Leistung um jeden Preis scheint das Prinzip in der heutigen Arbeitswelt zu sein. Doch der Preis, den Mitarbeitende und Unternehmen zahlen, ist hoch – psychische Belastungen führen zu einer steigenden Anzahl an Krankheitstagen. Burnout, Depressionen und Angststörungen beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten, sondern verursachen auch hohe Kosten für Arbeitgeber. Doch wie lässt sich dieser Trend aufhalten? Dr. Simon Senner, Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie, bietet Lösungsansätze dazu.

Im Workshop „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ am TUM Campus Heilbronn erklärt Dr. Senner, wie psychische Erkrankungen entstehen, welche Auswirkungen sie haben und wie man dagegen vorgehen kann. Ein großes Hindernis sei oft schon das Erkennen der Erkrankung: „Ein gebrochener Arm ist leicht zu sehen, aber bei psychischen Problemen ist es oft nur ein vages Gefühl.“. Führungskräfte wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen und bleiben aus Unwissenheit untätig – die denkbar schlechteste Entscheidung, warnt Senner.

Besorgniserregende Zahlen

Die Brisanz der Lage wird durch alarmierende Zahlen deutlich: Mehr als jeder dritte Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine psychische Erkrankung, aber nur etwa 25 Prozent lassen sich behandeln. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Fälle von Angststörungen, Depressionen und Burnout um 90 Prozent gestiegen. „Die Anzahl der Fehltage ist im vergangenen Jahr auch wieder gestiegen, trotz eines hohen Vorjahresniveaus. Es ist und bleibt also – leider! – ein Zukunftsthema“, gibt Senner zu bedenken.

Dazu kommen psychosomatische Beschwerden: „Laut Studien haben Rückenschmerzen bei nur etwa 30 Prozent der Betroffenen eine körperliche Ursache“, erklärt Senner. „Bei den meisten Patientinnen und Patienten ist der Rücken also gar nicht die Ursache der Probleme – und trotzdem stehen sie vor einem und zeigen genau auf die Stelle wo es weh tut“. Körper und Psyche sind eng verbunden, und das müsse auch in der Behandlung berücksichtigt werden.

Belastungen für Belegschaft und Unternehmen

Psychische Erkrankungen belasten nicht nur die betroffenen Mitarbeiter, sondern verursachen auch enorme Kosten für Unternehmen und die Gesellschaft. Während im physischen Arbeitsschutz Fortschritte erzielt wurden, sieht Dr. Senner beim Schutz der psychischen Gesundheit noch Nachholbedarf: „Viele Unternehmen investieren erhebliche Mittel, um kleine Margensteigerungen zu erzielen, etwa im Einkauf, aber bei der Prävention psychischer Belastungen gibt es ein enormes, oft ungenutztes Potenzial.“

Doch laut Senner gibt es Licht am Ende des Tunnels: „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz hat sich von ‚nice to have‘ zu einem zentralen unternehmerischen Thema entwickelt.“ Die moderne Arbeitswelt wird immer schneller und digitaler, was auch Führungskräfte herausfordert. „Es geht darum, dieses schwer greifbare Thema zugänglicher zu machen“, erklärt Senner. Mit rechtzeitigen Maßnahmen wie der Entwicklung von Strategien und dem Austausch bewährter Praktiken kann präventiv gehandelt werden.

Die passenden Werkzeuge

Schulungen sind eine Möglichkeit, Führungskräfte in diesem Bereich zu unterstützen. „Am TUM Campus Heilbronn lernen sie die richtigen Techniken, um psychische Erkrankungen zu erkennen und betroffenen Mitarbeitern zu helfen“, so Senner. Im Workshop „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ erfahren die Teilnehmer, wie sie empathisch und effektiv auf psychische Probleme reagieren können. „Nur durch Austausch und Gespräche kann man wachsen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen hier konkrete Handlungsempfehlungen“, betont Senner und unterstreicht die führende Rolle der TUM in der Ausbildung der Führungskräfte von morgen.

Die nächste Möglichkeit, den Werkzeugkoffer aufzufüllen, haben Interessierte am 30. und 31. Januar 2025. Alle Informationen dazu gibt es hier: https://tumheilbronn-ggmbh.de/continuing-education/mentale-gesundheit-am-arbeitsplatz/

 

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