„Ich sehe dieses Treffen als Brückenschlag“ begrüßte der WRO-Aufsichtsratsvorsitzende und Gengenbacher Bürgermeister Thorsten Erny die Vertreter der Mobilfunkbetreiber. „In der Ortenau stehen Ihnen die Türen offen für dringend notwendige Investitionen zu einer besseren Versorgung im Mobilfunkbereich“, so Erny. „Mobilfunk ist mit einer flächendeckenden Telefonie, aber ebenso mit einer schnellen Datenversorgung ein zentraler Standortfaktor. Wir müssen hier jede notwendige Kraftanstrengung in Kauf nehmen, um die Situation zu verbessern“, mahnte der WRO-Vorsitzende.
Landrat Frank Scherer machte die Betreiber auf die besonders starke wirtschaftliche Leistung der Unternehmen aus dem Ortenaukreis aufmerksam. „Es ist unbefriedigend, dass weltmarktführende Unternehmen teilweise im Funkschatten liegen und auf weiten Strecken des Ortenauer Straßennetzes kein Mobilfunkempfang möglich ist“, so Scherer. Man erwarte deutliche Verbesserung durch den noch anhaltenden Ausbau der 4G-Infrastruktur.
Die Vertreter von Telekom, Vodafone und Telefonica hatten Präsentationen mit aktuellem Zahlenwerk im Gepäck. Frank-Peter Käßler von der Deutschen Telekom führte aus, dass die Betreiber aus der letzten Versteigerung von Mobilfunklizenzen im Jahr 2015 noch Auflagen zu erfüllen haben. Die Vereinbarung sieht vor, dass 98% der Bevölkerung mit Mobilfunk versorgt sein müsse. Dieses Ziel sei noch nicht erreicht und man arbeite intensiv an einem Ausbau der Infrastruktur.
Die zunehmende Nutzung von mobilem Datenverkehr verstärkt den Druck zusätzlich. Aktuell hätten Bürger im Schnitt 1,6 Mobilgeräte im Einsatz, in wenigen Jahren werden es 4-5 sein, so die Prognose der Telekom.
„Wir sind auf die Hilfe aus den Kommunen angewiesen. Städte und Gemeinden können uns bei der Suche nach geeigneten Standorten tatkräftig unterstützen“ so Käßler. Immer wieder würden Standorte in Außenbereichen vorgeschlagen, die aber wenig sinnvoll seien. „Die ideale Sektoraufteilung für einen Mobilfunkstandort bemisst sich an der Ortsmitte. Ist dies nicht der Fall, müssen mehrere außerhalb um die Ortschaft liegende Funkzellen die Versorgung abdecken.“ Dies sei unwirtschaftlich.
Die Inbetriebnahme neuer Versorgungsinfrastruktur nimmt viel Zeit in Anspruch. Der Regelzeitraum zur Inbetriebnahme eines Dachstandortes liegt bei allen Anbietern bei durchschnittlich eineinhalb Jahren, für die Errichtung von freistehenden Antennenträgern bei 2-3 Jahren. Allein der Behördenlauf mit Genehmigungsverfahren dauert in der Regel rund ein Jahr. Zusätzlich verlangsamt werde der dringend notwendige Ausbau durch Widerstand in der Bevölkerung, gab Telefonica-Vertreter Hilmar Möhlmann zu bedenken. Hier sei die Bevölkerung aus Bayern und Baden-Württemberg besonders kritisch. Übereinstimmend berichten die Mobilfunkanbieter, dass rund 90 Prozent der bundesweiten Eskalationsfälle im Mobilfunkausbau aus diesen beiden Bundesländern kommen, auf den gesamten Rest der Republik entfallen die restlichen 10 Prozent.
Die WRO hatte den drei Mobilfunkbetreibern im Vorfeld eine Liste mit nachweislichen Funklöchern zukommen lassen. „Im Einzelfall sind hier noch ergänzende Informationen nachzureichen. Wir freuen uns aber über das Angebot der Betreiber, den Meldungen nachzugehen“, zieht WRO-Geschäftsführer Dominik Fehringer Bilanz. Vor ungebremstem Optimismus sei dennoch gewarnt, so Fehringer, denn „Mobilfunk hat viele Variabilitäten und einfache Lösungen sind in vielen Fällen nicht zu erreichen“.
Auch von Seiten des Betreibers Vodafone hält man eine Verdichtung von Standorten für notwendig. „Vodafone hat aktuell 110 Standorte in der Ortenau und wird bis ins Jahr 2020 weitere 10 Standorte realisieren“ versprach Marcus Staschenuk, Leiter Mobilfunk und Umwelt von Vodafone. Gleichzeitig zum Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur sei aber auch die Anbindung dieser Standorte über schnelle Richtfunkstrecken und möglichst über Glasfaseranbindungen notwendig, um den ständig steigenden Datenverkehr „abtransportieren“ zu können, so Staschenuk.
Die anwesenden Bürgermeister aus Durbach, Gutach und Oppenau, Andreas König, Siegfried Eckert und Uwe Gaiser, konnten in der Diskussion konkrete Anliegen benennen. Die Gemeinden werden ihre Anliegen im bilateralen Kontakt mit den Anbietern fortführen. Hornbergs Bürgermeister Siegfried Scheffold hat den Betreibern für den ländlichen Raum das Modell des sogenannten „National Roaming“ vorgeschlagen. Damit sollten in unterversorgten Gebieten grundsätzlich die Möglichkeit bestehen, jedes verfügbare Netz zu nutzen. „Nach dem Vorbild des Roamings bei Aufenthalten im Ausland sollte dieses Verfahren generell für Kunden geöffnet werden“, gab Scheffold den Mobilfunkanbieten mit auf den Weg. Angesichts der Wettbewerbssituation unter den Anbietern sei dies jedoch derzeit keine Option, so die Vertreter der Mobilfunkanbieter.
Einen Tipp für jedermann hatten die Mobilfunkvertreter zum Abschluss doch noch: Bei Installation der Betreiber-Apps auf dem Smartphone sollen alle Nutzer den Button aktivieren, der die Zusendung anonymisierter Nutzerdaten an die Unternehmen zulasse. Dort werden automatisiert Funklöcher und Störungen erfasst. Auf Grundlage dieser Daten bewerte man die Notwendigkeit neuer Mobilfunkstandorte. So könne jeder Bürger einen Beitrag zu besserer Versorgung leisten.
Auf dem Photo: von links nach rechts: erste Reihe: Andreas König(Bürgermeister Durbach), Frank-Peter Käßler(Deutsche Telekom), Christopher Beußel(Deutsche Telekom), Thomas Geppert(Bürgermeister Wolfach), Landrat Frank Scherer, Edeltraud Sylwasschy(Klio-Eterna), Thorsten Erny(WRO Aufsichtsratsvorsitzender und Bürgermeister Gengenbach), Eugen Oberfell(Volksbank Mittlerer Schwarzwald), Petya Zasheva(WRO GmbH), Bernd Siefermann(Bürgermeister Renchen), Martin Aussmuth(Bürgermeister Hofstetten). Zweite Reihe: Thomas Schneider(Bürgermeister Fischerbach), Markus Staschenuk(Vodafone), Ingo Reinhard(Deutsche Telekom),Hilmar Möhlmann(Telefonica), Wolfgang Hermann(Bürgermeister Hausach), Dietmar Stiefel(Bürgermeister Achern), Dominik Fehringer(Geschäftsführer WRO GmbH), Uwe Gaiser(Bürgermeister Oppenau), Manuel Tabor(Bürgermeister Appenweier),Siegfried Scheffold(Bürgermeister Hornberg)
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