freundlich. Dies signalisieren die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Aussichten für die kommenden sechs Monate, wie eine Sonderumfrage der IHK Saarland ergab, an der sich mehr als 70 Betriebe mit rund 1.500 Beschäftigten beteiligten. Demnach bewerten 50 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 41 Prozent mit befriedigend und nur neun Prozent mit schlecht. Hintergrund ist das starke Autojahr 2016, in dem der Absatz im Neuwagenbereich gegenüber dem Vorjahr die Erwartungen der Branche deutlich übertroffen hat (+3,7 Prozent). Die Händler zeigen sich aber nicht nur mit den Geschäften des vergangenen Jahres zufrieden, sie blicken auch optimistisch in die Zukunft: Für das erste Halbjahr 2017 rechnen 12 Prozent der Betriebe mit besseren, 83 Prozent mit gleich bleibenden und fünf Prozent mit schlechteren Geschäften. „Das laufende Jahr verspricht also weiterhin leichtes Wachstum. Die positive Grundstimmung im saarländischen Autohandel ist aber nicht gänzlich ungetrübt: Zwar ist das konjunkturelle Umfeld der Branche positiv. Auch die Konsumfreude der Verbraucher hat zu Jahresbeginn nochmals deutlich zugelegt: Doch am Horizont zeichnen sich erste dunkle Wolken ab, die den Optimismus für ein weiteres gutes Autojahr durchaus noch eintrüben können“, erläutert Meier. Neben steigenden Spritpreisen und höheren Zinsen, die kreditfinanzierte Anschaffungen verteuern, zählt hierzu insbesondere die von Brüssel und Berlin befeuerte Diskussion um die Zukunft des Verbrennungsmotors und des Diesels, die für spürbare Verunsicherung beim Konsumenten sorgt. Bereits im vierten Quartal stand der Selbstzünder im Neuwagenmarkt unter Druck.
Der IHK-Branchenbericht „Das saarländische Kraftfahrzeuggewerbe – Eine starke Branche im Spannungsfeld zwischen sinkenden Margen, zunehmender Digitalisierung und disruptiven Technologien“
steht zum Download auf der Homepage der IHK bereit (Kennziffer: 1174).
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