Würden die Forderungen aus Politik und Gesundheitsunternehmen nach einer Einschränkung der Zeitarbeit in der Pflege tatsächlich verwirklicht, dann würde der Verlust von rund 21.000 Fachkräften in der Pflege drohen. So ein wesentliches Ergebnis der Kurzstudie „Zeitarbeiterbefragung – Zeitarbeit in der Pflegebranche“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) und des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Hierfür wurden über 4.000 Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmer in der Pflege befragt.

Ohne empirische Grundlage

Deutlich zeigt sich dabei, dass die Erwartung seitens der Politik, Zeitarbeitskräfte würden bei einer gesetzlichen Einschränkung der Zeitarbeit in die Stammbelegschaften der Einsatzbetriebe zurückkehren, ohne empirische Grundlage ist. Denn lediglich 18 Prozent der Befragten zeigten sich bereit zu einem solchen Schritt. Die überwiegende Mehrheit würde hingegen in einen anderen Tätigkeitsbereich wechseln oder ihre Arbeit gar ganz aufgeben. Das Ziel einer besseren Verfügbarkeit von Personal würde für die Pflegeeinrichtungen also nicht erreicht. Ganz im Gegenteil würde sich der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel weiter verschärfen und die Stabilität der Patientenversorgung verschlechtern. Gleichzeitig bleibe den betroffenen Beschäftigten das Recht auf ihre freie berufliche Entfaltung versagt.

„Pflexit" riskiert

Mit Blick auf die Befragungsergebnisse betont BAP-Präsident Sebastian Lazay: „Die Studie zeigt es schwarz auf weiß: Eine Einschränkung oder gar ein Verbot der Zeitarbeit in der Pflege riskiert einen massenhaften ‚Pflexit‘– mit erheblichen Folgen für die hinreichende Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Denn 55 Prozent der befragten Zeitarbeitskräfte gaben an, in einem solchen Fall in einen anderen Tätigkeitsbereich wechseln zu wollen, weitere 11 Prozent würden ihre Erwerbstätigkeit sogar ganz aufgeben. Oder anders gesagt: Für die meisten Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmer in der Pflegebranche sind die Personaldienstleister ein oder gar der Arbeitgeber ohne Alternative. Dies sollten die Akteure aus der Gesundheitsbranche und der Politik dringend bedenken, bevor sie weiterhin an ihren gegen die Zeitarbeit und die dort Beschäftigten gerichteten Forderungen festhalten.“

Abwerbungsversuche

Eine weitere wesentliche Erkenntnis der Befragung: Nennenswerte Abwerbung seitens der Zeitarbeitsunternehmen, wie oftmals unterstellt, gibt es nicht. Ausschlaggebend waren stattdessen vielerorts persönliche Kontakte und Hinweise aus dem persönlichen Umfeld. Abwerbungsversuche gab es hingegen von Seiten der Pflegeeinrichtungen selbst, denn 60 Prozent der befragten Zeitarbeitskräfte erhielten bereits ein Übernahmeangebot durch den Einsatzbetrieb.

Hohes Maß an Wertschätzung

Außerdem machen die Ergebnisse auch deutlich, dass für den Wechsel in die Zeitarbeit die Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser ein Gutteil selbst die Verantwortung tragen, weil Pflegekräfte sich dort nicht wertgeschätzt fühlen, zu wenig Einfluss auf ihre Dienste haben und nicht leistungsgerecht vergütet werden. Die Kurzstudie zeigt zudem die komplexe Motivlage für die Aufnahme einer Beschäftigung als Zeitarbeitskraft. Der iGZ-Vorsitzende Christian Baumann erläutert hierzu: „Die Ergebnisse der Befragung attestieren der Zeitarbeitsbranche ein hohes Maß an Wertschätzung ihrer in der Pflege tätigen Angestellten und dokumentieren eindrucksvoll, dass sich die Personaldienstleistung mit ihrer attraktiven Vergütung und der Möglichkeit, Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung zu nehmen, seit jeher auch an den Arbeitnehmerinteressen orientiert und damit überaus zukunftsorientiert aufgestellt ist."

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