Ayrton Boldt: In welcher Beziehung steht Zielpuls zur Entwicklung von ADAS (Advanced Driver Assistance Systems), Fahrzeugautomation und neuen Mobilitätskonzepten?
Arnd Zabka: Der beginnende Wandel des Mobilitätsmarktes ist aus unserer Sicht die größte Herausforderung. Sie geht Hand in Hand mit neuen Technologien, Entwicklungen und Validierungsmethoden, Player, Kundengruppen und Geschäftsmodellen. Dieser Wandel wird den Markt und die Gesellschaft nachhaltig ändern. Wenn wir uns Mobilitätsstudien von 2013 ansehen, denkt man, alles hätte sich viel schneller entwickeln können. Wir bei Zielpuls helfen unseren Kunden, die eigene Organisation auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten und bringen als Katalysator neue Technologien zu unseren Kunden.
Ayrton Boldt: Was unterscheidet Sie von ähnlichen Dienstleistern in der Branche?
Markus Frey: Bei Zielpuls denken wir ganzheitlich. Unser Geschäft bildet die Brücke zwischen Strategie und Umsetzung. Auf der einen Seite helfen wir, die Entwicklung sofort zu starten, aber die zweite entscheidende Aufgabe ist es, das Change Management in den internen Organisationen zu starten und die Art und Weise der Zusammenarbeit anzupassen. Diese beiden Arbeitsabläufe bringen wir zusammen.
Ayrton Boldt: Was sind Ihrer Meinung nach die großen Hürden für das autonome Fahren (Autonomielevel 5), die von verschiedenen Akteuren überwunden werden müssen? Wie sollen sie gelöst werden?
Arnd Zabka: Die ersten Prototypen werden schnell verfügbar sein. Der kritische Aspekt ist: Wie bringt man Sicherheit, Schutz, Privatsphäre und Nachhaltigkeit in diese Systeme? Und das auf eine Weise, die kostengünstig genug ist, um für alle verfügbar zu sein.
Auf kurze Sicht wird die Testdatenerfassung und die Test- und Validierungsstrategie für autonome Systeme hier für alle eine große Herausforderung.
Langfristig gesehen gibt es eine massive Disruption, die unsere Mobilität von morgen signifikant prägen wird. Andauernder Erfolg erfordert einen massiven Umschwung für die aktuellen Mobilitätsanbieter. Es wird neue Geschäftsmodelle geben, die mit einer veränderten Definition des Autos und seiner Nutzung verbunden sein werden. Ein zusätzlicher Mehrwert ist beispielsweise der Transport und die Abholung von Kindern oder ein persönlicher Lieferservice. Ein Beispiel: Ihr Finanzberater holt Sie zu Hause ab und bringt Sie zur Arbeit. Als Vorteil erhält er Ihre Zeit (die Fahrzeit) für seine Service- und Produktpräsentation.
Ayrton Boldt: Wie wird die autonome Antriebstechnik die bestehende Automobilmarktlandschaft verändern?
Markus Frey: Durch den Übergang vom Besitz eines Autos hin zur Mobilitätsdienstleistung wird es weltweit viel mehr differenzierte Autotypen für verschiedenste Anwendungsfälle geben. Der Markt wird mit neuen Nutzergruppen wachsen. Neue Player werden auf den Markt kommen. Durch die Nutzung eines Autos als Dienstleistung wird die Eintrittsschwelle gesenkt und Mobilität wird für neue Zielgruppen wie Kinder, Personen ohne Führerschein oder Rentner zugänglich. Durch die nutzungsspezifische Entwicklung des Autos und dessen automatisierte Produktion wird ein einfacher Markteinstieg für neue Player in der Zukunft gewährleistet.
Ayrton Boldt: Der Trend geht zu Smart Cities. Aber wie sehen Sie die Auswirkungen auf die Automobilmärkte in weniger weit entwickelten Städten/Ländern oder Regionen?
Arnd Zabka: Es gibt einen heute noch nicht adressierten Markt für Mobilität, der so groß ist wie der heute bestehende Automobilmarkt. Auch in weniger weit entwickelten Städten und Regionen besteht ein stetig wachsendes Bedürfnis der Menschen nach mehr Mobilität, unabhängig vom Besitz eines Autos.
