Der Unternehmensbestand in Deutschland ist damit kleiner geworden. Die Anzahl geschlossener Unternehmen lag 2022 bei rund 154.000 Fällen, die Zahl der Neugründungen bei nur 148.000 Einheiten. Im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld ist der Mut für Unternehmensgründungen geringer. Insgesamt sind aktuell rund 3 Mio. Unternehmen in Deutschland tätig.
Industrie leidet unter hohen Energiepreisen
Die verschiedenen Wirtschaftsbereiche zeigen ein unterschiedliches Schließungsverhalten bezogen auf die Zahl der existierenden Betriebe der Branche. Das Verarbeitende Gewerbe erlebte den stärksten Rückgang, weil hier relativ viele Schließungen einem dürftigen Gründungsgeschehen gegenüberstanden. Über 9.000 Industrieunternehmen sind geschlossen worden. „Das betrifft vor allem energieintensive Bereiche wie die Metallerzeugung und -verarbeitung oder die Chemie und den Maschinenbau. Die enormen Preissteigerungen beim Bezug von Energie haben hier wohl eine Rolle bei der Entscheidung gespielt, die Unternehmen zu schließen“, erläutert Dr. Sandra Gottschalk, Senior Researcher im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.
Die Entwicklungen im Fahrzeugbau und in der Bauwirtschaft zeigen jedoch, dass gesamtwirtschaftliche Herausforderungen nicht zwingend zu Schließungen führen müssen. Der Fahrzeugbau kann auf rückläufige Schließungszahlen verweisen und auch die Baubranche zeigt sich bisher unverdrossen, trotz der Probleme durch hohe Kreditzinsen, gestiegene Kosten im Einkauf und fallende Baugenehmigungen. Insgesamt schwankt die Schließungsrate 2022 – also die Anzahl der Schließungen pro Unternehmensbestand – zwischen 2,4 und 5,0 Prozent des jeweiligen Wirtschaftsbereiches.
Einbruch war – bisher – in der Finanzkrise größer
Creditreform und ZEW vergleichen die aktuellen Schließungszahlen mit der Situation im Jahr 2009, als sich ebenfalls eine weltweite Wirtschaftskrise im Bestand und in der Erneuerung der Unternehmenslandschaft manifestierte. Dabei zeigen sich markante Unterschiede. Den 0,3 Prozent Schließungen im Jahr 2021/22 stehen in 2008/09 Steigerungen von 13 Prozent gegenüber. Während in der aktuellen Krise manche Sektoren sogar eine Abnahme bei den Schließungen vorweisen können –etwa Fahrzeugbau oder Energieversorger – waren damals gerade zukunftsentscheidende Wirtschaftsbereiche besonders von Schließungen betroffen. Der Hightech-Bereich des Verarbeitenden Gewerbes mit 22 Prozent, aber auch technologieintensive Dienstleistungen mit 16 Prozent gaben auf. Die Zahlen liegen aktuell bei 7,2 bzw. 2,7 Prozent.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.
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