- Refurbish-, Remanufacture-, Reuse- und Recycle-Strategien (4R) der Hersteller haben einen groben Webfehler. Zum Ziel führen sie in der jetzigen Form nicht.
- Die Maßnahmen lassen sich von den OEM nur umsetzen, wenn sie im Besitz der Fahrzeuge bleiben. Auf verkaufte Autos haben sie keinen Zugriff. Die fallen, inklusive wertvoller Antriebsakkus aus dem herstellerseitigen Refurbishment, Remanufacturing, Reuse und Recycling raus.
- Neue multizyklische Geschäftsmodelle wie Vehicle-as-a-Service (VaaS), bei denen das Auto im Besitz des Herstellers bleibt, sind nötig, um 4R vollumfänglich umzusetzen.
- Hersteller müssen lernen, Bestandsfahrzeuge über viele Jahre frisch und attraktiv zu halten, um neue Geschäftsmodelle anbieten zu können.
OEM-NACHHALTIGKEITSSTRATEGIEN FEHLT EIN WICHTIGER BAUSTEIN, EIN ERFOLG ERSCHEINT DESHALB FRAGWÜRDIG
In den vergangenen Jahren ist der Druck auf die Autoindustrie, auf OEMs wie Zulieferer, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren, enorm gestiegen. Einerseits, weil der Gesetzgeber mit entsprechenden Richtlinien Grenzen setzt, andererseits, weil die öffentliche Meinung mehr Nachhaltigkeit fordert. Zusätzlich sind Lösungen dringend notwendig, um nicht noch abhängiger von Ländern mit wertvollen Rohstoffvorkommen zu werden. Dabei steht längst nicht mehr nur das Endprodukt Auto im Fokus. Schon an die Entwicklung und Produktion werde heute strenge Nachhaltigkeits-Maßstäbe gelegt. Von ihnen ist auch die Entsorgung nicht mehr brauchbarer Fahrzeuge betroffen. Für die Industrie bedeutet dies, dass sie ihren CO2-Fußabdruck, aber auch ihren Rohstoff- und Ressourcenverbrauch reduzieren und ihre Betriebsabläufe und ihr Geschäftsmodell nachhaltiger gestalten müssen, und nicht nur darauf ausgerichtet sein dürfen, immer mehr Autos zu verkaufen.
Als Reaktion darauf beginnen die Hersteller mit der Einführung von Refurbish-, Remanufacture-, Reuse- und Recycle-Strategien (R4 oder die "4Rs"), um die Langlebigkeit der Produkte zu verbessern und am Lebensende die Wiederverwendung wertvoller Materialien zu maximieren. „Bei näherer Betrachtung der bisher angekündigten Strategien wird aber deutlich,“ erläutert Heiko Weber, Partner bei Berylls, „dass sich die OEMs vor allem auf End-of-Life-Anwendungen konzentrieren. Sie haben speziell das Recycling und die Wiederverwendung von Fahrzeugen und Batteriemodulen im Fokus.“ Denn Recycling und Wiederverwendung sind die "2R", die derzeit am profitabelsten erscheinen.
Für den Erfolg von 4R-Strategien gibt es jedoch eine wesentliche Voraussetzung, die bisher nicht im Fokus der OEMs steht: Sie müssen am Ende des Lebenszyklus (nach etwa acht bis zehn Jahren) Eigentümer des Fahrzeugs sein. Nur in diesem Fall können sie entscheiden, was mit dem Auto und seiner Komponenten geschehen soll. Die jetzige Situation, in der die OEMs keinen Zugriff auf Fahrzeuge am Ende ihres Nutzungszeitraums haben, stempelt die bekannten 4R-Konzepte vielfach zu leeren Versprechungen.
Die derzeitigen Geschäftsmodelle der OEMs sind die Ursache dafür. Sie sind darauf ausgerichtet, das Auto im Neuzustand direkt zu verkaufen – oder aber spätestens als jungen Gebrauchtwagen, nach einem ersten Nutzungszyklus, beispielsweise als geleastes Fahrzeug. Dieses gängige Geschäftsmodell gefährdet allerdings den Erfolg der angekündigten 4R-Strategien. Mit ihm fehlen den OEMs die erforderlichen Fahrzeuge, um die beabsichtigten Ergebnisse zu erzielen.
Dazu Florian Tauschek, Associate Partner bei Berylls: „Um die 4R-Strategien zum Erfolg zu führen, müssen die OEMs ihr Geschäftsmodell so umgestalten, dass sie das Fahrzeug im Rahmen eines mehrzyklischen Vehicle-as-a-Service (VaaS)-Verkaufsmodells besitzen. Es muss ihnen gelingen die Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus, an verschiedene Endkunden weiterzugeben, anstatt es lediglich einmal direkt als Neuwagen zu verkaufen.“ Nur dann haben die OEMs wirklich vollen Durchgriff auf alle 4R-Bausteine. Ändert sich nichts, werden externe Recycler und Wiederaufbereiter das Geschäft mit wertvollen Rohstoffen machen.
Das mehrzyklische Verkaufsmodell rückt den Fahrzeug-Zustand in den Mittelpunkt. Er ist von entscheidender Bedeutung, damit das Fahrzeug für möglichst viele verschiedene Geschäftsmodelle verfügbar bleibt. Es gilt also unbedingt einen bestimmten Qualitätsstandard und damit die Attraktivität der Autos aufrechtzuerhalten.
Um dies zu erreichen, sind effiziente Aufbereitungsmaßnahmen nötig, mit denen sich die OEMs bisher nicht auseinandersetzen mussten. Noch werden sie außerdem in den meisten angekündigten 4R-Strategien vernachlässigt. Tatsächlich sollten sie eine hohe Priorität besitzen. Schließlich müssen sie die Konservierung eines qualitativ hochwertigen Zustands der Bestandsfahrzeuge garantieren, auch über mehrere Nutzungszyklen hinweg. Sie stellen also einen extrem wichtigen strategischen Enabler dar. Sowohl für Multi-Cycle-Verkaufsmodelle als auch für die ganzheitlichen 4R-Strategien der OEMs.
Alle Details und weitere Infos zur Notwendigkeit die gängigen 4R-Konzepte zu überarbeiten, finden Sie im angehängten Berylls Insight:
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