Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen in der Ukraine fordert der Landesverband Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW), die bedeutenden Potenziale von Biogas für die erneuerbare Wärme verstärkt zu nutzen und so gezielt die Versorgungssicherheit auszubauen. „Je schneller wir den Umstieg auf heimische regenerative Energien schaffen, desto beruhigter können wir in die Zukunft blicken. Mit Biogas haben wir einen Energieträger, der nicht nur flexibel Strom erzeugen kann, sondern auch noch in großen Mengen Wärme produziert“, erklärt LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger.
Auf die Wärme entfällt mehr als 50 Prozent des heimischen Energieverbrauchs. Und knapp die Hälfte dieser Heizenergie wird durch Gas erzeugt, das Deutschland aktuell zu gut 55 Prozent allein aus Russland bezieht. Alternativ steht Biogas als heimischer und klimafreundlicher Energieträger zur Verfügung, der bei der Verstromung in Blockheizkraftwerken sozusagen nebenbei Wärme erzeugt. Diese Abwärme aus Biogasanlagen wird bereits in Tausenden Haushalten in Deutschland genutzt.
Der Fachverband Biogas geht davon aus, dass in den gut 9.500 Biogasanlagen bundesweit genug Wärme für rund eine Million Haushalte erzeugt werden kann. Bei einem durchschnittlichen Wärmebedarf von 10.000 Kilowattstunden (kWh) pro Haushalt entspricht dies einer Gasmenge von einer Milliarde Kubikmeter – was rund zwei Prozent der Gasimporte aus Russland entspricht.
Dieses Potenzial müsse erhalten und ausgebaut werden, fordert Mildenberger. Für viele Anlagen, die derzeit in Betrieb sind, endet der Förderzeitraum über das EEG aber nach 20 Jahren. Dabei funktionieren die Anlagen technisch weiterhin reibungslos. „Es kann nicht sein, dass wir hierzulande gut funktionierende, klimafreundliche und sichere Biogasanlagen nicht weiter betreiben“, betont Mildenberger.
„Biogas kann einen wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche und krisensichere Wärmebereitstellung leisten“, ist der LEE NRW-Geschäftsführer überzeugt. Daher müsse dringend ein zukunftsfähiges und wirtschaftliches Modell entwickelt werden, um deren Weiterbetrieb zu gewährleisten. Vor allem im ländlichen Raum seien Wärmenetze auf Basis von Biogas voranzutreiben. Und die Verwertung von Wirtschaftsdünger wie Gülle müsse durch Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erhöht werden.
Für die Verbraucher der Biogaswärme gibt es aus Sicht des LEE NRW mehrere Vorteile: Die Kosten für die Kilowattstunde liegen in der Regel unter denen für fossile Energieträger. Häufig stecken hinter Bioenergiedörfern Genossenschaften, die nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind und daher auch unter den aktuellen Gegebenheiten keine Anpassung der Wärmekosten vornehmen. Die Übergabestation im Keller gehört dem Betreiber, der sich um die Wartung und Reparaturen kümmert. Vor allem aber ist die Heizenergie klimafreundlich und krisensicher.
Für den Hintergrund:
In NRW ist die Bioenergie nach der Windkraft die meistgenutzte erneuerbare Energiequelle. Die landesweit 1.400 Biogasanlagen erzeugten im Jahr 2019 über 5 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damit kann der jährliche Strombedarf von ca. 1,5 Millionen NRW-Haushalten gedeckt werden.
So gut wie jede größere Biogasanlage hat mittlerweile ein angeschlossenes Wärmekonzept. Neben Häusern und Wohnungen geht die klimafreundliche Heizenergie in Schwimmbäder und Turnhallen, Krankenhäuser und Schulen, Kindergärten und Rathäuser. Viele Biogasanlagen haben ihren Betrieb der Wärmenachfrage angepasst und fahren saisonal, d.h. sie erzeugen im Winter mehr Gas – und damit auch mehr Strom und Wärme – als im Sommer. Insgesamt liefern die Biogasanlagen mehr als 3.000 Megawatt thermische Leistung.
Weitere Informationen dazu finden Sie unter https://www.lee-nrw.de/themen/bioenergie/?utm=53cd9d2da693706ed0e72dede621d70f?utm=53cd9d2da693706ed0e72dede621d70f
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.
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