Die Leoni AG hat 2022 nach vorläufigen, nicht geprüften Geschäftszahlen einen Umsatz von rund 5,1 Mrd. Euro (2021: 5,12 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Das EBIT vor Sondereffekten1 lag bei rund 11 Mio. Euro (2021: 130 Mio. Euro), der Free Cashflow (FCF) bei rund 126 Mio. Euro (2021: -12 Mio. Euro). 

Die vorläufigen Zahlen umfassen Leoni inklusive der Business Group Automotive Cable Solutions (BG AM). Wie am 13. Dezember 2022 mitgeteilt, hatte der Käufer den Vollzug des im Mai 2022 abgeschlossenen Kaufvertrags (SPA) zur Veräußerung der BG AM überraschend verweigert. Die am 2. November 2022 konkretisierte Prognose für das Jahr 2022, in der die BG AM als aufgegebener Geschäftsbereich nicht mehr enthalten war, wurde (vergleichbar gerechnet) nach bisherigen Erkenntnissen bei EBIT vor Sondereffekten1 und Free Cashflow deutlich übertroffen. Der Free Cashflow enthält den FCF-Effekt von 278 Mio. Euro aus dem Verkauf der Business Group Industrial Solutions.

Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Refinanzierung erheblicher Wertberichtigungsbedarf entsteht. Aktuell lässt sich dieser nicht konkret beziffern; es ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Mio.-Euro-Bereich handelt. Dieser Wertberichtigungsbedarf belastet das berichtete EBIT im Geschäftsjahr 2022. Als Sondereffekt beeinflusst er nicht das EBIT vor Sondereffekten1.

„Wir haben unsere operative Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr weiter stabilisiert“, so Leoni-CEO Aldo Kamper. Das Unternehmen sah sich 2022 mit einem sehr fordernden Marktumfeld konfrontiert – vom Krieg in der Ukraine über die inflationsbedingt steigenden Preise bis hin zu den beeinträchtigten Lieferketten. Kamper: „Trotz dieses Umfelds haben wir deutliche Fortschritte gemacht. Das bedeutet nicht, dass wir uns mit dem Erreichten zufrieden geben. Wir müssen weiter konsequent unsere Hausaufgaben erledigen. Allem voran müssen wir eine Einigung mit unseren Finanzgläubigern auf ein neues Refinanzierungskonzept erreichen, um Leoni parallel zur fortschreitenden operativen Gesundung finanziell wieder auf eine robuste Basis zu stellen.“

Im vierten Quartal 2022 hat sich das Abrufverhalten der Kunden und damit das operative Geschäft gegenüber den Vorquartalen stabilisiert. Gleichzeitig gelang es, viele Verhandlungen über die Kompensation von gestiegenen Materialkosten und volatilen Kundenabrufen auch der vorausgegangenen Quartale erfolgreich abzuschließen. Dadurch konnten über die Kompensation hinaus auch Drohverlustrückstellungen wegen verbesserter Erwartungen bis Projektende aufgelöst werden.

Mehr Umsatz und ausgeglichener Free Cashflow für 2023 erwartet

Zugleich hat der Vorstand der Leoni AG heute die Eckdaten der Prognose für das Geschäftsjahr 2023 beschlossen. Demnach erwartet Leoni einen Umsatz von rund 5,5 Mrd. Euro, ein EBIT vor Sondereffekten1 im hohen zweistelligen Mio.-Euro-Bereich und einen ausgeglichenen Free Cashflow. Die Umsatzprognose stützt sich auf ein leichtes Wachstum der globalen Fahrzeugproduktion und den weiteren Hochlauf junger Baureihen sowie eine hohe Nachfrage nach Spezialkabeln. Beim EBIT vor Sondereffekten1 wird von einer weitestgehenden Kompensation inflationsbedingter Kostensteigerungen, einer weniger volatilen Nachfrage sowie Fortschritten bei der Kosteneffizienz in direkten und indirekten Bereichen ausgegangen. Die FCF-Prognose geht von einer operativen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr unter anderem durch Working-Capital-Optimierung aus, wobei weiterhin eine deutlich ausgeprägte Saisonalität erwartet wird.

Der Cashflow nach Finanzierungskosten (die im FCF nicht enthalten sind) wird auch 2023 erheblich negativ sein, zumal die Zinslast und mögliche Sondereffekte durch das ausstehende Refinanzierungskonzept noch nicht absehbar sind. Die im Jahr 2022 gezeigte operative Entwicklung reicht trotz der Fortschritte nicht aus, um die Zinsen und Leasingsaufwände zu tragen.

Die Prognose und die vorläufigen Zahlen stehen in Abhängigkeit mit einer erfolgreichen Refinanzierung von Leoni. Aufgrund der laufenden konstruktiven, aber sehr anspruchsvollen Verhandlungen über die Refinanzierung und des Erfordernisses einer Kapitalherabsetzung in diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass sich infolge dessen die Aufstellung des Jahres- und Konzernabschlusses 2022 und damit auch der Termin der ordentlichen Hauptversammlung über die jetzige Planung hinaus verzögern werden.

1 Die Kennzahl stellt die Bereinigung des EBIT um außergewöhnliche Einmaleffekte dar, um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Perioden und Interpretation der operativen Ertragskraft zu ermöglichen. Als Sondereffekte werden Effekte aus der Refinanzierung des Konzerns (inkl. Wertminderungen), aus Restrukturierungsmaßnahmen, aus M&A-Transaktionen sowie Sonderkosten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg klassifiziert. Erläuterungen zu verwendeten Finanzkennzahlen finden sich im Geschäftsbericht 2021 der Leoni AG, insbesondere auf den Seiten 55, 56, 60 und 63.

Über die LEONI AG

Leoni ist ein globaler Anbieter von Produkten, Lösungen und Dienstleistungen für das Energie- und Datenmanagement in der Automobilindustrie. Die Wertschöpfungskette reicht von standardisierten Leitungen über Spezial- und Datenkabel bis hin zu hochkomplexen Bordnetz-Systemen samt zugehöriger Komponenten, von der Entwicklung bis zur Produktion. Als Innovationspartner mit ausgeprägter Entwicklungsund Systemkompetenz unterstützt Leoni seine Kunden auf dem Weg zu immer nachhaltigeren und vernetzten Mobilitätskonzepten vom Autonomen Fahren bis zu Alternativen Antrieben sowie Ladesystemen. Dafür entwickelt Leoni Kabellösungen und Bordnetz-Systeme der nächsten Generation, die beispielsweise durch zonale Architektur Komplexität reduzieren und höhere Automatisierungsgrade ermöglichen. Die börsennotierte Unternehmensgruppe beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter in 28 Ländern und erzielte 2021 einen Konzernumsatz von 5,1 Mrd. Euro.

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