Laut Stein haben sich 1004 Betriebe an der Umfrage beteiligt. „Die hohe Zahl der Rückmeldungen bestätigen die Annahme, dass die Energiekrise unsere Betriebe stärker trifft als die Pandemie es getan hat. Alle sieben Gewerkegruppen melden diesbezüglich negative Entwicklungen. Die Umfrage bestärkt uns in dem Ansatz, von der Bundesregierung schnelle und wirksame Maßnahmen gegen hohe Energiekosten zu fordern. Zudem darf es keine hohen bürokratischen Hürden geben, wenn Betriebe beispielsweise eine Photovoltaikanlage installieren möchten“, sagte der Präsident.
Unter dem Strich müssten bezahlbare Energie und gute unternehmerische Rahmenbedingungen stehen, so Eckhard Stein. „Dann kann das Handwerk seine Stärken ausspielen. Das Handwerk hat sich in schwierigen Zeiten immer als Stabilitätsanker und Zukunftsmacher erwiesen. Handwerkerinnen und Handwerker wollen die Zukunft mitgestalten und all ihr Know-how und Kreativität einbringen, um Transformation und Modernisierung voranzubringen. Eine Ausbildung im Handwerk hat Zukunft – jetzt vielleicht mehr denn je“, sagte der Präsident.
Aus der betrieblichen Praxis berichtete Werner Magnus. Der Karosseriebau- und Kfz-Mechanikermeister aus Jever ist Inhaber der Günter Magnus GmbH. Der Chef von 20 Mitarbeitern erklärte: „Beim Gas waren die Kosten bereits bis Ende September dreimal so hoch wie im Vorjahr.“ Er steht mit dem Versorger – auch für Strom – in engem Kontakt. Magnus ist froh, dass er einige Maßnahmen zum Energiesparen schon vor der Preisexplosion umgesetzt hat, darunter die Ausstattung zweier Werkhallen mit LED-Beleuchtung und die Anschaffung eines neuen Hallentores.
Eine aktuelle Umstellung betrifft den Klarlack für die Lackierarbeiten. „Hier hilft uns eine technologische Entwicklung. Wir arbeiten jetzt mehr mit Feuchtigkeit als mit Wärme. Der neue Lack trocknet bei 25 Grad und spart somit viel Energie ein, laut Hersteller 70 Prozent.“ Werner Magnus erwähnte aber auch, dass die Mitarbeiter neue Schutzanzüge bekommen haben, geschult wurden und dass der Lack im Einkauf um 15 Prozent teurer ist als der Vorgänger. „Diese Investition wird sich aber auszahlen“, zeigte er sich optimistisch.
Heiko Henke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, ging auf verschiedene Aspekte der Konjunktur ein. „Fast jeder Betrieb – nämlich 96 Prozent – hat höhere Einkaufspreise als noch vor sechs Monaten. Im selben Zeitraum haben aber lediglich 65 Prozent der Unternehmen die Verkaufspreise erhöht. Bei den Investitionen macht sich Zurückhaltung breit. Qualifiziertes Personal bleibt ein Dauerthema. Alle Handwerksgruppen melden offene Stellen.“
Hauptgeschäftsführer Henke wies zusätzlich auf die überbetrieblichen Bildungsstätten des Handwerks hin. Hier werden ergänzend zur Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule die elementaren Kenntnisse und Fertigkeiten, die durch die Ausbildungsverordnung vorgeschrieben sind, vermittelt. „Mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten muss eine entsprechende Kompensation erfolgen, damit die Ausbildungsbetriebe nicht auf diesem Wege verstärkt belastet werden. Die wichtigen Lernorte der beruflichen Bildung dürfen kein Nachsehen haben“, sagte Henke.
Eva Tanczos, betriebswirtschaftliche Beraterin bei der Handwerkskammer, hatte die Umfrage ausgewertet und ging auf die sieben Gewerkegruppen ein. Die Schlaglichter sind:
– Bauhauptgewerbe: Der Geschäftsklimaindex ist um 37 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr.
– Ausbaugewerbe: Die Zufriedenheit mit der Auftragslage hat das niedrigste Niveau seit fünf Jahren erreicht.
– Handwerke für den gewerblichen Bedarf: Der Beschäftigungssaldo ist um 18 Punkte gefallen und geht ins Negative, das heißt hier wird Personal dringend benötigt.
– Kraftfahrzeuggewerbe: Beim Umsatz ist die Entwicklung stark rückläufig und erreicht den niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
– Nahrungsmittelgewerbe: Die Geschäftslage wird mit einem Rückgang von 67 Prozent als düster betrachtet. Die Investitionen sind um die Hälfte eingebrochen und die letztjährig hohe Beschäftigungsentwicklung hat mit einem Saldo von -17 den niedrigsten Wert aller Gewerbegruppen erreicht.
– Gesundheitsgewerbe: Die Geschäftslage geht um 40 Prozent zurück und der Auftragsbestand um 47 Prozent.
– Personenbezogene Dienstleistungen: Diese Gruppe gibt noch das positivste Bild wieder, wobei sich der Personalmangel auch hier negativ auswirkt.
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