Im Rahmen der Erhebung wurden Unternehmen, die in den letzten drei Jahren Digitalisierungsprojekte durchgeführt haben, danach gefragt, welche Gründe für die Durchführung solcher Projekte maßgeblich waren. Aus Unternehmenssicht spielen dabei vielfältige Beweggründe eine Rolle, so beispielsweise die Nutzung von Homeoffice oder Anforderungen von Kunden oder Auftraggebern. „Allerdings geben auch zahlreiche Unternehmen potenzielle Energieeinsparungen als Motivation für Digitalisierungsvorhaben an. Dies betrifft von den Unternehmen, die in den letzten drei Jahren Digitalisierungsprojekte durchgeführt haben, in der Informationswirtschaft 27 Prozent und im Verarbeitenden Gewerbe 42 Prozent“, kommentiert Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ die Ergebnisse. „Damit hat die Relevanz von Energieeinsparungen als Motivation für Digitalisierungsmaßnahmen im Vergleich zu einer ZEW-Befragung aus dem Jahr 2020 deutlich zugenommen.“
In der Informationswirtschaft ist der entsprechende Unternehmensanteil um sechs Prozentpunkte gestiegen. Im Verarbeitenden Gewerbe weist die Relevanz der Energieeinsparungen eine noch deutlichere Dynamik auf. 2020 nannten 30 Prozent der Unternehmen Energieeinsparungen als Beweggrund – unter den sieben abgefragten Gründen also am seltensten. Sowohl in der Häufigkeit der Nennungen (plus zwölf Prozentpunkte) als auch in der relativen Wichtigkeit zu anderen Treibern gewinnen Energieeinsparungen bei der aktuellen Befragung demnach merklich an Bedeutung. Heute stehen Energieeinsparungen auf Rang vier der sieben abgefragten Gründe für Digitalisierungsmaßnahmen.
Lieferschwierigkeiten und fehlende Fachkräfte hemmen Energieeinsparungsmaßnahmen
Etwa jedes dritte Unternehmen in der Informationswirtschaft sowie jedes zweite Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hat in den vergangenen drei Jahren gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Energiebilanz durchgeführt. Darüber hinaus planen gegenwärtig rund 20 Prozent der Unternehmen beider Wirtschaftszweige ähnliche Vorhaben zukünftig umzusetzen. Viele der Unternehmen sehen sich hinsichtlich der bisherigen oder geplanten Energieeinsparmaßnahmen unterschiedlichsten Hemmnissen gegenüber. Mit deutlichem Abstand sind hierbei Herausforderungen aufgrund von Lieferschwierigkeiten bzw. der fehlenden Verfügbarkeit der nötigen – digitalen oder nicht-digitalen – Materialien und Produkte sowie der fehlenden Verfügbarkeit der nötigen Fachkräfte zur Installation und Implementierung am weitesten verbreitet. Darüber hinaus empfindet etwa ein Viertel der Unternehmen fehlendes internes Wissen über geeignete digitale Technologien als Hindernis oder gibt an, dass keine geeigneten digitalen Technologien für die eigenen Bedarfe existieren.
„Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, Informations- und Wissensdefizite abzubauen. Besonders die kleinen und mittleren Unternehmen nutzen die Potenziale im Bereich Digitalisierung und Energieeffizienz noch selten. So führen diese Unternehmen deutlich seltener als größere Unternehmen Energieeffizienzmaßnahmen durch oder nutzen digitale Technologien zur Verbesserung der Energiebilanz. Darüber hinaus sind auch Weiterbildungen zu Digitalisierungs- und Energiethemen in kleinen und mittleren Unternehmen weniger verbreitet. Aus diesem Grund sollte seitens der Politik ein besonderes Augenmerk auf die Barrieren und Herausforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen gelegt werden“, erläutert Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ und Ko-Autorin der Studie.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.
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