„Die Politik hat anscheinend keine Alternativen mehr zu harten Lockdowns“, so Hagmann. „Das ist das eigentliche Versagen in einer Zeit, in der der Handel eigentlich dringend Unterstützung benötigt.“ Stattdessen werde der Handel in den Ruin getrieben.
Der neueste Corona-Beschluss habe eindeutig gezeigt, dass „Bund und Länder weiterhin wie gebannt auf die Inzidenzen starren“. Stattdessen müsse man dringend wegkommen von einer alleinigen Betrachtung der Inzidenzwerte als Grund für Schließungen, hin zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise unter Berücksichtigung aller relevanten Indikatoren.
Der Verband fordert daher weiterhin eine belastbare Strategie für das Leben mit dem Virus statt sich von Lockdown zu Lockdown zu hangeln. Für die Händler überlebenswichtig sei insbesondere eine Test-, Impf- und Nachverfolgungsstrategie sowie die sofortige Öffnung der Geschäfte unter vertretbaren und wirksamen Hygienekonzepten, sowie die Entschädigung der Handelsunternehmen für ihr Sonderopfer.
Der Landesregierung hat der Verband bereits vor mehreren Wochen eine kompetente und umsichtige Öffnungsstrategie vorgelegt, die aber unbeachtet blieb.
Als unsinnig und kontraproduktiv bewertet der HBW die geplante Schließung der Lebensmittelhändler am Gründonnerstag.
„Dadurch wird es zu erhöhtem Kundenandrang am Mittwoch davor und dem folgenden Samstag kommen. Den Lebensmittelhandel mit seinen nachweislich hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten für einen Tag zuzumachen, hilft im Kampf gegen Corona nicht weiter. Der Wegfall dieses Tages setzt vor allem die Menschen unter weiteren Druck. Wir hoffen, dass es nicht zu Panikeinkäufen kommt und unsere Kunden die Nerven bewahren, so Hagmann, und weiter:
„Klar ist, dass der Handel alles tun wird, die Herausforderung irgendwie zu meistern und die Bevölkerung optimal für die Ostertage zu versorgen. Einfach ist das allerdings nicht, da Warenlieferungen und Logistikabläufe so kurzfristig nur noch schwer zu beeinflussen sind.“
Sie erinnerte an die nicht enden wollenden Belastungen für große Teile des Einzelhandels, vor allem im Nicht-Lebensmittelhandel. So würde beispielsweise für die Spielwarengeschäfte bereits das zweite existenzsichernde Ostergeschäft ausfallen – und das nach einem ebenfalls unbefriedigenden und unterbrochenem Weihnachtsgeschäft. „Auch Textil- und Modehändler können ihre vierte Saison in Folge abschreiben, sie bleiben erneut auf ihrer verderblichen Saisonware sitzen.“
Hagmann schlug vor: „Wenn schon Schließungen rund um Ostern sein müssen, dann hätte man die Chance an den geschlossenen Tagen nutzen können, um für die Bürger eine groß angelegte Impfaktion zu veranstalten – nach dem Motto: „Impfen statt Ostershopping!“
Der nun schon beinahe seit 100 Tagen andauernde Lockdown hinterlässt derweil tiefe Spuren im Nicht-Lebensmittelhandel. Nach neuesten offiziellen Zahlen des Statistischen Landesamts verzeichnete der gesamte Einzelhandel im Südwesten im Januar 2021 ein existenzgefährdendes Umsatzminus von 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, trotz Öffnung von Teilen der Branche, wobei einzelne Branchen noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht sind.
Demnach mussten beispielsweise die Geschäfte mit Textilien, Bekleidung Schuhen und Lederwaren ein Umsatzminus von knapp 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. „Dabei ist nicht berücksichtigt, dass in diese Zahlen auch Verkaufserfolge der großen E-Commerce-Unternehmen mit ein gerechnet sind. Sonst wären die Zahlen noch deutlich schlechter.“
Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg. Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro.
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