Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Erstklässler. In vielen Bundesländern hat das neue Schuljahr schon begonnen, in anderen steht der Start bald bevor. Für die Kleinsten ist der Schulweg eine große Herausforderung: Sie müssen sich nicht nur auf den unbekannten Weg konzentrieren, sondern auch auf den Verkehr. Damit sie dies gefahrenfrei bewältigen, sollten Eltern den Schulweg zuvor mit ihren Kindern häufiger abgehen und ihnen aufzeigen, worauf zu achten ist, rät Andrea Häußler, Verkehrsexpertin und Mitglied der Geschäftsleitung der TÜV SÜD Life Service GmbH.

733.000 Kinder sind im vergangenen Schuljahr 2019/2020 in Deutschland eingeschult worden. Für die ABC-Schützen ist das selbstständige Bewegen im Straßenverkehr meist neu. Schnelle Autos, Lastwagen, Motor- und Fahrräder auf den Straßen überfordern sie oft. „Deswegen empfehlen wir Eltern, den Schulweg schon vorher oder in den ersten Schulwochen mehrmals am Morgen mit ihren Kindern abzugehen – das gibt Sicherheit“, sagt Andrea Häußler. Da Kinder den Verkehr noch nicht richtig einschätzen können, sollten sie für alle Situationen sensibilisiert werden, die gefährlich oder komplex sein könnten. „Für Erstklässler ist das Überqueren der Fahrbahn oft das Schwierigste und nach wie vor Unfallursache Nummer eins“, erklärt die TÜV SÜD-Expertin. Daher sollten Eltern ihnen unbedingt zeigen, wo sie am besten über die Straße gehen und wo es zu gefährlich ist.

Straßenwechsel vorab üben

Kindern fällt es noch schwer, wichtige von unwichtigen Informationen im Verkehrsgeschehen zu unterscheiden. Mit den richtigen Übungen können Eltern dies ändern. Beispielsweise sollten sie mit ihren Kindern üben, vor der Fahrbahnüberquerung immer erst nach links und rechts zu schauen, dann nochmal kurz nach links und anschließend auf schnellstem und kürzestem Weg über die Straße zu gehen. Dieser Ablauf gibt einem Kind Sicherheit und Routine. Zudem ist es wichtig, den Schulanfängern zu vermitteln, dass sie die Straßenseite nur an Ampeln oder Fußgängerüberwegen wechseln sollen, soweit dies möglich ist. Da Kinder außerdem Geschwindigkeiten von herannahenden Fahrzeugen nur schlecht einschätzen können, sollten Eltern ihnen zeigen, wie weit die Fahrbahn frei sein muss, um sie gefahrlos zu überqueren. Hilfreich für die Erwachsenen ist es oft auch, sich einmal den Verkehr aus der Perspektive der Kinder anzuschauen. „Also ruhig mal in die Hocke gehen und sich umsehen, wie die Welt von da unten aussieht“, rät Andrea Häußler. Die neue Perspektive kann Erwachsene auf kleine Hürden oder sogar Gefahren aufmerksam machen.

Lieber sicher als schnell

Bei der Wahl des Schulwegs sollte ganz klar die Sicherheit an erster Stelle stehen. Es empfiehlt sich, stark befahrene Straßen oder Baustellen zu meiden, auch wenn dies der kürzere Weg ist. Lieber sollten die Kinder eine längere, aber dafür sichere Strecke wählen. Empfehlenswert ist es auch, dass gerade die Kleinsten zusammen in Grüppchen zur Schule gehen. Dabei ist besonders im Herbst und Winter auf helle Kleidung und Reflektoren zu achten, damit die Sichtbarkeit gewährleistet ist. Trotz der Gefahren im Straßenverkehr sollten Eltern die Schüler nicht mit dem Auto zur Schule bringen, denn das selbstständige Bewältigen des Schulwegs fördert die Entwicklung und gibt ihnen Zeit, sich mit den Freunden zu unterhalten.

Übrigens: Mit dem Fahrrad dürfen Grundschüler in den ersten Schuljahren nicht zur Schule fahren, denn dies erfordert eine hohe Sicherheit im Straßenverkehr und Voraussicht, die bei jüngeren Kindern oft noch fehlt. Erst nach bestanderer Fahrradprüfung, meist in der vierten Klasse, kann der Schulweg mit dem Rad gemeistert werden.

Die Tipps auf einen Blick:
• Straßenwechsel vorab üben
• Schulweg ritualisieren durch gemeinsames Ablaufen des Schulweges auf der gleichen Route
• Lieber sicher als schnell
• Die Perspektive wechseln und mit Kinderaugen schauen

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