Blech ist ein sehr fragiler Werkstoff, ähnlich wie Papier, wenn auch auf einer anderen Ebene. Durch Biegen, Formen, Verstärken etc. kann daraus jedoch ein sehr spannendes Material werden. Viele Dinge des industriellen und täglichen Bedarfs sind aus Blech gefertigt oder zumindest doch teilweise.
Um mit Blechen geschickt und auch performant umgehen zu können, sind schon viele Bearbeitungsmaschinen entwickelt worden. Heute sind es hoch effektive Centren, bestehend aus Mechanik, Elektrik und Software, die eine gehörige Rolle spielen.
Einer der Anbieter in diesem Umfeld, Schneiden, Biegen, Formen ist die RAS Reinhardt Maschinenbau GmbH im schwäbischen Sindelfingen. Das Unternehmen wurde 1939 von Wilhelm Reinhardt gegründet, der zunächst im Zentrum von Sindelfingen mit einer mechanischen Werkstatt begann.
Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, 1946, startete Reinhardt die Herstellung von Blechbearbeitungsmaschinen. Es wurden zunächst Schwenkbiegemaschinen und Scheren hergestellt.
Bereits 1949 erfolgte der Umzug aus der Stadt heraus an den heutigen Standort etwas außerhalb. Mitte der 60er Jahre errichtete Reinhardt ein weiteres Werk in Wildberg-Effringen/Nordschwarzwald.
In der Zwischenzeit ist RAS zu einem leistungsfähigen Werkzeugmaschinenhersteller mit 250 Mitarbeitern gewachsen, der weltweit agiert. Die Unternehmensführung liegt heute in den Händen der Enkel des Gründers, Willy und Rainer Stahl.
RAS adressiert Anwendungsbereiche wie Türen und Tore, Dachkassetten, Deckenleuchten, Schaltschränke, Getränkeautomaten, Weiße Ware u. a. Es geht hierbei um das Biegen gerader Kanten, weniger um Freiformflächen. Es gibt hierfür zwei Technologien, nämlich das Gesenkbiegen und das Schwenkbiegen. RAS setzt das letztgenannte Verfahren ein: „Gestanzte oder gelaserte Teile werden eingelegt und durch einen Schwenk der Biegewange der kurzen Schenkel gebogen“, erklärt der Geschäftsführer Rainer Stahl. In diesem Feld ist RAS mittlerweile Weltmarktführer. Erfolgsfaktoren sind:
- Schwenkbiegen ist ergonomischer und benötigt weniger Personal
- die Biegequalität ist sehr hoch
- es kann auch beschichtetes Material gebogen werden
- die Fähigkeit, automatisierte Gesamtlösungen zu bieten.
RAS ging dabei so weit,eine eigene Software zu entwickeln die die Biegeprogramme mit einem Klick automatisch erzeugt. Darüber hinaus gibt es eine ERP-Software, BENDEX Professional, die die administrativen Prozesse automatisiert und die Werkstattsteuerung optimiert.
Durch diesen hohen Aufwand einerseits, werden andererseits hohe Rationalisierungspotentiale gehoben. „Wir haben Kunden, die an dieser Stelle über 600% Zeiteinsparung haben“, so Stahl.
Darum geht es also, Gesamtlösungen, Maschine, Automatisierungsumfeld und Software so zu realisieren, dass sie hohen Nutzen spenden. Und nicht nur wieder eine Maschinenachse 5 oder 10% schneller zu machen.
Dass man dabei die mechanische Auslegung der Maschinen und auch der Peripherie keineswegs vernachlässigt, zeigt der Invest des Unternehmens in CAx-Technologie und deren Integration.
RAS ist ein früher Solidworks-Kunde
Bereits 1999 begann RAS mit der Auswahl eines neuen 3D-CAD-Systems. „Der Eintritt in die 3D-Welt war dringend geboten, weil wir mit 2D absolut an Grenzen gestoßen sind“, so der Konstruktionsleiter Mechanik, Joachim Köhler. Mit im Anbieterfeld war DPS Software mit den System Solidworks von Dassault Systèmes. Dieses System und dieser Anbieter sind dann auch ausgewählt worden. Nicht zu Unrecht, wie sich gezeigt hat. Hierzu einige Anmerkungen: Das Systemhaus DPS Software, welches 2017 sein 20jähriges Jubiläum feiern konnte, hat eine steile Karriere gemacht. Aus dem Kleinbetrieb von damals wurde der größte selbständige Solidworks-Reseller in Europa und zudem der größte Sage-Händler im D-A-CH Bereich, mit mittlerweile 450 Mitarbeitern und 31 Niederlassungen. Neben den Produkten von Solidworks hat DPS die CAM-Produkte von Solidcam im Portfolio.
Das Unternehmen aus Leinfelden-Echterdingen hat schon früh begonnen, den großen Hauptsystemen eigene kleine Pakete an die Seite zu stellen und auch individuelle Software für einzelne Kunden zu entwickeln. Sicher einer der Faktoren für den Erfolg.
Dabei hat man sich keineswegs gescheut, die Expertise von Kunden mit einzubeziehen, wie auch im Fall von RAS, insbesondere bei dem Aufbau der „Jobbox“. Dazu weiter unten noch mehr.
Solidworks wurde also ab dem Jahr 2000 bei RAS eingeführt.
Was hat Köhler und seine Kollegen überzeugt?
Joachim Köhler: „Solidworks war damals mit den Features am weitesten, es konnte sehr intuitiv bedient werden, und es führte uns sehr schnell zum Teil.“
Mittlerweile hat man in Sindelfingen 25 Lizenzen installiert. Neben der Basissoftware, Solidworks selbst, gibt es Bausteine für
- die Finite Elemente Berechnung, Solidworks Simulation Premium
- die Bewegungssimulation, Solidworks Motion
- NC-Programm-Erstellung, Solidcam und
- Solidworks Workgroup PDM wurde bislang für die Datenverwaltung genutzt.
