- Engagement für Null-Emissionen-Zonen ist in Europa besonders groß, Vorreiter sind die Niederlande.
- Viele Kommunen wollen staatlichen Regularien zuvorkommen und bereits 2025 NEZ einführen, einige zunächst für den Güterverkehr
- Weltweit werden viele Megacitys wie Berlin, London, Mexiko-Stadt oder Tokio NEZ ausweisen. Chinesische Städte beteiligen sich nicht, China plant lediglich Beschränkungen für Güterfahrzeuge.
- Auswirkungen auf bestehende Fahrzeugflotte und Neukäufe werden massiv sein.
Um die Grenzwerte des Pariser Klima-Abkommens einhalten zu können, ist es aus Sicht vieler Fachleute unerlässlich, die Fahrzeugflotte zu dekarbonisieren. Weltweit greifen daher Regierungen zu Maßnahmen, wie Zulassungsverbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, um diese Flotten auf lokal emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen. Die Experten von Berylls Strategy Advisors, um Dr. Alexander Timmer und Lars Behr, haben sich in ihrer jüngsten Analyse angesehen, wo so genannte Null-Emissions-Zonen eingerichtet werden sollen und welche Auswirkungen sie auf die Anwohner und den Fahrzeugbestand haben werden.
Dr. Alexander Timmer, Partner bei Berylls Strategy Advisors: „Derzeit existiert keine global allgemeingültige Definition für Null-Emissions-Zonen. Wir gehen aber davon aus, dass nur Busse, Lkw und Pkw ohne Abgasemission sowie Fußgänger und Radfahrer in diese Zonen einfahren und sich darin bewegen dürfen.“ Weltweit hat sich eine Gruppe von 97 Städten zur C40 Cities Climate Leadership Group zusammengeschlossen. Sie steht für ein Zwölftel der Weltbevölkerung und ein Viertel der Weltwirtschaft.
36 C40-Mitglieder werden verpflichtend NEZ ausweisen, um die Emissionen in den Stadtzentren zu reduzieren. Zu ihnen gehören unter anderem Berlin, London, Mexiko-Stadt und Tokio. In ihrer "Green and Healthy Streets Declaration" verpflichten sich die Metropolen, bis 2030 einen bedeutenden Teil ihrer Stadtfläche als NEZ einzurichten. In der Folge werden bis 2030 170 Millionen Menschen in der Nähe (im Umkreis von 25 km) einer NEZ leben und dadurch in ihrer Mobilität und künftigen Fahrzeug-Kaufentscheidungen beeinflusst. Aktuell repräsentieren diese 170 Millionen Menschen eine Fahrzeugflotte von etwa 80 Millionen Pkw. Die Einführung der NEZ wird in der Folge einen beschleunigten Ersatz dieser Flotte notwendig machen. Analysten gehen davon aus, dass zwischen 2022 und 2030 rund 230 Millionen Elektrofahrzeuge weltweit produziert werden. Mehr als ein Drittel von ihnen wird nötig sein, um die Diesel und Ottomotoren zu substituieren, die heute in jenen 36 Metropolen fahren, die künftig auf NEZ setzen.
In den Niederlanden greifen bereits 2025 Beschränkungen für den Güterverkehr in 29 Städten. NEZ beschränken sich jedoch nicht auf Europa. Lars Behr, Consultant bei Berylls Strategy Advisors: „Es haben sich auch einige Städte in Emerging Markets und Entwicklungsländern zu NEZ verpflichtet. Ihre ehrgeizigen Ziele verdeutlichen die hohe Relevanz der Klimakrise und der Luftverschmutzung der Innenstädte für diese Nationen.“ Die Berylls-Experten gehen allerdings davon aus, dass nicht alle dieser Städte an den Zielen festhalten werden, wenn sich kurzfristig dringendere Probleme oder politische Veränderungen ergeben.
Die E-Mobilitätsnation Nummer 1, China, hält sich beim Thema NEZ bedeckt. Die Nation, die für rund ein Drittel der weltweiten Fahrzeugverkäufe steht, weist aktuell keine Städte aus, in denen NEZ entstehen sollen. Ansätze dafür gibt es jedoch in Metropolen wie Shenzhen und Luoyang. Hier wurden bereits spezielle Zonen für den Güterverkehr eingeführt oder sollen dort eingerichtet werden. Eine Änderung der Politik in den chinesischen Megacitys, könnte die Auswirkungen der NEZ auf die weltweite Autonachfrage nach BEV und Wasserstoff-Fahrzeugen erheblich beeinflussen. Denn würden sich die aktuellen chinesischen C40 Städte ebenfalls der Schaffung von NEZ verschreiben, wären hier über 90 Millionen Personen betroffen. Allerdings ist die Lenkungswirkung der Städte, die sich zur Einführung von NEZ verpflichtet haben, auch ohne chinesisches Engagement erheblich.
Noch haben sich nur wenige Städte offiziell dazu verpflichtet, ein Startdatum für ihre Null-Emissionen-Zonen festzulegen. Auch die Spezifikation der Fahrzeugtypen die von ihnen betroffen sein werden, steht noch aus. Und derzeit fehlen auch verbindliche Zugangsvoraussetzungen, die beispielsweise auf Emissionsrichtlinien basieren. Beispiele, die diese vier Bedingungen erfüllen, gibt es aktuell vor allem in Europa, das bei den NEZ Vorbildcharakter besitzt. Nicht zuletzt, weil ab dem Jahr 2035 EU-weit ein Zulassungsverbot für Diesel und Benziner gelten soll. Dass sich weitere Nationen am europäischen Vorbild orientieren, gilt als wahrscheinlich.
Sicher ist, dass die endgültige Umsetzung und Auswirkung von NEZs auf die Autobesitzer von der Anpassung nationaler und lokaler Gesetze abhängt. Klare technische Regelungen und zeitliche Vorgaben sind aber unerlässlich für Kunden und Autoindustrie, um sich auf die Auswirkungen einstellen zu können, die die NEZ für die Mobilität der Zukunft mit sich bringt.
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