„Die Fed nimmt mit ihrer jüngsten Entscheidung den Fuß nicht vom Gas, sie drückt ihn nur etwas weniger kräftig durch. Sie entfernt sich damit immer weiter von einer stabilitätsgerechten Geldpolitik. Dies gilt weniger mit Blick auf die derzeit hohen Teuerungsraten. Diese sind kurzfristig von der Notenbank ohnehin nicht kontrollierbar. Sorgen macht das zögerliche Agieren vielmehr, weil die Geldpolitik immer weniger zur konjunkturellen Entwicklung passt und sich so mittelfristige Inflationsgefahren verstärken, zumal auch die Finanzpolitik expansiv unterwegs ist. Damit besteht die Gefahr, dass sich die Inflationserwartungen entankern und die Notenbank dann umso stärker gegensteuern muss, um das Vertrauen in ihr Inflationsziel zurückzugewinnen. Die aktuelle Entwicklung im Vereinigten Königreich zeigt, dass das keine rein theoretische Gefahr ist.
Die US-Notenbank begründet ihre Entscheidung mit der noch nicht erreichten „maximalen Beschäftigung“. Das zeigt aber nur, wie problematisch das Zielduo Preisstabilität und Vollbeschäftigung ist. Für die Beschäftigungsentwicklung gibt es verschiedene Ursachen, eine mangelnde Liquiditätsversorgung der Wirtschaft gehört nicht dazu. So droht eine immer größere Überdosierung der Zentralbankgeldschöpfung, deren Korrektur dann umso schmerzhafter ausfallen dürfte, weil sich in der Zwischenzeit viele Akteure auf die sehr günstigen Finanzierungskonditionen einstellen und entsprechende Verschuldungspositionen aufbauen bzw. Vermögenstitel zu hoch bewerten.“
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