Dieses etwas ältere PDM-System wurde gerade gegen Solidworks PDM Professional umgetauscht.
„Mit diesen Bausteinen haben wir uns eine effektive Arbeitswelt geschaffen, die neben dem Konstruieren auch die Berechnung und Simulation umfasst“, wie Köhler erklärt. Berechnet wird bei RAS „inzwischen alles“, von der Schraube über Werkzeuge bis zur komplexen Schweißbaugruppe“.
Mittlerweile macht man auch vor Betriebsfestigkeitsberechnungen und nichtlinearen Berechnungen nicht halt. „Wenn uns das System dieses schon bietet, warum sollen wir es nicht nutzen“ (Köhler).
Allgemein können mit Solidworks Simulation Premium
- dynamische Lasten (zeitabhängig) analysiert werden
- starke Verformungen von Bauteilen betrachtet werden
- sowie „Nichtlineare Materialien“, z. B. Gummi, einer Analyse unterzogen werden.
Mit der nichtlinearen Spannungsanalyse können Entwickler Spannungen und Verformungen auch da noch analysieren, wo die lineare Berechnung versagt. „In dieser Hinsicht leisten wir fast Grundlagenforschung. Es gibt kaum aktuelles verwendbares Wissen dazu, also müssen wir es eben selbst erarbeiten“, beschreibt Köhler die Situation. Besonders wichtig ist es ihm, die Ergebnisse immer wieder mit der Praxis abzugleichen, „um zu sehen, wo man liegt und ggf. sein Simulationsmodell zu verbessern.“
Prozesse gut durchgearbeitet
Wie schon dargelegt, hält man bei RAS von einzelnen Dateninseln wenig und schafft stattdessen durchgehende Prozesse. Also sämtliche hier beschriebenen Punkte sind stets im Gesamtzusammenhang zu sehen. Alles wird unter der Kontrolle von PDM und ERP abgewickelt.
In Sachen ERP stellt RAS einen Sonderfall da, weil der Maschinenbauer ein eigenes ERP-System entwickelt hat. „Vor über 30 Jahren haben wir dieses System, „CATUNO.pro“ in eine eigene Firma, CATUNO GmbH, ausgelagert. Von dort aus findet auch eine Vermarktung nach außen statt, nämlich im gesamten D-A-CH-Bereich“, erläutert Rainer Stahl.
CATUNO.pro, ein webfähiges ERP-System mit JAVA-Technologie, hielt bei einer Vielzahl von Kunden Einzug und unterstützt die Anwender bei ihren kaufmännischen Aufgaben und mit Schnittstellen zu anderen Bereichen. So gibt es auch eine Schnittstelle zu Solidworks, die hier intensiv genutzt wird. Relevant sind:
- die CAD-Integration selbst
- die automatische Stücklistengenerierung
- die Erstellung der Arbeitspläne
- die Information der Konstrukteure, etwa über Lagerbestände, Preise, Sachmerkmale etc.
Bezüglich der Stücklisten sagt Joachim Köhler: „Wo früher jemand drei Wochen an einer Stückliste für eine komplette Maschine saß, geschieht es heute einfach per Knopfdruck.“
In diesem Gesamtzusammenhang spielt auch die „Jobbox“ von DPS eine große Rolle.
Die Jobbox ist ein Tool für die einfache Automatisierung von Prozessen durch die Anlage von benutzerdefinierten Batch-Prozessen, ohne Programmierkenntnisse und mit einer komfortablen Benutzeroberfläche.
Mit der neuen Version, der DPS JobBox 2.0, können die Anwender auch Datenbanken abfragen und schreiben. Dies erweitert die bisherige Funktionalität erheblich, da eine Anbindung an Fremdsysteme in Unternehmen möglich ist. DPS bietet die Möglichkeit SQL, OL DB oder ODBC Datenverbindungen aufzubauen.
„Die Jobbox ist für uns Gold wert“, resümiert J. Köhler, „sie schafft den Übergang von CAD zu ERP, sie sorgt dafür, dass freigegebene Dokumente umgehend im Vertrieb zur Verfügung stehen, oder sorgt für eine vollautomatische Ausgabe von Dokumenten für Lohnfertiger, nur um einiges anzudeuten.“
All dieses erfolgte seit nun über 18 Jahren in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit DPS. Beide Partner denken in Prozessen, leben Prozesse und sind damit für die Zukunft gut gerüstet.
Die DPS Software wurde 1997 gegründet und ist heute der größte selbständige SOLIDWORKS Reseller in Europa und der größte Sage-Reseller in D-A-CH. Exklusiv vertreibt DPS die ERP Software RPS im deutschsprachigen Raum. Neben den Produkten von SOLIDWORKS hat DPS die CAM-Produkte von SolidCAM im Portfolio. Hinzu kommen DPS eigene Module und Lösungen.
Für die Möbelbranche vertreibt DPS im deutschsprachigen Raum die Softwarelösung SWOOD auf Basis von SOLIDWORKS.
Das Unternehmen hat 31 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 450 gestiegen.
Unterstützt werden 9.500 Kunden in der gesamten Prozesskette von der Konstruktion, über die Berechnung und Fertigung bis hin zur Datenverwaltung und der Abbildung der damit verbundenen kaufmännischen Prozesse. Software-und Schnittstellenentwicklungen sowie Schulungs- und Beratungsdienstleistungen vervollständigen die kundenorientierte Ausrichtung.
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