Aufgrund des Infektionsgeschehens konnte der offizielle Spatenstich erst am 9. Juli 2021 stattfinden. Mit der Erschließung des klimaneutralen Gewerbegebietes BLURADO wurde jedoch bereits im Mai begonnen. Der Baubeginn für interessierte Unternehmen ist ab dem Jahr 2022 möglich. Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung, bei der drei Energieversorger ein finales Angebot abgegeben hatten, setze sich GETEC mit dem besten und innovativsten Konzept durch. Der Gemeinderat der Großen Kreisstadt am Bodensee hat diese wegweisende Zusammenarbeit der Stadt Radolfzell mit der Firma GETEC durch seine Entscheidung am 3. November 2020 bestätigt.
„Das Projekt verdeutlicht die zukunftsweisende und nachhaltige Ausrichtung Radolfzells als Wirtschaftsstandort und Umweltstadt“, betont Oberbürgermeister Martin Staab.
„Vor knapp sechs Jahren haben wir die Weichen für diesen einzigartigen Business-Park gestellt. Im Jahr 2017 wurde das Gewerbegebiet als eines der 14 Schlüsselprojekte im Stadtentwicklungsplan 2030 (step), der von Bürgern, Gemeinderat und Verwaltung gemeinsam erarbeitet wurde, verankert. Nun können wir mit der nachhaltigen Quartiersentwicklung beginnen und vor allem zukunftsweisende Arbeitsplätze schaffen“, freut sich Wirtschaftsförderin Sarah Stadelhofer-Komar über die Entwicklung.
„Moderne Quartiere und Business Parks von morgen sind smart, grün und effizient. Die Mission von GETEC ist es, unsere Kunden auf ihrem Weg zu einer klimaneutralen Produktion zu unterstützen. Der neue Clean Energy Park „Blurado“ ist ein absolutes Vorzeigeprojekt mit Leuchtturm-Charakter gleich in zweierlei Hinsicht. Als Vorreiter für eine einzigartige Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen Kommune, öffentlichem Unternehmen und Privatwirtschaft und als erster emissionsneutraler Businesspark Deutschlands. So geht Energiewende“, so Michael Lowak, Segment CEO Immobilienwirtschaft der GETEC Group.
Modernste Energietechnik
Ermöglicht wird der vollständige Verzicht auf fossile Energieträger durch ein kaltes Nahwärmenetz, eine sogenannte Agrothermieanlage, sowie einer Stromerzeugung mittels Photovoltaikflächen, die zusätzlich zu der Versorgung der Wärmepumpen auch Teile des Stromverbrauchs in den Unternehmen abdecken. So können die Unternehmen auf eine CO2-neutrale Versorgung von Wärme und Strom zurückgreifen.
Bei der Energiegewinnung durch Agrothermie werden etwa zwei Meter unter der Erdoberfläche Erdwärmekollektoren in benachbarten Acker- und Wiesenflächen verlegt. Diese Kollektoren nutzen die Temperaturverhältnisse des Bodens und liefern den Gewerbebetrieben die Wärme im Winter und über sogenannte Temperaturrückführung auch Kälte zur Gebäudeklimatisierung im Sommer. Die Photovoltaikanlage ergänzt die Energiegewinnung im Gewerbegebiet. Diese autonome Energieversorgung macht das Gewerbegebiet zu einem innovativen und bundesweit einzigartigen Projekt: ein sogenannter Clean Energy Park.
Das klimaneutrale Gewerbegebiet wurde bereits als Best-Practice-Beispiel im Klimaschutz ausgezeichnet. Zusammen mit der Internationalen Hochschule Bodensee hat die Stadtverwaltung Radolfzell am Forschungsprojekt „Gewerbegebiete 4.0“ teilgenommen und die zukunftsweisende Auszeichnung erhalten.
Bei der Platzierung des Gewerbegebietes und der Agrothermieflächen wurde darauf geachtet, dass ein angemessener Abstand zu den umliegenden Biotopflächen gewahrt bleibt. Die Verlegung der Agrothermiekollektoren stellt einen minimalen Eingriff in das Bodengefüge dar. Mit wiederkehrenden Messungen verschiedener Parameter werden mögliche Veränderungen im Boden überwacht.
Großes Interesse an Grundstücken
Auf den neuen Gewerbeflächen können die Unternehmen auf eine klimaneutrale Versorgung von Wärme und Strom zurückgreifen. Und dies ist neben den ökologischen auch mit ökonomischen Vorteilen für die Unternehmen verbunden.
„Wir wissen, dass sich in einem so umweltbewussten Gewerbegebiet neue Firmen ansiedeln werden. Vor allem Firmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell können den Clean Energy Park als Alleinstellungsmerkmal und für die Marketingstrategie nutzen. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Anfragen der Unternehmen, die sich dort ansiedeln wollen“, ist Oberbürgermeister Martin Staab überzeugt.
Zahlreiche Unternehmen haben Interesse an den Grundstücken bekundet. Zwei Optionsverträge für Grundstücke wurden durch den Gemeinderat bereits beschlossen. Drei weitere werden derzeit verhandelt. Für die Weiterentwicklung der Stadt werden weitere Gewerbeflächen benötigt, welche die Zukunftsfähigkeit des Mittelzentrums Radolfzell sicherstellen und die passende Gewichtung zwischen Arbeits-, Lebens- und Wohnraum in der Stadt erhalten. Die besondere Herausforderung für den Standort Radolfzell: 82 Prozent der Flächen im Stadtgebiet stehen unter Schutz, das heißt sie sind Naturschutz-, Landschaftsschutz-, Vogelschutz-, Grünzäsuren-oder Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie-Gebiete. Durch die Erschließung der mittelfristig geplanten Gewerbeflächen „Kurzer Sod“ und „Fohrenbühl“ soll der Bedarf gedeckt werden.
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