Offen bleibt dabei jedoch, inwieweit sich die Unternehmen auf diesen Berufswandel einstellen und wie bereitwillig sie sind, die nötige Unterstützung dafür anzubieten. Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der aktuelle BAP Job-Navigator. Untersucht wurden insgesamt 1.111.830 Stellenanzeigen, die im April 2019 ausgeschrieben wurden.
Insgesamt stellten die Unternehmen ihren potenziellen Kandidaten Fort- und Weiterbildungs-möglichkeiten in nur knapp einem Drittel aller Stellenausschreibungen in Aussicht (348.290 Jobs) – ein eher ernüchterndes Ergebnis. „Heutzutage ist es wichtig, jedem potenziellen Mitarbeiter die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung einzuräumen. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels kann man nicht immer erwarten, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, sondern sollte bereit sein, in die Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter zu investieren. Für die Bewerbergewinnung bietet es sich daher an, diese Möglichkeiten auch klar in Stellenangeboten zu kommunizieren“, gibt Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP), zu bedenken.
Größtes Fort- und Weiterbildungsangebot für Gesundheits- und Sozialberufe
Schaut man sich die verschiedenen Berufsgruppen an, werden erhebliche Unterschiede deutlich. Während der Anteil an Weiterbildungsangeboten innerhalb der handwerklichen (53.397 Jobs) und technischen Berufe (66.617 Jobs) bei unterdurchschnittlichen 21 bzw. 30 Prozent lag, wurden Fort- und Weiterbildungsprogramme im Bereich Gesundheit, Medizin und Soziales (71.650 Jobs) deutlich häufiger angeboten: In mehr als der Hälfte aller für diese Berufsgruppe ausgeschriebenen Stellen wurden Bewerber explizit auf die Möglichkeit einer Weiterqualifizierung aufmerksam gemacht (56 Prozent). Überdurchschnittlich hoch war das Angebot ebenfalls für Bewerber im Bereich Rechts- und Steuerwesen (41 Prozent).
In beratenden Tätigkeiten von erfahrenen Kollegen profitieren
Auch im Bereich Consulting und Beratung konnten Bewerber auf umfangreiche Weiterbildungs-möglichkeiten zurückgreifen. In insgesamt 42 Prozent der Stellenanzeigen (13.450 Jobs) warben Unternehmen explizit mit Fort- und Weiterbildungen. Im Vergleich zu allen anderen Berufsgruppen überwog hier mit knapp 5 Prozent das Angebot an Mentoring-Programmen (1.550 Jobs). Dieses Konzept erscheint für den Beratungsbereich durchaus sinnvoll, denn um professionelle und erfolgreiche Gespräche zu führen, kann das Erfahrungswissen anderer Berater eine wichtige Grundlage sein. Darüber hinaus werden den potenziellen Kandidaten schon von Beginn an umfangreiche Einblicke in das Unternehmen und die beruflichen Aufgaben gewährt, während sich den Mentoren die Gelegenheit bietet, ihre eigene Arbeit zu reflektieren – eine Win-Win-Situation.
Transport, Verkehr und Logistik mit den wenigsten Weiterbildungsmaßnahmen
Schlusslicht in Sachen Fort- und Weiterbildung bildeten Jobs im Bereich Transport, Verkehr und Logistik: In nur knapp 19 Prozent der ausgeschriebenen Stellen (105.510 Jobs) wurden Weiterbildungsmaßnahmen erwähnt. Dies muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass keine Fortbildungen zur Auswahl stehen – dennoch lassen sich Unternehmen die Chance entgehen, Bewerber durch zusätzliche Angebote in Stellenangeboten auf sich aufmerksam zu machen und für sich zu gewinnen.
Handel und Finanzbranche setzen auf E-Learning
Zwar sind die Unternehmen digitalen Weiterbildungsformen wie dem E-Learning gegenüber noch recht verhalten (0,8 Prozent im Durchschnitt), dennoch wurden sowohl im Handel als auch der Finanzbranche in jeweils 2 Prozent der Stellenanzeigen Videolernplattformen für die fachliche Weiterbildung in Aussicht gestellt. Von diesem Angebot durften insbesondere Vertriebler und Verkäufer (148.450 Jobs) profitieren. Neben Kommunikationskursen standen vor allem Verkaufstrainings hoch im Kurs. Im Finanzbereich bot sich Bewerbern neben webbasierten SAP-Fortbildungen auch die Möglichkeit, Fremdsprachen online zu lernen.
Insgesamt machen die Ergebnisse deutlich, dass Unternehmen Weiterbildungen als Benefit in der Bewerberansprache noch unterschätzen. Nachvollziehbar ist, dass Fort- und Weiterbildungen vor allem in Berufen thematisiert werden, in denen ein großer Fachkräftemangel besteht.
Über den BAP Job-Navigator
Der BAP Job-Navigator wertet monatlich die Stellenangebote aus 194 Printmedien, 164 Online Jobbörsen, mehr als 30.000 Firmenwebsites und der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit aus. Im Zeitraum April 2019 wurden insgesamt mehr als 1.111.830 Stellenanzeigen von über 151.136 Unternehmen analysiert. Wenn mehrere Anzeigen für eine Stelle geschaltet wurden, wurden diese zusammengefasst und nicht mehrfach gezählt.
Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e. V. (BAP) ist die führende Interessenvertretung der Zeitarbeitsbranche in Deutschland. Im BAP sind ca. 2.000 Mitglieder mit über 4.600 Personaldienstleistungsbetrieben organisiert. Informationen zum Verband finden Sie unter www.personaldienstleister.de.
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