Zum 1. September 2020 übernimmt Prof. Harald Kuhn die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme ENAS in Chemnitz. Zugleich ist der ehemalige Direktor bei der Infineon Technologies AG in Regensburg als Professor an die Technische Universität Chemnitz berufen worden. Dort wird er ab 1. September 2020 die von »Mikrotechnologie« zu »Smart Systems Integration« umgewidmete Professur der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik leiten.

Die besondere Stärke des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme ENAS liegt in der Entwicklung von Smart Systems – sogenannten intelligenten Systemen für verschiedenartige Anwendungen. Auch die TU Chemnitz hat sich diesem Thema mit ihrer Kernkompetenz Materialien und Intelligente Systeme verschrieben. Smart Systems verbinden Elektronikkomponenten, Mikro- und Nanosensoren sowie -aktoren mit Schnittstellen zur Kommunikation und einer autarken Energieversorgung. Die Systeme sind zunehmend mit der Fähigkeit ausgestattet, einerseits Daten vorauszuwerten, Fehler zu erkennen und damit Entscheidungen vorzubereiten, und andererseits sich gegenseitig anzusprechen, zu identifizieren und in Konsortien zu arbeiten. Sie sind der Schlüssel für die Digitalisierung und das Internet der Dinge und finden Anwendung in verschiedenen Bereichen. Der Entwurf, die Integration und die Technologie zur Realisierung solcher Systeme erfordern neuartige Herangehensweisen und stellen die interdisziplinäre Forschung vor neue Aufgaben. Unter der Leitung von Prof. Harald Kuhn wird dieses Forschungs- und Entwicklungsthema ausgebaut und weiterhin zuverlässig in Chemnitz vorangetrieben.

»Smart Systems gehört die Zukunft. Ob in der Automobilindustrie, in der Medizintechnik oder im Logistik-Bereich – in vielen Bereichen kommen immer mehr intelligente Systeme zum Einsatz«, erklärt Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer. »Das Fraunhofer ENAS entwickelt Einzelkomponenten für deren Fertigung sowie gesamte Systemkonzepte und Technologien zur Systemintegration – und überführt diese in die praktische Nutzung. Mit der Berufung von Prof. Harald Kuhn gewinnt das Fraunhofer ENAS einen erfahrenen Experten, der Praxisorientierung und Interdisziplinarität zukunftsorientiert verbindet. Prof. Kuhn kann auf langjährige Managementexpertise in der Industrie zurückgreifen und wird Kundenprojekte von der Idee über den Entwurf, die Technologieentwicklung und Umsetzung zum getesteten Prototyp begleiten.« Prof. Harald Kuhn tritt die Nachfolge von Prof. Thomas Otto an, der das Fraunhofer ENAS seit Mai 2016 kommissarisch geleitet hat und sich nun wieder verstärkt der Forschung im Bereich Mikrotechnologie widmen möchte. »Für seinen intensiven Einsatz als kommissarischer Institutsleiter und die hervorragende geleistete Arbeit möchte ich insbesondere auch Herrn Prof. Otto an dieser Stelle den herzlichen Dank des gesamten Fraunhofer-Vorstands aussprechen«, so Prof. Neugebauer weiter.

»Die Berufung von Herrn Prof. Harald Kuhn wird nicht nur die Kernkompetenz der TU Chemnitz ›Materialien und Intelligente Systeme‹ stärken, sondern auch maßgeblich zur Entwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Chemnitz beitragen«, so der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Gerd Strohmeier. Zugleich werde durch die gemeinsame Berufung die enge Verbindung zwischen der Fraunhofer-Gesellschaft und der TU Chemnitz weiter intensiv gelebt. »Ich freue mich sehr, dass sowohl die Spitze des Fraunhofer ENAS als auch die zwischenzeitlich von ›Mikrotechnologie‹ in ›Smart Systems Integration‹ umgewidmete Professur unserer Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik nach dem überraschenden wie tragischen Tod von Herrn Prof. Thomas Geßner sowie nach der kommissarischen Leitung von Prof. Thomas Otto mit Prof. Kuhn besetzt werden konnte«, so der Rektor weiter, der ebenfalls Prof. Otto sehr herzlich für sein unermüdliches Engagement dankte.

