Die Wirtschaft im IHK-Bezirk Heilbronn-Franken erholt sich langsam von dem heftigen Einbruch infolge der Corona-Pandemie. Die aktuelle Geschäftslage wird von den Unternehmen im 3. Quartal 2020 deutlich besser als in den Vormonaten eingeschätzt. Die Konjunktur in Industrie und bei den Dienstleistern fällt weniger negativ als in den Vormonaten aus. Der Rückstand zum Vorkrisenniveau ist allerdings immer noch groß. Im Groß- und Einzelhandel haben sich die Geschäfte spürbar belebt. Überdurchschnittlich gut beurteilen nach wie vor die Bauunternehmen ihre aktuelle Situation. Bei den Geschäftserwartungen insgesamt überwiegt erstmals seit über einem Jahr wieder die Zuversicht. Mit einer Rückkehr zur normalen Geschäftstätigkeit rechnen die Betriebe mehrheitlich voraussichtlich bis Ende 2021.
Die Lageurteile der regionalen Unternehmen haben sich im 3. Quartal 2020 gegenüber dem Vorquartal deutlich verbessert und es überwiegen leicht die positiven Einschätzungen. 30 Prozent (Vorquartal 20 Prozent) der Unternehmen sprechen von einem guten Geschäftsverlauf, während 28 Prozent (Vorquartal 41 Prozent) mit der Geschäftslage unzufrieden sind.
Bei den Geschäftserwartungen überwiegt erstmals seit Sommer 2019 wieder der Optimismus. 30 Prozent (Vorquartal 21 Prozent) erwarten eine günstigere Geschäftsentwicklung, während 21 Prozent (Vorquartal 40 Prozent) skeptisch in die Zukunft blicken. 32 Prozent der Betriebe arbeiten bereits wieder auf Vorkrisenniveau oder rechnen mit einer Rückkehr zur normalen Geschäfts-tätigkeit im Jahresverlauf. 31 Prozent kalkulieren im Jahr 2021 mit einer Rückkehr zur Normalität. Hemmschuh für die weitere wirtschaftliche Erholung sind die aufgrund der hohen Unsicherheit zurückgestellten Investitionen aus dem In– und Ausland. Zudem ist die finanzielle Situation in etlichen Unternehmen herausfordernd.
Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken: „Auch, wenn jetzt erfreulicherweise wieder ein Aufwärtstrend zu verzeichnen ist und fast ein Drittel aller Betriebe angibt bis Ende des Jahres wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Unternehmen davon noch weit entfernt sind. Die mit der Pandemie einhergehenden Geschäftsrisiken bleiben unvermindert hoch. Mehr denn je benötigen die Betriebe daher gute Standortbedingungen.“
Industrie spürbar verbessert
Ein Viertel (Vorquartal 18 Prozent) der Unternehmen spricht von einer guten Geschäftslage, während 30 Prozent (Vorquartal 45 Prozent) mit dem aktuellen Geschäftsverlauf unzufrieden sind. Die Auftragslage hat sich merklich verbessert. Ein Großteil des Orderzuwachses war internationalen Kunden zu verdanken. Die Auslandsorder liegen nun sogar wieder über dem Vorkrisenniveau zum Jahresende 2019. 23 Prozent (Vorquartal 12 Prozent) konnten einen Zuwachs der ausländischen Auftragseingänge verbuchen. 28 Prozent (Vorquartal 55 Prozent) klagen über einen Rückgang. Im Bereich der Inlandsorders ist per saldo ebenfalls eine deutliche Erholung festzustellen. Hier wird das Vorkrisenniveau vom 4. Quartal 2019 spürbar übertroffen. 23 Prozent (Vorquartal 11 Prozent) der Betriebe berichten über steigende Auftragseingänge aus dem Inland, 27 Prozent (Vorquartal 51 Prozent) mussten Einbußen hinnehmen. Die Kapazitätsauslastung hat sich auf 77 Prozent (Vorquartal 69 Prozent) verbessert.
Hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung hoffen die Industrieunternehmen, ausgehend von der noch immer sehr ungünstigen Lage, auf eine deutliche Erholung. 36 Prozent (Vorquartal 24 Prozent) der Betriebe erwarten eine günstigere Entwicklung, während 16 Prozent (Vorquartal 37 Prozent) pessimistisch in die Zukunft blicken. 36 Prozent (Vorquartal 25 Prozent) rechnen mit steigenden Umsätzen, 24 Prozent (Vorquartal 47 Prozent) befürchten Umsatzeinbußen. Die Exporterwartungen haben sich spürbar verbessert. 30 Prozent (Vorquartal 19 Prozent) erwarten ein steigendes Auslandsgeschäft, ein Viertel (Vorquartal 41 Prozent) kalkuliert mit sinkenden Exporten. Dennoch bleibt das Auslandsgeschäft von erheblichen Risiken geprägt. Die Sorge vor Einschränkungen im grenzüberschreitenden Waren- und Personenverkehr nimmt wieder zu.
Das Investitionsverhalten hat sich dagegen nur wenig belebt. Ein Fünftel (Vorquartal 17 Prozent) plant mit höheren Investitionsausgaben, während ein Drittel (Vorquartal 39 Prozent) ein sinkendes Investitionsniveau vorsieht.
Dienstleistungsgewerbe weniger negativ
Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage durch die regionalen Dienstleister fällt weniger negativ als im Vorquartal aus. 18 Prozent (Vorquartal 12 Prozent) der Betriebe sprechen von einem guten Geschäftsverlauf, während 36 Prozent (Vorquartal 51 Prozent) mit der Geschäftslage unzufrieden sind. In den einzelnen Teilbereichen zeigen sich allerdings große Unterschiede. Während im Bereich der ITK-Dienstleister die Lageurteile per saldo wieder im Plusbereich liegen, sind unter anderem die Reisebüros weiter massiv von der Pandemie betroffen. Bei 17 Prozent der Dienstleister (Vorquartal 8 Prozent) sind die Umsätze gestiegen. 61 Prozent (Vorquartal 75 Prozent) klagen dagegen über rückläufige Umsätze. 22 Prozent (Vorquartal 10 Prozent) berichten von steigenden Auftragsvolumina, während 38 Prozent (Vorquartal 58 Prozent) Einbußen hinnehmen mussten.
Die Geschäftserwartungen sind erstmals seit einem Jahr per saldo wieder im positiven Bereich. 32 Prozent (Vorquartal 19 Prozent) der Dienstleister blicken optimistisch in die Zukunft. 23 Prozent (Vorquartal 45 Prozent) rechnen mit einer ungünstigeren Entwicklung. Größte Geschäftsrisiken stellen die Corona-Pandemie (80 Prozent) und die Inlandsnachfrage (67 Prozent) dar.
Die Lagebeurteilung im Hotel- und Gaststättengewerbe, das bei den Ergebnissen zu den Dienstleistern nicht mit einbezogen ist, hat sich gegenüber dem Corona-bedingten Absturz im Vorquartal zumindest per saldo wieder deutlich erholt. 26 Prozent (Vorquartal 0 Prozent) der Betriebe sprechen von einer guten Geschäftslage. 47 Prozent (Vorquartal 77 Prozent) sind mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden. 90 Prozent erwarten in diesem Jahr allerdings einen Umsatzrückgang von über 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 69 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang. 17 Prozent rechnen mit einer besseren, 64 Prozent mit einer schlechteren zukünftigen Entwicklung.
Baugewerbe weiterhin überdurchschnittlich gut
74 Prozent (Vorquartal 59 Prozent) der Betriebe bezeichnen den aktuellen Geschäftsverlauf als gut, kein Unternehmen (Vorquartal 2 Prozent) meldet eine schlechte Geschäftslage. Bei den Auftragseingängen überwiegen weiter die negativen Stimmen. 13 Prozent (Vorquartal 10 Prozent) berichten von steigenden Auftragseingängen, ein Drittel (Vorquartal 26 Prozent) klagt über Auftragseinbußen. Am geringsten fällt der Auftragsrückgang nach wie vor im Wohnungsbau aus, während der Straßen– und Tiefbau sowie der gewerbliche Hochbau die stärkste Abnahme der Auftragseingänge melden.
