Am 23. Juni 2021 war Premiere für den „Congress on Business Applications Aachen – Lösungen für Produktion und Logistik“ (CBA Aachen). Mit einem erweiterten Blick auf das ganze Feld der Business Applications löst die neue Fachveranstaltung die traditionsreichen Aachener ERP-Tage ab. Der Sprung auf den nächsten Level kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, wandelt sich doch im Zuge der digitalen Transformation auch die Systemstruktur in den Unternehmen. Diese setzen zunehmend auf unterschiedliche Systeme, um den vielfältigen Anforderungen an die Auftragsabwicklung gerecht zu werden. Fragen des Zusammenspiels zwischen IT und Prozessen für eine wertschöpfende Ende-zu-Ende-Auftragsabwicklung sind damit aktuell wie nie.

Mehr als 150 Teilnehmer verfolgten im Live-Stream Vorträge und Erfahrungsberichte, informierten sich zu neuen Technologien, nutzten den Chat zum Erfahrungsaustausch und diskutierten ihre Anliegen in Breakout-Sessions. Partner präsentierten ihre Leistungen und Lösungen, darunter auch die Exclusive-Partner der CBA Aachen 2021, die Abas Software GmbH und die Asseco Solution AG.

Über den digitalen Wandel und dessen Auswirkungen sprach Professor Volker Stich, Geschäftsführer des FIR, in seiner einleitenden Keynote und belegte damit auch noch einmal die mit dem neuen Veranstaltungskonzept der CBA Aachen realisierte inhaltliche Erweiterung auf alle betrieblichen Anwendungssysteme. Der Wandel vollzieht sich auf vielen Ebenen: Rein monolithische Systeme werden zunehmend durch modulare Systemstrukturen abgelöst, die eine flexible und effiziente Integration in die individuelle IT-Landschaft der Unternehmen ermöglichen; der Markt wird nicht mehr nur von wenigen Anbietern dominiert und auch der Fokus hat sich geändert. Ging es früher um die wandlungsfähige Fabrik und im Kern um die Gestaltung von verfügbaren Ressourcen, rücken heute neben Maschinen und Anlagen auch die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur und die IT in den Betrachtungsbereich. Sie alle müssen integriert werden, um das übergeordnete Ziel der Kundenzentriertheit zu erreichen. Denn darum geht es letztendlich – die absolute Orientierung am Kundenbedarf wird zum erfolgsbestimmenden Faktor. Das vom FIR entwickelte Framework ADAM® integriert alle genannten Aspekte und bringt die Technologieinfrastruktur mit der Geschäftsentwicklung in Einklang. So zahlen alle aus ADAM® abgeleiteten Aktivitäten auf die Kundenvorteile ein und helfen, geeignete technische Möglichkeiten einzusetzen.

Wie wichtig eine integrierende Betrachtungsweise ist, zeigten auch Best Practices zur Umsetzung der Auftragsabwicklung sowie zur Organisation von Systemeinführungen. So wies auch Gaby Droll, TÜV-Rheinland Service GmbH, schon in ihrem Vortragstitel „IT-Harmonisierung: Technik, Menschen und Prozesse am Beispiel von Order2Cash“ auf diese Tatsache hin. Sie hält es für unabdingbar, die Mitarbeiter:innen durch gezielte Kommunikation auf Veränderungen vorzubereiten und sie von Anfang an in das Projekt einzubinden. Auch Jens Wulff, Neumann & Esser Group, machte im Rahmen der digitalen Transformation seines Unternehmens die Erfahrung, dass eine klare gemeinsame Vision, die frühe Einbindung von Betroffenen und das Feiern sichtbarer Erfolge wesentlich zum Gelingen der Implementierung von Business Applications beitragen. Wichtig ist aber auch, nicht das große Ganze in den Blick zu nehmen, sondern zunächst im Kern des Geschehens zu starten. Christian Leopoldseder, Asseco Solutions AG und Yvonne Ache, Springer Maschinenfabrik GmbH, identifizierten zu ihrem gemeinsamen Projekt „Intelligente Prozessautomatisierung im Einkauf“ neben dem Abbau von Inseldenken vor allem die Datenqualität sowie Daten- und Prozessverständnis als Kerngrößen für den Erfolg von Veränderungsprojekten.

