- Kommunen spielen beim Klimaschutz zentrale Rolle
- Innovative Ideen und Umdenken sind gefragt
- Regionales Energiekonzept wird fortgeschrieben
Deutschland hinkt beim Klimaschutz hinterher und inzwischen ist klar, dass die gesteckten Ziele in den nächsten Jahren verfehlt werden. Von 909 Millionen Tonnen Kohlendioxid (2016) sollen im Jahr 2020 in Deutschland nur noch 751 Tonnen Treibhausgas ausgestoßen werden, ein Ziel, das laut einer Berechnung im Klimaschutzbericht des Umweltministeriums so nicht erreicht wird. Wie die Energiewende in der Metropolregion Rhein-Neckar gelingen kann, diskutierten rund 250 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung im Rahmen der heutigen 8. Regionalkonferenz Energie und Umwelt im John Deere Forum in Mannheim. „Klimaschutz muss in Zukunft nicht zur Kür, sondern zur Pflicht gehören“, betonte Bernd Kappenstein, Leiter Fachbereich „Energie und Mobilität“ der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, zum Auftakt.
Die Metropolregionen stehen aufgrund hoher Bevölkerungs- und Industriedichte in besonderer Pflicht die Energiewende zu gestalten. Die Metropolregion Rhein-Neckar ist eine Metropolregion im Schnittpunkt dreier Bundesländer mit 290 Kommunen, daher lautete die Leitfrage der diesjährigen Konferenz: „Wie gelingt es in der Rhein-Neckar-Region die Energiewende dezentral und intelligent zu steuern?“ Wichtige Impulse dazu gaben am Vormittag die drei Experten-Panels „Regionales Energiekonzept: Kompass für erfolgreiche Energiewende in der Metropolregion Rhein-Neckar“, „Energiewende dezentral und intelligent steuern“ und „Hürden und Wege zur Steigerung der Sanierungsrate im Gebäudebestand“.
Energiewende liefert Chancen für Kommunen
Dass Klimaschutz nur gemeinsam funktioniert und Kommunen vor Herausforderungen stellt, aber auch Chancen bietet, unterstrich Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in ihrer Keynote. Vor dem Hintergrund der kommenden internationalen Klimaschutzkonferenz (3. bis 14.12. im polnischen Katowice) verdeutlichte Schwarzelühr-Sutter: „Wir brauchen den Rückenwind der Kommunen und Regionen, um unsere nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Klimaschutz vor Ort bringt Menschen zusammen, schafft Verständnis für umweltpolitische Entscheidungen, verbessert die Lebensqualität in Gemeinden und fördert Innovation bei örtlichen Unternehmen.“ Daher unterstütze das Bundesumweltministerium die Kommunen bei ihrem Engagement auch finanziell, so die Parlamentarische Staatssekretärin.
Region muss für Energiewende gemeinsam agieren
„Die Kommunen nehmen eine Schlüsselposition beim Klimaschutz ein, dort wird Klimaschutz für jedermann sichtbar“, unterstrich Kappenstein. Wie das über drei Länder hinweg möglich ist, wurde im Diskussionspanel zum Regionalen Energiekonzept deutlich. Ralph Schlusche, Direktor des Verbands Region Rhein-Neckar berichtete, dass aktuell das Regionale Energiekonzept fortgeschrieben werde. Dies sei nötig geworden, weil sich innerhalb der letzten sechs Jahre Rahmenbedingungen geändert und neue Schwerpunkte, wie beispielsweise im Bereich Mobilität oder Photovoltaik, ergeben hätten. Die Diskussionsteilnehmer berichteten von vielen Maßnahmen, die sie in ihrem Einflussbereich bereits umsetzen. Einig waren sich alle Vertreter, dass es mit Hilfe des Regionalen Energiekonzepts gelinge, Maßnahmen noch besser auf einander abzustimmen.
Energieproduktion durch Innovationen flexibilisieren
Weg vom zentralen großen Kraftwerk hin, zu vielen kleinen Energieerzeugern – von den Energieversorgern verlange die Energiewende Umdenken und Innovationen, unterstrich René Chassein (Pfalzwerke AG). Dezentralisierung von bestehenden Systemen und die Flexibilisierung von Angeboten ohne Komforteinschränkungen für den Bürger, das seien weitere Herausforderungen für die Energiewirtschaft in der Region. Nachholbedarf bestehe laut Prof. Wolfram Wellßow (Technische Universität Kaiserslautern) aktuell vor allem in den Bereichen, in denen das Zutun der Bürger gefragt sei. Bei der Wärmewende, der Effizienz oder der Mobilität hinke Deutschland hinterher.
Energieeffizienz von Gebäuden flächendeckend verbessern
Gleiches gilt für die Energieeffizienz von Gebäuden: 36 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf Gebäude. Gleichzeitig liegt die Sanierungsquote weiter unter einem Prozent. Jedes Gebäude einzeln zu betrachten, sei viel zu zeitintensiv, moniert Uwe Bigalke von der Deutschen Energieagentur GmbH und brachte das sogenannte Prinzip Energiesprong ins Gespräch. Dahinter steckt eine niederländische Initiative, die durch standardisierte Prozesse die energetische Sanierung deutlich beschleunigt. Im Diskussionspanel stieß diese Herangehensweise auf großen Zuspruch. Um die Sanierungsrate schneller zu steigern, brachte Roland Matzig (r-m-p Architekten und Ingenieure, Mannheim) den Vorschlag den CO2-Ausstoß zu besteuern ins Gespräch. Der Idee einer solchen CO2-Abgabe stand Alexander Renner vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ebenfalls offen gegenüber.
Praxisbeispiele verdeutlichen Kompetenzen in der Region
Den Auftakt für eine Reihe von Praxisbeispielen machten Studenten der DHBW Mannheim, die ihr Projekt „DANTE“ vorstellten. Dieses beschäftigt sich mit dem Ziel, die bisher in industriellen Prozessen nicht genutzte Wärmeenergie in elektrische Energie umzuwandeln.
Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer der Regionalkonferenz in sechs Fachforen mit insgesamt 30 Vorträgen umfassend über Lösungen für die Gebäude der Zukunft (z.B. Smart Home) und Alternative Versorgungssysteme (z.B. Solarproduktion von Wasserstoff) informieren. Viele Beispiele aus der Praxis gab es aus den Bereichen Wettbewerbsfähigkeit durch Energieeffizienz (z.B. Förderprogramm KEFF), Smarte Energiesysteme (z.B. Nachhaltige Energieversorgung für landwirtschaftliche Maschinen), Wärmewende (z.B. Fernwärmespeicher) sowie Klimaschutzkonzepte für Kommunen (z.B. Klimaschutzmanagement in Schwetzingen).
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