Sowohl das Fraunhofer ENAS als auch die TU Chemnitz sind lokal, regional, deutsch-landweit sowie EU- und weltweit in verschiedene Netzwerke eingebunden, u.a. den Smart System Campus Chemnitz, den Smart Systems HUB, Silicon Saxony, Biosaxony, IVAM, Leistungszentren, die Forschungsfabrik Mikroelektronik. »Ich freue mich darauf, das Ökosystem beider Forschungseinrichtungen aktiv weiterzuentwickeln. Wir werden auch künftig ein zuverlässiger Partner sein und verstärkt unsere Innovationkraft nutzen, um die Wirtschaft in Deutschland und Europa zu stärken«, erklärt Prof. Harald Kuhn. »Die gegenwärtige weltweite Situation verdeutlicht uns, wie wichtig die Digitalisierung ist. Folgerichtig werden wir unsere Arbeiten an neuen Technologien, Komponenten und Systemen wie Integrationstechnologien, dem Einsatz von Nanostrukturen in neuen Sensor- und Aktorsystemen, aber auch an erweiterten Zuverlässigkeitskonzepten konsequent fortführen und durch innovative Ansätze u.a. im Bereich Datenanalyse mit Künstlicher Intelligenz oder Sicherheit der Systeme verstärkt ergänzen«, so Prof. Kuhn weiter.

Um den Standort Deutschland zu stärken, braucht die Industrie wissenschaftlichen Nachwuchs, der nahe an zukünftigen Aufgabenstellungen ausgebildet wird. Bereits in der Industrie betreute Prof. Kuhn jährlich mehrere Bachelor- und Masterarbeiten.

Zur Person Prof. Harald Kuhn

Prof. Harald Kuhn war zuletzt als Direktor bei der Infineon Technologies AG in Regensburg beschäftigt. Dort leitete er die Abteilung »Automation & Equipment Technology«.

Er studierte Werkstoffwissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und begann 1996 als Entwicklungsingenieur für SiC-Kristallzüchtung in der Abteilung Forschung & Entwicklung der Siemens AG. Parallel dazu promovierte er an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Prof. Harald Kuhn verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Halbleiterindustrie und hatte verschiedene Managementpositionen bei Infineon und Siemens inne. In seiner letzten Position war er verantwortlich sowohl für die Entwicklung von differenzierenden Sonderanlagen als auch die Automatisierung/I4.0 der Backend-Standorte mit weltweiten Teams. Seine hohe methodische Kompetenz zur Erarbeitung von innovativen, modularisierten und skalierbaren Konzepten war die Basis für eine erfolgreiche weltweite produktive Implementierung. In seiner Funktion war Prof. Kuhn führend in der Innovation (z. B. Künstliche Intelligenz; IIoT) und deren produktiver Umsetzung. Seine internationale Erfahrung, vor allem im asiatischen Raum, runden sein Profil ab.

Die Technische Universität Chemnitz ist eine weltoffene Universität, die regional, national und international stark vernetzt ist. Sie ist das Zuhause von ca. 10 000 Studierenden aus rund 100 Ländern. Mit etwa 2300 Beschäftigten in Wissenschaft, Technik und Verwaltung ist die TU Chemnitz ein wichtiger Impulsgeber in der Region. Die TU Chemnitz versteht sich als Universität mit familiärem Flair, deren Mitglieder und Angehörige sich auf Augenhöhe begegnen. Die TU Chemnitz sieht sich als Innovationstreiber bei der Bewältigung prioritärer Zukunftsaufgaben. Vor dem Hintergrund des globalen Wandels und der demografischen Entwicklung sind fortschrittliche Lösungen gefragt, die sich durch Nachhaltigkeit, Interdisziplinarität und gesellschaftlichen Nutzen auszeichnen. Hierfür hat die TU Chemnitz die drei Kernkompetenzen »Materialien und Intelligente Systeme«, »Ressourceneffiziente Produktion und Leichtbau« sowie »Mensch und Technik« in Forschung und Lehre definiert.

Über den Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.

Die Fraunhofer-Gesellschaft mit Sitz in Deutschland ist die weltweit führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung. Mit ihrer Fokussierung auf zukunftsrelevante Schlüsseltechnologien sowie auf die Verwertung der Ergebnisse in Wirtschaft und Industrie spielt sie eine zentrale Rolle im Innovationsprozess. Als Wegweiser und Impulsgeber für innovative Entwicklungen und wissenschaftliche Exzellenz wirkt sie mit an der Gestaltung unserer Gesellschaft und unserer Zukunft. Die 1949 gegründete Organisation betreibt in Deutschland derzeit 74 Institute und Forschungseinrichtungen. Rund 28 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überwiegend mit natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung, erarbeiten das jährliche Forschungsvolumen von 2,8 Milliarden Euro. Davon fallen 2,3 Milliarden Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung.

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