Trends beachten
Im Zusammenhang mit diesen Rekordwerten seien laut Grüner einige Themen in den Vordergrund getreten, die von Herstellern in den USA, Großbritannien, der Eurozone und Australien in ähnlicher Weise hervorgehoben wurden. „Das Geschäft florierte dank Wiedereröffnungen und einer starken Nachfrage, gleichzeitig ärgerten sich die Unternehmen über Gegenwind, welcher bereits vielfach diskutiert wurde: Lieferverzögerungen, steigende Materialkosten und Kapazitätsengpässe“ analysiert Grüner. Generell betrachtet hätten die Mai-Zahlen aber zu einem anhaltenden Trend beigetragen: Die COVID-getriebene Nachfrage nach Waren (und den Komponenten, aus denen sie bestehen) sei robust geblieben, was zu bekannten Engpässen bei Halbleitern, Holz und anderen Materialien geführt hätte.
Industrieländer laufen voraus
„Dabei gilt es zu beachten, dass dieser Trend schwerpunktmäßig in den Industrieländern vorherrscht“, so Grüner. „In Schwellenländern, die immer noch mit COVID-Ausbrüchen zu kämpfen haben, sieht es für das verarbeitende Gewerbe nicht ganz so rosig aus.“ Die Aktivität in den Fabriken Mexikos, Brasiliens und Indiens falle deutlich geringer aus. „Während die Einkaufsmanagerindizes in den USA (62,1), Großbritannien (65,6) und der Eurozone (63,1) also glänzen konnten, hielt sich beispielsweise Indien mit 50,8 gerade noch im expansiven Bereich“, sagt Grüner. Ähnliches gelte auch für China, die zu ihrem längerfristigen Trend moderaten Wachstums zurückgekehrt seien. „Dies ist allerdings grundsätzlich positiv zu sehen, da China aus unserer Sicht einmal mehr eine gute ‚Vorschau‘ für den Rest der Welt liefert“ erläutert Grüner. Eine Rückkehr zum moderaten Wachstumstempo vor COVID bedeute eine gesunde Basis für die Fortdauer des Bullenmarkts.
Dienstleistungen im Hintertreffen
Die Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen seien im Mai allerdings nicht ganz so robust ausgefallen wie die des verarbeitenden Gewerbes, was aber angesichts der unverhältnismäßigen Auswirkungen der COVID-Beschränkungen auf den Dienstleistungssektor keine große Überraschung darstelle. Viele Geschäftszweige seien in sämtlichen COVID-Wellen immer wieder hart getroffen worden, wohingegen viele Fabriken nur in der ersten COVID-Welle stillgelegt wurden. „Dienstleistungen spiegeln aktuell in gewissem Sinne wider, wie es um den COVID-Status der einzelnen Länder oder Regionen bestellt ist“, analysiert Grüner. „Sobald die zugeordneten Unternehmen von Einschränkungen befreit werden, ist eine Zunahme der Aktivitäten und Bestellungen die Folge.“ Dies sei sowohl für die USA als auch für Großbritannien bereits der Fall gewesen, die ihre starken Einkaufsmanagerindex-Werte vor allem auf eine starke Nachfrage durch Wiedereröffnungen und die Einführung von Impfstoffen zurückführten. Eine Entwicklung, die in der Eurozone noch auf sich warten lasse, jedoch ebenfalls bevorstehe.
Fazit
„Die Einkaufsmanagerindizes wissen zu überzeugen, dennoch trüben Lieferengpässe und -verzögerungen vereinzelt die Stimmung“, sagt Grüner. Darüber sollten risikobewusste Aktienanleger sich allerdings Grüner zufolge nicht zu viele Gedanken machen. Rückwärtsgerichtete Daten und bekannte Problemstellungen hätten den Aktienmärkten noch nie die Richtung vorgegeben.
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