Die Studie ist ein Beispiel dafür, dass über manche Bildungsreformen zwar in der Öffentlichkeit heftig debattiert wird, sie aber keinen messbaren Unterschied für die betroffenen Schüler*innen erzeugen. „Aus politischer Sicht ist das sehr aufschlussreich“, sagt ifo-Forscherin Larissa Zierow. “Die Wissenschaft benötigt messbare Beweise, um zu klären, ob viel diskutierte Reformen überhaupt Folgen haben. Unsere Ergebnisse zur ‚Kopfnoten‘-Reform legen nahe, dass sich die politischen Bemühungen auf andere Bereiche konzentrieren sollten, um die Qualität des Bildungssystems zu erhöhen.“
Für die Untersuchung verwenden die Autor*innen drei umfangreiche Datensätze: Vergleichstests in der neunten Klasse, Messungen von Charaktereigenschaften, wie beispielsweise Gewissenhaftigkeit, aus Haushaltsbefragungen sowie Daten zum Einstieg in das Erwerbsleben aus dem Mikrozensus, der jährlichen Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland. Nimmt man Befürworter und Gegner von Verhaltensnoten beim Wort, sollte all dies von der Benotung betroffen sein. Messbar bestätigen lassen sich diese theoretischen Überlegungen jedoch nicht. Schoner sagt zur Erklärung, der zusätzliche Informationsgehalt von Verhaltensnoten sei deshalb gering, weil Fachnoten das Verhalten und die Mitarbeit der Schüler bereits zum Teil umfassten.
In der Studie vergleichen die ifo-Forscher*innen Florian Schoner, Lukas Mergele und Larissa Zierow Bildungsreformen von Bundesländern, die Verhaltensnoten in ihrem Schulsystem eingeführt haben. „Durch die gegensätzlichen Ansichten zu Nutzen und Schaden von Kopfnoten gab es in den 2000er Jahren immer wieder Bildungsminister*innen, die Kopfnoten abschafften oder wieder einführten. Diese zeitlichen Unterschiede zwischen den Bundesländern nutzen wir, um die Folgen dieser Benotungsform für die Schüler*innen zu untersuchen“, sagt ifo-Forscher Lukas Mergele.
Den vollständigen Aufsatz (auf Englisch) von Florian Schoner, Lukas Mergele und Larissa Zierow mit dem Titel „Grading Student Behavior“ finden Sie hier.
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