Business Applications müssen heute so vernetzt sein, dass Informationen schnell zugänglich sind und Mitarbeiter:innen bei ihren Entscheidungen unterstützen – auch über Unternehmensgrenzen hinweg.  Dies wird vor allem vor dem Hintergrund von sich schnell wandelnden Märkten mit vielen unabwägbaren Risiken wichtiger. Transparenz, Flexibilität und Funktionalität sind im Hinblick auf Kundenanforderungen und Marktveränderungen die wesentlichen Anforderungen, die Unternehmen heute an Business Applications stellen. Um potenziellen Risiken erfolgreich zu begegnen, ist laut Stich eine Mischung aus robusten Monolithen und modularer Agilität der Königsweg. Sie bietet eine stabile Basis für Daten und Prozesse und berücksichtigt gleichzeitig agile Strukturen.

Dies bestätigte auch Dr. Karsten Sontow, Vorstandsvorsitzender der Trovarit AG, in seinem Vortrag „Betriebliche Software-Landschaften – Status quo und Perspektiven“. ERP spielt auch heute nach wie vor eine verbindende Rolle. Als zentraler Hub sorgt das System für eine vertikale Integration von Applikationen. Sontow sprach von der „Single Source of Truth“: ERP-Systeme bilden die Grundlage zur Filterung, Klassifizierung und Weitergabe von Daten an weitere Systeme und liefern semantische Informationen, um Daten richtig interpretieren zu können. Die Zukunft betrieblicher Software-Landschaften sieht er – deutlich ausgebaut – in der Cloud. Neben ERP werden Best-of-Breed-Software, Eigenentwicklungen, Office- und Low-Code- / No-Code-Applikationen zu einer effizienten Regelung des Gesamtsystems beitragen und die Wertschöpfung produzierender Unternehmen erhöhen. Beeinflusst wird diese Entwicklung von maßgeblichen Trends wie Process-Mining, Cloud-Computing und Künstlicher Intelligenz, die neue Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und die Features von Business Applications stellen.

Und auch zu Modellen und Methoden für die Organisation des Auftragsabwicklungsprozesses konnten sich die Teilnehmer während der Fachveranstaltung informieren. Gemeinsam mit Expert:innen aus dem FIR, dem Center Integrated Business Applications und dem Institut für Produktionstechnik (wbk) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erörterten sie in interaktiven Breakout-Sessions Fragen zum Change-Management in Business-Software-Projekten, zum Nutzen des digitalen Zwillings in der Produktion sowie zum Innovations- und Forschungsbedarf in Produktion und Logistik.

Den Abschluss des Tages bildete eine Podiumsdiskussion. Vertreter aus Verbänden, Unternehmen und Systemintegration diskutierten durchaus kontrovers ihre Blickwinkel zur Veränderung betrieblicher Softwarelösungen. Konsens herrschte aber auch hier über das, was Professor Stich schon eingangs konstatierte und was sich als roter Faden durch den gesamten Tag zog: „Stabil bleibt nur, wer sich verändert.“

Nach erfolgreichem Start steht auch der Fortsetzungstermin bereits fest. Am 8. und 9. Juni 2022 dreht sich auf der CBA Aachen 2022 wieder alles um digitale Lösungen für Produktion und Logistik.

Weitere Informationen cba-aachen.de

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Das FIR ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungs- und Ausbildungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation, Informationslogistik und Unternehmens-IT mit dem Ziel, die organisationalen Grundlagen zu schaffen für das digital vernetzte industrielle Unternehmen der Zukunft.

Mit Erforschung und Transfer innovativer Lösungen leistet das FIR einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Dies erfolgt in der geeigneten Infrastruktur zur experimentellen Organisationsforschung methodisch fundiert, wissenschaftlich rigoros und unter direkter Beteiligung von Experten aus der Wirtschaft. Im Zentrum der Betrachtung liegen die industriellen Verticals als Anwendungsfälle. Dies sind aktuell: Future Logistics, Smart Services und Smart Maintenance, Smart Commercial Buildings und Smart Mobility.

Das Institut begleitet Unternehmen, forscht, qualifiziert und lehrt in den Bereichen Dienstleistungsmanagement, Business-Transformation, Informationsmanagement und Produktionsmanagement. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen fördert das FIR die Forschung und Entwicklung zugunsten kleiner, mittlerer und großer Unternehmen.

Seit 2010 leitet der Geschäftsführer des FIR, Professor Volker Stich, zudem das Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus. Im Cluster Smart Logistik ermöglicht das FIR eine bisher einzigartige Form der Zusammenarbeit zwischen Vertretern aus Forschung und Industrie. Das FIR wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert, unterstützt als Johannes-Rau-Forschungsinstitut die Forschungsstrategie des Landes und beteiligt sich an den entsprechenden Landesclustern, um den Standort NRW zu stärken.

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