Für Aktien war die Berichtssaison für die Unternehmensgewinne insgesamt stark. Ein weiterer Grund zur Besorgnis, die mögliche Zahlungsunfähigkeit des Immobilienunternehmens Evergrande in China, wurde erneut abgewendet, und wir erwarten, dass die Politik, falls erforderlich, erneut eingreifen wird, um eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. In den USA hat Präsident Biden Jerome Powell erneut zum Fed-Vorsitzenden ernannt, um Kontinuität in der Geldpolitik zu gewährleisten, und Lael Brainard als stellvertretende Vorsitzende bestätigt. Inmitten der Bemühungen der Demokraten um die Verabschiedung der Social Infrastructure Bill durch den Senat (die bis zum 13. Dezember erfolgen soll) dürfte jedoch eine gewisse Volatilität zurückkehren. Der Weg dahin scheint noch unklar, ebenso wie der endgültige Gesamtbetrag des Maßnahmenpakets.
Und wir befinden uns mitten in einer neuen Covid-Welle. Zum Beginn der Wintersaison steigt die Zahl der Fälle in Europa und den USA. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass dies die Wachstumsaussichten beeinträchtigen wird, da die Impfkampagnen bereits laufen. Allerdings ist es schwierig, nach den jüngsten Höchstständen an den Aktienmärkten ein deutliches Aufwärtspotenzial zu erkennen. Das nach unserer Auffassung wahrscheinlichste Szenario bis zum Jahresende sind Aktienmärkte, die sich in einer gewissen Bandbreite bewegen, und volatile Anleihen, verbunden mit einer geringeren Liquidität auf breiter Front. Vor diesem Hintergrund halten wir an unserer neutralen Haltung bei Aktien und unserer kurzen Duration bei Kernanleihen fest, während wir bei Unternehmens- und Peripherieanleihen eine leicht positive Haltung einnehmen. Bei der Portfoliokonstruktion wird unserer Meinung nach für viele Investoren das Streben nach realen Renditen entscheidend sein.
Auf Basis dieses Szenarios beurteilen wir die Märkte und Anlageklassen folgendermaßen:
Aktien – selektive Auswahl notwendig
Bei der Asset-Allokation werden wir weiterhin Aktien bevorzugen, da es auf dem Weg zu einem späten Zyklus aus unserer Sicht keine anderen Möglichkeiten gibt. Unsere Haltung gegenüber Aktien wird sich wahrscheinlich von neutral zu einer taktischen Übergewichtung ändern, sobald sich die Wirtschaft im zweiten und dritten Quartal 2022 wieder beschleunigen sollte. Die Notwendigkeit von Absicherungen sollte jedoch hoch bleiben, da das Risiko politischer Fehler steigt. Außerdem sind wir uns bewusst, dass das Aktienengagement vermutlich einen Höchststand im Zyklus erreicht hat, wobei die Industrieländer und insbesondere die USA bevorzugt wurden, wo die Bewertungen inzwischen extrem sind. Da sich die Erholung auf die Schwellenländer ausweitet, wo die Allokation unter die strategischen Ziele gefallen ist und das Renditepotenzial höher ist, erwarten wir, dass die Anleger auf der Suche nach attraktiven Bewertungen tendenziell eine Umschichtung in diese Märkte vornehmen werden. Insgesamt gibt es bei Aktien nach wie vor Bereiche mit Blasen, wie wir meinen. Daher sollten Anleger nach unserer Auffassung Qualität/Value, Dividendentitel und Aktien bevorzugen, die eine nachhaltige Preissetzungsmacht zeigen – die allerdings nicht leicht zu messen ist.
Kurzlaufende Unternehmensanleihen – ein potenzieller Inflationsschutz
Unternehmensanleihen mit höheren Renditen und kurzen Laufzeiten könnten das beste Mittel sein, um die hohe Inflation zu bewältigen, aber die Auswahl wird entscheidend sein, da die Ausfallraten von ihren Tiefständen steigen werden, wenn die finanziellen Bedingungen weniger günstig werden.
Sachwerte – eine wichtige Assetklasse im Hinblick auf Inflation
Sachwerte werden favorisiert, da sie zum Inflationsschutz beitragen können. In dieser Hinsicht gibt es viele Möglichkeiten. Bei privaten Schuldtiteln können die auf diesem Markt verfügbaren variablen Zinssätze und die Liquiditätsprämie dabei helfen, in einem Markt mit steigender Finanzierungsnachfrage nach Einkommensmöglichkeiten zu suchen, die widerstandsfähiger gegenüber möglichen Anstiegen der Kernrenditen sind. Infrastrukturinvestitionen erleben ebenfalls eine starke Dynamik angesichts der Möglichkeiten, die sich im Zusammenhang mit der Energiewende bieten, und dies ist im Allgemeinen auch eine Anlageklasse, die Inflationsschutz bietet. Auch Immobilien könnten in der Erholungsphase selektive Chancen bieten.
ESG-Trend1 – Beschleunigung erkennbar
Auf der jüngsten COP26-Konferenz wurde die Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Emissionsreduzierung hervorgehoben. Die Last-Minute-Vereinbarung zwischen China und den USA könnte eine weitere Beschleunigung dieses Trends markieren, was zu einer steigenden Nachfrage seitens der Investoren führen und sich schließlich in einer positiven Rückkopplungsschleife in höheren Marktpreisen niederschlagen könnte.
Fazit
Wir glauben, dass die Anleger in den nächsten drei Jahren mit mageren realen Renditen rechnen müssen. Unserer Ansicht nach könnte die reale jährliche Rendite eines Portfolios aus 60% Aktien und 40% Anleihen sowohl in den USA als auch in Europa gegen Null tendieren. Das Anlagepuzzle der Zukunft besteht darin, wie das reale Renditepotenzial gesteigert werden kann. Dazu müssen aus unserer Sicht die sich bietenden Gelegenheiten in allen Anlageklassen genutzt werden, denn der reale Wert, den der Markt bietet, ist nicht allzu groß, was die Notwendigkeit für Anleger unterstreichen dürfte, ein breites Spektrum an Anlageinstrumenten zu halten.
1) ESG: Environment (Umwelt), Social (Soziales), Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung)
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