Als Beispiel für solche, den meisten Menschen unbekannte Zusammenhänge, nennt Beißwenger die Kalksteinindustrie. Sie sei sehr energieintensiv und benötige für die verschiedensten Produktionsprozesse Erdgas in großen Mengen. „Den meisten ist Kalkstein als Baustoff bekannt, etwa in Form von Natursteinen, Naturwerksteinen oder Schotter. Er ist aber auch unverzichtbar in der Glasindustrie, in der Chemie, bei der Aufbereitung von Trinkwasser und sogar in der Futtermittelindustrie. In hochreiner Form ist Kalkstein ein wichtiger Zusatzstoff in Rauchgasentschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken. Dies bedeutet ganz praktisch: Wenn unsere Betriebe diese hochreinen Rohstoffe wegen Energiemangels oder aber wegen exorbitanter Energiepreise nicht mehr abbauen und aufbereiten können, dann wird auch unsere Kohleverstromung nicht mehr funktionieren. Dann haben wir ein riesiges gesellschaftliches Problem. Man darf deshalb mit Fug und Recht sagen, dass die Rohstoffbranche und ganz besonders die Kalk gewinnenden und Kalkprodukte erzeugenden Betriebe systemrelevant sind“, erklärt Beißwenger.
Der ISTE appelliert deshalb an die Politikerinnen und Politiker in Land und Bund, sich bei ihren Entscheidungen solche Zusammenhänge immer wieder vor Augen zu führen. Beißwenger: „Es ist niemandem gedient, wenn wichtige Wirtschaftsbereiche zusammenbrechen, weil sie finanziell überlastet werden oder weil es an staatlicher Förderung mangelt. EU-Nachbarländer schlagen andere Wege ein als Deutschland. Sie versuchen, die Wettbewerbsfähigkeit ihre Wirtschaft um jeden Preis zu erhalten.“
Dabei gebe es Beißwenger zufolge durchaus Wege, Flächen der Rohstoffindustrie zur Energieerzeugung zu nutzen: Unsere Unternehmen eignen sich durchaus als potenzielle Kraftwerke. Sie bieten rund um ihre Abbaustätten oftmals große Flächen, die beispielsweise für Photovoltaikanlagen zur Verfügung stehen könnten. Dies gilt insbesondere für Baggerseen und schwimmende PV-Anlagen. Hier hat man sich mit einer restriktiven Regelung im Rahmen des sogenannten „Osterpaketes“ des Bundeswirtschaftsministeriums einen Bärendienst geleistet, indem man deutliche Beschränkungen für Floating-PV eingeführt und nicht korrigiert hat. Wir sollten gerade in diesen Bereichen mehr Flexibilität zeigen, um aus unserer dramatischen Versorgungssituation herauszukommen. Die Rohstoffindustrie jedenfalls steht als Partner für neue und schnell umzusetzende Konzepte der Energieerzeugung zur Verfügung.“
In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.
Pro Einwohner und Jahr müssen rund 10 Tonnen Material der Erde entnommen werden, damit Häuser, Bürogebäude, Straßen, Bahnlinien und Radwege gebaut werden können. Insgesamt werden so jährlich 100 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe gewonnen und benötigt. Ziemlich genau entspricht das einem Kilogramm mineralische Rohstoffe pro Einwohner und Stunde. Gebrauchte Baustoffe werden durch Baustoffrecycling im Kreislauf gehalten. So wird bereits heute ca. 90 Prozent des Bauschuttes und Straßenaufbruchs recycelt.
Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als „Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V.“ gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.
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