Mit Blick auf die kommenden Monate erwarten die Betriebe per saldo weiterhin einen ungünstigeren Geschäftsverlauf, wenngleich die Skepsis gegenüber dem Vorquartal etwas abgenommen hat. 8 Prozent (Vorquartal 4 Prozent) der Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft, 28 Prozent (Vorquartal 37 Prozent) erwarten eine schlechtere Entwicklung. Neben dem Fachkräftemangel (76 Prozent) wird die Corona-Pandemie (58 Prozent) als größtes Geschäftshemmnis betrachtet.
Großhandel deutlich verbessert
Das Stimmungsbild im Bereich des Großhandels hat sich gegenüber dem Vorquartal spürbar aufgehellt. Es überwiegen nun wieder deutlich die positiven Stimmen. 47 Prozent (Vorquartal 27 Prozent) der Unternehmen berichten von einem guten Geschäftsverlauf, während 21 Prozent (Vorquartal 39 Prozent) mit der aktuellen Geschäftslage unzufrieden sind. Sowohl der produktionsverbindende als auch der konsumnahe Großhandel melden bessere Geschäfte. Auch das Bestellverhalten hat sich im Vergleich zum Vorquartal belebt. 26 Prozent (Vorquartal 22 Prozent) berichten von steigenden Bestellungen. 12 Prozent (Vorquartal 47 Prozent) klagen über einen Rückgang. Größte Geschäftsrisiken sehen die Großhändler weiterhin in der Corona-Pandemie und in der Inlandsnachfrage.
Jeweils 18 Prozent der Betriebe erwarten eine günstigere (Vorquartal 20 Prozent) oder ungünstigere Geschäftsentwicklung (Vorquartal 51 Prozent)
Einzelhandel deutlich verbessert
Die Lagebeurteilung im regionalen Einzelhandel fällt im Vergleich zum Vorquartal wieder erheblich positiver aus. 57 Prozent (Vorquartal 35 Prozent) der Einzelhändler halten den Geschäftsverlauf für gut. Ein Viertel (Vorquartal 32 Prozent) bezeichnet die Geschäftslage als schlecht. Im separat erfassten Handel mit Kraftfahrzeugen überwiegen dagegen trotz einer kräftigen Erholung weiter die negativen Lageurteile.
Die Konsumbereitschaft hat sich, auch begünstigt durch die befristete Umsatzsteuersenkung, belebt. Jeweils 35 Prozent der Einzelhändler bezeichnen das Kaufverhalten der Kunden als kauffreudig (Vorquartal 32 Prozent) oder als zurückhaltend (Vorquartal 54 Prozent). 31 Prozent (Vorquartal 14 Prozent) stufen das Kaufverhalten als saisonüblich ein. 38 Prozent (Vorquartal 25 Prozent) der Betriebe kalkulieren mit Umsatzsteigerungen. 35 Prozent (Vorquartal 53 Prozent) erwarten Umsatzeinbußen.
Die Geschäftserwartungen bleiben bei einer deutlichen Verbesserung gegenüber dem Vorquartal von leichter Skepsis geprägt. 31 Prozent (Vorquartal 14 Prozent) der Einzelhändler gehen von einer günstigen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten aus. 35 Prozent (Vorquartal 46 Prozent) blicken mit Skepsis in die Zukunft. Größte Geschäftsrisiken bleiben die Corona-Pandemie (69 Prozent) und die Inlandsnachfrage (48 Prozent).
Arbeitsmarkt mit ersten Erholungszeichen
13 Prozent (Vorquartal 8 Prozent) planen Neueinstellungen, 28 Prozent wollen (Vorquartal 34 Prozent) Personal abbauen. Der Fachkräftemangel bleibt – trotz Corona – für 36 Prozent (Vorquartal 26 Prozent) der Betriebe ein großes Geschäftshemmnis.
An der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Heilbronn-Franken haben 419 Unternehmen mit rund 87.000 Beschäftigten aus dem gesamten IHK-Bezirk teilgenommen.
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