Theorie und Praxis in Lehre und Ausbildung zusammenführen – dies sei der vornehmliche Zweck einer dualen Hochschule. Die Rektorin der DHBW, Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann, legte bei ihrer Begrüßung insofern großen Wert auf die intensiven Beziehungen ihrer Hochschule zu Wirtschaftsunternehmen und zur Berufspraxis. Gerade diese Kombination aus Lehre und beruflicher Ausbildung sei ausgesprochen begehrt. Die DHBW verzeichne beim Bauingenieurwesen mehr als doppelt so viele Bewerbungen von Studieninteressierten, als sie Ausbildungsplätze anbieten könne. Eine mit Blick auf Finanzmittel nicht zu überhörende Botschaft in Richtung der Landesregierung.
Der intensive Kontakt zur heimischen Wirtschaft machte sich insofern bezahlt, als gleich zwei Partnerunternehmen der DHBW jeweils einen GeoKoffer sponserten: die Heinrich Feeß GmbH & Co. KG aus Kirchheim unter Teck sowie die Harsch Bau GmbH & Co. KG aus Bretten. Alexander Feeß und Mario Harsch, die ihre Firmen vertraten, konnten sich schon häufig über diese funktionierende Kooperation mit der Hochschule freuen. Fast 30 Bauingenieure haben ihre Unternehmen in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der DHBW ausgebildet. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Ein fundiertes geologisches Wissen gehört bei dieser Ausbildung natürlich dazu.
Dass auch er über solch ein Wissen verfügt, stellte Minister Peter Hauk unter Beweis. Als Ressortchef für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Stuttgarter Kabinett hätte er zuständigkeitshalber eigentlich nicht die meisten der 14 Handstücke im GeoKoffer identifizieren können müssen. Als diplomierter Forstwirt allerdings konnte man ihm in Sachen Standortkunde nicht viel vormachen. Dazu gehört eben auch die Kenntnis der Geologie des Untergrundes, auf welchem Wald wächst.
Übertragen auf aktuelle Fragen des Bauens sah der Minister keineswegs Widersprüche zwischen mineralischen Rohstoffen und den aus ihnen entstehenden Baumaterialien sowie nachwachsenden Rohstoffen wie etwa Holz. „Die beiden ergänzen sich bestens – und das schon seit Jahrtausenden“, sagte er. Für ihn gehöre hybridem Bauen die Zukunft, welches die Vorteile beider Werkstoffe nutzt und intelligent zusammensetzt.
Angesichts zunehmender Nutzungskonkurrenz, wenn es um Infrastruktur- oder Wohnbau, aber auch um Einrichtungen der Energiewende wie etwa Windkraftanlagen geht, plädierte Hauck für intensive und umfassende Aufklärung der Bevölkerung. „Man kann nicht die Energiewende begrüßen und gleichzeitig gegen Solar- oder Windkraftanlagen in seinem Umfeld sein“, meinte der Minister und lobte insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit des ISTE.
Dessen Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger, der den GeoKoffer und seine Entstehungsgeschichte vorstellte, unterstrich die Bedeutung von Dialogen und Gesprächen mit allen Beteiligten bei der Gewinnung mineralischer oder biologischer Rohstoffe: „Breite Akzeptanz zu erzielen gehört zu den ganz großen gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Ohne Rohstoffgewinnung mit Augenmaß und ohne eine funktionierende Kreislaufwirtschaft werden wir unseren Wohlstand nicht erhalten können“, sagte er. Dazu zähle auch, durch dezentrale Verteilung von Abbaustätten für kurze Transportwege zu sorgen und den Menschen immer wieder vor Augen zu führen, wie sehr sie auf mineralische Rohstoffe angewiesen sind.
Dies führte der ISTE-Film „Ein Kilogramm pro Stunde“ informativ und unterhaltsam vor Augen. Diese Menge an mineralischen Rohstoffen verbraucht statistisch nämlich jeder Bundesbürger innerhalb von 60 Minuten.
Den Studierenden in Mosbach dürfte dieser ungewöhnliche Anlass künftig geologische Theorie und praktischen Nutzen sinnfällig vermitteln. Ihre beiden neuen Geokoffer werden jedenfalls ab sofort in den Vorlesungen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach zum Einsatz kommen.
Fakten zum GeoKoffer
Das multimediale Bildungspaket hat der ISTE in Kooperation mit der Umweltakademie Baden-Württemberg, dem Landesverband der Schulgeographen, dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau sowie den Pädagogischen Hochschulen im Land in dreijähriger Arbeit entwickelt. Der GeoKoffer soll das Interesse der Schüler an geologischen Themen und den interdisziplinären Unterricht fördern.
Der GeoKoffer, in dessen Entwicklung 70 000 Euro investiert wurden, soll Lehrer dabei unterstützen, Themen rund um die Erdgeschichte spannend und praxisnah zu vermitteln. Ob Kontinentaldrift, Vulkanismus oder die Entstehung des schwäbischen Schichtstufenlandes – tektonische Phänomene haben über Jahrmillionen hinweg die Landschaft im Südwesten geprägt und Gesteinsarten, wie Gneis, Granit, Posidonienschiefer, Porphyr, Muschel- oder Jurakalk hervorgebracht. Für die meisten Schüler ist Geologie abstrakt und wenig greifbar. Das soll sich mit dem GeoKoffer ändern.
Es handelt sich um ein multimediales Lehrmittel, das die 14 wichtigsten Bausteine des Landes Baden-Württemberg zum Anfassen und Experimentieren enthält. Neben diesen handgeschliffenen, faustgroßen Gesteinstücken beinhaltet der GeoKoffer auch 33 laminierte Informationskarten für die Gruppenarbeit und einen USB-Stick, auf dem Präsentationen, Arbeitspapiere, Fotos und Filme gespeichert sind. Mit ihnen können die Schüler hinter die Kulissen von Steinbrüchen, Kies- und Sandgruben blicken. Dabei erfahren sie nicht nur, wie die Gesteine im Koffer vor Urzeiten entstanden sind, sondern wie sie gewonnen, weiterverarbeitet und als Baustoff oder in zahlreichen industriellen Anwendungen, wie der Papier-, Glas-, Stahl- oder Lebensmittelherstellung, zum Einsatz kommen. Häufig fragen Schüler: "Warum muss ich das für mein späteres Leben wissen?". Darauf gibt der GeoKoffer mit seinem hohen Praxis- und Alltagsbezug eine überzeugende Antwort. Denn schon morgens, beim Zähneputzen sind Steine im Spiel, die sich als Kalkmehl in der Zahnpasta befinden.
In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.
Pro Einwohner und Jahr müssen rund 10 Tonnen Material der Erde entnommen werden, damit Häuser, Bürogebäude, Straßen, Bahnlinien und Radwege gebaut werden können. Insgesamt werden so jährlich 100 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe gewonnen und benötigt. Ziemlich genau entspricht das einem Kilogramm mineralische Rohstoffe pro Einwohner und Stunde. Gebrauchte Baustoffe werden durch Baustoffrecycling im Kreislauf gehalten. So wird bereits heute ca. 90 Prozent des Bauschuttes und Straßenaufbruchs recycelt.
Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als "Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V." gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.
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