Die 2021 angelaufene langsame Erholung auf dem Ausbildungsmarkt setzt sich nach Einschätzung der IHK Nord Westfalen in diesem Jahr fort. Zwei Tage vor dem offiziellen Start des neuen Ausbildungsjahres am 1. August liegen ihr 6.870 Ausbildungsverträge von Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region vor. Das sind fast zwei Prozent oder 120 Ausbildungsverträge mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres (6.750), aber noch immer 13 Prozent weniger als 2019 (7.896).

„Diese Entwicklung ist dennoch ein gutes Zeichen“, kommentiert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jochen Grütters den leichten Aufwärtstrend. Betriebliche Ausbildung bleibe für viele junge Menschen attraktiv. Gleichzeitig schränkt er aber ein: „Trotzdem wird dies nicht reichen, den Bedarf an Fachkräften im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region zu sichern.“ Aus diesem Grund habe die IHK ihre Unterstützung für Unternehmen bei der Azubisuche noch einmal verstärkt und im Juli die Aktion „Azubis gesucht – wir bilden aus“ gestartet. Unter anderem stellt sie Betrieben ein Grafikpaket für das digitale Marketing in Internet und in sozialen Medien zur Verfügung.

Zwei Einflüsse setzen dem Ausbildungsmarkt zu. Zum einen sind dort immer noch die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. „Nach wie vor finden Jugendliche und Unternehmen noch nicht so gut zusammen wie vor der Pandemie“, beschreibt Grütters die Situation. Viele Jugendliche wüssten einfach zu wenig über betriebliche Ausbildung und schlügen andere Wege ein. Erleichtert zeigt sich Grütters deshalb darüber, dass in diesem Jahr die Berufsorientierung in den Schulen insbesondere für Neuntklässler wieder angelaufen ist und viele Unternehmen ihre Türen für Schülerpraktika geöffnet haben. Auf das Ausbildungsjahr 2022 wirke sich das aber noch nicht aus, stellt er fest.

Zum anderen merken auch die Betriebe beim Azubi-Recruiting die demografische Entwicklung. Denn die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich geschrumpft. „Damit stehen auch weniger Nachwuchskräfte für die betriebliche Ausbildung zur Verfügung“, erläutert Grütters. Das spiegele sich in der hohen Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze wider. Grütters: „Mitte Juli gab es im IHK-Bezirk Nord Westfalen über 2.000 offene Ausbildungsangebote.“

Die Chancen für Jugendliche, noch in diesem Jahr eine attraktive Ausbildung mit guten Perspektiven zu finden, seien entsprechend groß. „Es lohnt sich auf jeden Fall sich zu bewerben, denn eine Ausbildung kann auch im September oder Oktober starten“, versichert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer. Viele Unternehmen stellten darum gerade in den nächsten Wochen noch Nachwuchskräfte ein.

Ergebnisse nach Teilregionen

Stand 29. Juli sind 4.969 Ausbildungsverträge von Unternehmen aus dem Münsterland bei der IHK neu eingetragen worden, das sind 110 mehr als zum selben Zeitpunkt des vergangenen Jahres (+2,3 Prozent). Moderate Zuwächse verzeichnen die Kreise Borken (+4,0 Prozent, insgesamt 1.299 Verträge) und Steinfurt (+6,7 Prozent, insgesamt 1.219) sowie die Stadt Münster (+3,1 Prozent, insgesamt 1.248). Die Kreise Coesfeld (-8,5 Prozent, insgesamt 463) und Warendorf (-1,5 Prozent, insgesamt 740) hinken dem Zwischenergebnis des Vorjahres noch etwas hinterher. Im Münsterland ist die Zahl der Ausbildungsstarter in kaufmännischen Berufen etwas gestiegen (+3,8 Prozent, insgesamt 3.171), in industriell-technischen Berufen leicht gesunken (-0,4 Prozent, insgesamt 1.798).

In der Emscher-Lippe-Region liegt die Azubi-Zahl am Stichtag 29. Juli ganz knapp über der des Vorjahres. 1.901 Ausbildungsverträge wurden bis dahin eingetragen, zehn mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres (+ 0,5 Prozent). „Dass sich der Ausbildungsmarkt in der Emscher-Lippe-Region stabil zeigt, freut uns besonders“, unterstreicht der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Grütters, der auch IHK-Standortleiter Emscher-Lippe ist. Denn nach dem überdurchschnittlichen Anstieg in 2021 (+15,2 Prozent) sei in diesem Jahr ein Rückgang zu befürchten gewesen. In Bottrop verzeichnet die IHK aktuell ein Plus von 1,4 Prozent (13 Ausbildungsverträge weniger in kaufmännischen Berufen, aber 16 mehr in industriell-technischen Berufen, insgesamt 221), im Kreis Recklinghausen ein Plus von 2,1 Prozent (23 Ausbildungsverträge mehr in kaufmännischen Berufen, gleich viele in industriell-technischen Berufen, insgesamt 1.137). Unternehmen aus Gelsenkirchen haben bisher 543 Ausbildungsverträge der IHK gemeldet. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 2,9 Prozent (neun Ausbildungsverträge weniger in kaufmännischen Berufen, sieben weniger in industriell-technischen Berufen).

Beratung und Internettipps

Passgenaue Besetzung
Wer jetzt noch einen Ausbildungsplatz sucht, kann sich direkt an die IHK wenden. Die „Passgenaue Besetzung“ der IHK bringt Betriebe und Ausbildungsplatzsuchende zusammen. Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Ansprechpartnerin für das Münsterland ist Anke Sültemeyer, Telefon 0251 707-442, E-Mail anke.sueltemeyer@ihk-nw.de, Ansprechpartner für die Emscher-Lippe-Region Simon Wehrmeister, Telefon 0209 388-538, E-Mail simon.wehrmeister@ihk-nw.de 
www.ihk.de/…

Lehrstellenbörse
Ausbildungsinteressierte sowie Lehrkräfte, Familien und alle, die junge Menschen bei der Ausbildungsplatzsuche begleiten, können die kostenfreie IHK-Lehrstellenbörse nutzen. Hier können Unternehmen, ebenfalls kostenfrei, Ausbildungsstellen anbieten. Aktuell finden sich dort alleine für den IHK-Bezirk Nord Westfalen fast 3.000 freie Plätze; rund 800 bereits für 2023.
www.ihk-lehrstellenboerse.de

„Azubis gesucht – wir bilden aus“
Grafikpaket für das digitale und analoge Ausbildungsmarketing
www.ihk.de/…

Über Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen

Die IHK Nord Westfalen ist mit rund 150.000 Mitgliedsunternehmen eine der größten Industrie- und Handelskammern Deutschlands. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts fördert sie die gewerbliche Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland. Sie vertritt deren Gesamtinteresse gegenüber dem Staat und der Politik, engagiert sich für optimale Standortbedingungen im deutschen und internationalen Wettbewerb und nimmt anstelle des Staates hoheitliche Aufgaben wahr.

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