- SHS sieht die Medizintechnik in Deutschland 2019 wieder in der Erfolgsspur
- Medizintechnik-Branche steigert in 2019 Umsatz um 10 Prozent
- SHS rechnet trotz Corona auch für 2020 mit einer besseren Entwicklung für die Medizintechnik als für die Gesamtwirtschaft in Deutschland
- Auswirkungen der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) noch nicht verdaut
Der SHS Medizintechnik-Index ist im Jahr 2019 wieder gestiegen. Nach den beiden schwächeren Vorjahren 2017 und 2018 ist der SHS Medizintechnik-Index im vergangenen Jahr um mehr als 4 Prozentpunkte nach oben geklettert. Indextreiber war dabei vor allem die Umsatzsteigerung der deutschen Medizintechnikbranche um 10 Prozent.
Nach den beiden eher verhaltenen Jahren 2017 und 2018 ist die deutsche Medizintechnik im Jahr 2019 wieder auf die Erfolgsspur eingebogen. Indikator dafür ist der SHS Medizintechnik-Index 2019. Dies berichtet die SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH aus Tübingen, die den Index gemeinsam mit Professor Dr. Christian Koziol, Lehrstuhlinhaber Finance an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, entwickelt hat.
Der im Jahr 2019 erstmals erstellte SHS Medizintechnik-Index bildet die Wachstumsfähigkeit, die Innovationskraft und die wirtschaftliche Leistung der Medizintechnik-Branche seit 2010 im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ab. In die Berechnung des Index fließen folgende Datenreihen ein: Anzahl der Patentzulassungen, Umsatz bzw. BIP, Zahl der Erwerbstätigen und die Aktienkurse.
„Unsere Zahlen deuten an“, so Professor Koziol, „dass die Medizintechnik im Vergleich zur Gesamtwirtschaft weniger schwankend und weniger konjunkturabhängig ist. Außerdem ist diese technologische Schlüsselbranche sehr innovativ.“ Diese Innovationskraft zeigt sich, so die Ersteller des SHS Medizintechnik-Index, in der Anzahl der Patente. 1.222 neu zugelassene Patente in der deutschen Medizintechnik im Jahr 2019 bedeuten einen Zuwachs von 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für die Gesamtwirtschaft liegt dieser Wert im Vergleich bei 1,89 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Umsatzentwicklung der Medizintechnik-Branche aus. Während das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2019 gegenüber 2018 um 2,7 Prozent auf 3,4 Billionen Euro anstieg, konnten die deutschen Medizintechnik-Unternehmen ihren Umsatz 2019 um 10,4 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr steigern.
Als mögliche Ursachen für das gute Abschneiden der Medtech-Branche vermuten die Tübinger Experten des Brancheninvestors SHS unter anderem Vorzieheffekte. Der bevorstehende Brexit könnte Kunden aus Großbritannien veranlasst haben, ihre Lager in 2019 nochmal zu füllen, so die SHS. Die Aussicht auf mögliche Zollschranken und Handelsquerelen könnten auch die Kunden in den USA veranlasst haben, ihre Lager mit Medizintechnik-Gütern aus Deutschland aufzufüllen. Zudem hat der Handelsstreit zwischen den USA und China vermutlich auch zu einer erhöhten Nachfrage chinesischer Kunden nach deutschen Medizintechnikprodukten geführt. Hinzu kommt die ursprünglich für Mai 2020 geplante Einführung der europäischen Medizinprodukteverordnung, in deren Folge Zertifizierungsengpässe befürchtet wurden, was zu einer grundsätzlichen Lagerauffüllung bei vielen Medizintechnikkunden geführt haben dürfte.
