Prof. Dr. Stefan Kooths, Konjunkturchef und Vizepräsident des IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2022 des Statistischen Bundesamtes, wonach dieses um 1,9 Prozent gestiegen ist: 

„Die deutliche Zunahme des BIP im abgelaufenen Jahr darf über die krisenbedingten Einbußen nicht hinwegtäuschen. Ohne Energiepreisschock und hartnäckige Lieferengpässe wäre ein doppelt so kräftiger Anstieg der Wirtschaftsleistung möglich gewesen. Der Spielraum für den weiteren Aufholprozess im vergangenen Jahr lag bei rund 4 Prozent. Dieser wurde bei weitem nicht erreicht.

Getragen wurde die Aufwärtsbewegung insbesondere davon, dass sich die kontaktintensiven Dienstleistungsbereiche weiter vom Corona-Einbruch erholen konnten. Dies hat vor allem auch einen deutlichen Anstieg des privaten Konsums ermöglicht. Insgesamt war die Wirtschaftsleistung hierzulande nach zwei Pandemiejahren Anfang 2022 immer noch ein Prozent von ihrem Vorkrisenniveau entfernt.

Die weitere Erholung wurde durch den Schock des russischen Überfalls auf die Ukraine jäh unterbrochen. In der Folge kam es in Deutschland durch drastisch gestiegene Energiepreise zu erheblichen Einkommensabflüssen. So dürfte die Energieimportrechnung für 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund 70 Mrd. Euro höher ausgefallen sein. Deutliche Bremsspuren verzeichnen die energieintensiven Industriezweige, bei denen die Produktion schon merklich zurückgefahren wurde. Die übrige Industrieproduktion hatte das ganze Jahr über noch mit erheblichem Materialengpässen zu kämpfen. Dies hat die Wirtschaftsleistung merklich geschmälert. Allerdings wirkt der weiterhin sehr hohe Auftragsbestand noch für etliche Monate stabilisierend auf die Industriekonjunktur, die sonst stärker unter dem schwachen Neugeschäft leiden würde.

Im laufenden Jahr steht der Konjunktur zunächst ein weiterer Kriechgang bevor, insbesondere der private Konsum wird angesichts der massiven Kaufkraftverluste schwach sein. Erst in der zweiten Jahreshälfte ist mit einer leichten Belebung zu rechnen. Alles in allem rechnen wir mit einem Anstieg des Bruttoninlandsproduktes um 0,3 Prozent. Verglichen mit den Aussichten vom Winter 2021 dürfte die Wirtschaftsleistung in den Jahren 2022 und 2023 zusammen rund 180 Mrd. Euro niedriger ausfallen.“

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