„Die Aufregung um die Verfügbarkeit medizintechnischer Produkte in der aktuellen Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Branche für Deutschland ist“, sagt SHS-Geschäftsführer Leonhardt. „In der Medizintechnik arbeiten hier rund 210.000 Menschen in circa 13.500 Unternehmen. Die Politik sollte alles tun, um Deutschland als Forschungs- und Produktionsstandort für die Medtech-Industrie zu stärken, anstatt neue Hürden aufzubauen. Das Inkrafttreten der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR: Medical Device Regulations) wurde zwar Corona-bedingt auf Mai 2021 verschoben, aber wir haben gesehen, wie sehr diese Verordnung die Unternehmen schon 2019 beschäftigt hat.“
Für das laufende Jahr 2020 sind die Ersteller des SHS Medizintechnik-Index vorsichtig optimistisch und rechnen trotz der zu erwartenden Umsatzrückgänge bedingt durch die Vorzieheffekte des Jahres 2019 mit einem Anstieg des Index und einer besseren Performance des Medizintechnik-Sektors im Vergleich zur Gesamtwirtschaft. „Die Corona-Krise wird natürlich an der deutschen Medizintechnikindustrie nicht unbemerkt vorbeigehen“, sagt Dr. André Zimmermann, Partner bei der SHS. „Man muss hier allerdings differenzieren: Medizintechnik-Unternehmen aus dem Bereich elektiver Eingriffe wie zum Beispiel Hersteller von Dental-Implantaten und sogar Herzkathetern werden mehr leiden, weil Operationen aufgeschoben wurden und zum Teil noch werden. Anbieter aus dem Bereich Intensivmedizin und Diagnostik werden teilweise signifikant zulegen.“
Die deutsche Medizintechnik-Industrie, die sehr stark mittelständisch geprägt ist, sollte sich den Herausforderungen aktiv stellen, so die Empfehlung des Brancheninvestors. Digitalisierung, Kostendruck, internationaler Wettbewerb und die regulatorischen Hürden für Medizinprodukte seien, so die SHS, vor allem für kleinere und mittlere Medizintechnik-Unternehmen große Herausforderungen.
„Die deutschen Medtech-Unternehmer sind innovative Macher, was ihre Produktentwicklung angeht. Die Zulassung neuer Medizintechnik-Produkte und die anschließende globale Vermarktung haben zwischenzeitlich aber eine deutlich höhere Kapitalintensität“, so Hubertus Leonhardt von der SHS. „In der aktuellen Situation gehen wir davon aus, dass gerade jetzt aktive Unternehmen ihre Marktposition durch eine kluge Strategie und ausreichend Eigenkapital ausbauen können. In diesem Bereich beabsichtigen wir auch in den nächsten Quartalen Beteiligungen an Unternehmen einzugehen, die Produkte durch internationale Zulassungsverfahren bringen möchten, Buy-and-Build-Optionen planen oder eine Veränderung im Gesellschafterkreis anstreben. Wir wollen innovative mittelständische Medizintechnik-Unternehmen mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal ganz gezielt mit einer Stärkung ihrer Eigenkapitalquote unterstützen.“
Der SHS Medizintechnik-Index
Der SHS Medizintechnik-Index wurde von der SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement in Kooperation mit Professor Dr. Christian Koziol von der Eberhard Karls Universität Tübingen entwickelt. Betrachtet wird die Entwicklung der Medizintechnik-Branche seit 2010. Der Wert im Basisjahr 2010 entspricht 100 Prozent. Der Index erfasst und vergleicht Wachstumspotential, Innovationskraft und wirtschaftliche Leistung der deutschen Medizintechnikbranche mit der deutschen Gesamtwirtschaft. Hierzu werden volkswirtschaftliche Kennzahlen (Anzahl der Patentzulassungen, Umsatz bzw. BIP, Zahl der Erwerbstätigen, Aktienkurse) sowohl für die Medizintechnik-Branche als auch die Gesamtwirtschaft erfasst und analysiert. Die Daten wurden mit Hilfe eines mathematischen Modells normiert und fließen gewichtet in den Index ein. Der Index wird jährlich aktualisiert.
Die Tübinger SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement investiert in Medizintechnik- und Life-Science-Unternehmen mit Fokus auf Expansionsfinanzierungen, Gesellschafterwechsel und Nachfolgesituationen. Dabei geht SHS sowohl Minderheits- als auch Mehrheitsbeteiligungen ein. Als erfahrener Brancheninvestor unterstützt das 1993 gegründete Unternehmen das Wachstum seiner Portfoliogesellschaften durch ein Netzwerk an Kooperationen, zum Beispiel bei der Einführung neuer Produkte, bei regulatorischen Themen oder beim Eintritt in weitere Märkte. Zu den europäischen Investoren der SHS-Fonds gehören etwa Pensionsfonds, strategische Investoren, Dachfonds, Family Offices, Unternehmer und das SHS-Managementteam. Das Eigenkapital-Investment der AIFM-registrierten Gesellschaft beträgt bis zu 30 Mio. EUR, darüber hinausgehende Volumina können mit einem Netzwerk von Co-Investoren umgesetzt werden. Aktuell investiert SHS aus seinem fünften Fonds. Der Fonds hat Kapitalzusagen in Höhe von über 130 Mio. Euro erhalten. Weitere Informationen: http://www.shs-capital.eu
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