Betrachtet man im Vergleich beispielsweise den Markt für Konsumgüter in Schwellenländern, kann man beobachten, dass große Firmen Probleme hatten, ihre Produkte z.B. Waschmittel, wie bei uns üblich, in 100er Verpackungen zu verkaufen. Sie änderten ihre Strategie und bieten heute ihre Produkte erfolgreich in Einzelportionen an, die sich die dortige Bevölkerung leisten kann.
Ayrton Boldt: Denken Sie, dass diese Entwicklung von den OEMs & Automobilzulieferern bis zu einem gewissen Grad übersehen wird?
Markus Frey: Die OEMs konzentrieren sich heute noch nicht auf neue Zielgruppen ohne Führerschein. So können neue Player leicht in den Markt einsteigen. Die nächsten sieben Jahre werden das Fundament für das neue Mobilitätsgeschäft legen. Jede Lücke, die die großen Unternehmen nicht füllen, wird durch einen neuen Player am Markt geschlossen.
Die OEMs müssen sich vom Automobilhersteller zum Mobilitätsdienstleister mit eigenen Fahrzeugflotten wandeln. Darüber hinaus benötigen sie Lösungen in den Bereichen Flottenmanagement, Abrechnungssysteme und verschiedene weitere Serviceangebote.
Ayrton Boldt: An welchem Projekt möchten Sie als nächstes in diesem Bereich arbeiten, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben?
Arnd Zabka: Wir werden mit Leidenschaft an dem Technologiesprung von Autonomielevel 3(4) auf Level 5 weiterarbeiten. Von der Strategie bis hin zur Realisierung.
Wir möchten unsere Kunden auf eine Reise in die Zukunft mitnehmen.
Neue Technologien und Dienstleistungen bringen wir schnell zu Pilotkunden und etablieren sie in Massenmarktprodukten. Parallel dazu passen wir uns agil an die jeweiligen Marktbedürfnisse an, um die Entwicklung branchenübergreifend voranzubringen.
Ayrton Boldt: Worauf konzentrieren sich die Automobilhersteller Ihrer Meinung nach zu wenig und warum könnte das ein Problem sein?
Markus Frey: Es dreht sich heute alles um (Entwicklungs-)Geschwindigkeit und Talentsuche.
Mit dem Aufbruch in eine neue Ära müssen sich die Automobilhersteller gleichzeitig auf mehrere Aspekte konzentrieren. Auf der einen Seite muss die Entwicklung des "klassischen" Autos weitergehen und immer mehr neue Systeme integriert werden (elektrisch, vernetzt, autonom, serviceorientiert, neues Interieur, etc.). Andererseits müssen komplett neue Autos und Architekturen parallel dazu entwickelt werden. Diese Autos bieten einen großen Mehrwert durch die Software, neue Motorsysteme und eine völlig neue Architektur. Um Erfolg zu haben, muss diese Architektur für neue Technologien und Systemplattformen für alle Anbieter am Markt geöffnet werden. Dies kann nur gelingen, wenn OEM-übergreifend daran gearbeitet wird.
Kein Player auf dem Markt hat genug Finanzkraft, um in allen Technologiebereichen als Star aufzutreten. Der Star wird derjenige sein, der alle Technologien zu einer Dienstleistung zusammenführt und diese dem Kunden anbieten kann.
Ayrton Boldt: Welche Lösung gäbe es aus Ihrer Sicht dafür Und was kann Zielpuls OEMs & Automobilzulieferern bieten, um auf diese Lösung hinzuarbeiten?
Markus Frey: Ein starker Partner an einem attraktiven Standort und Umfeld kann eine mögliche Lösung sein. Das zieht gut ausgebildete Mitarbeiter an.
Zielpuls ist eine solches Unternehmen. Wir helfen den Automobilherstellern, neuartige, hochmoderne Lösungen zu entwickeln, begleiten sie auf ihrem Weg und bauen neue Organisationen auf.
Übersetzt ins Deutsche; Englische Version veröffentlicht auf dem Smart-Mobility-Hub (http://smart-mobility-hub.com), 13.03.2018, von Ayrton Boldt.
Das Smart Mobility Hub ist eine Plattform für den Wissensaustausch zwischen Automobilprofis, innovativen technischen Pionieren und Entscheidungsträgern. Unter http://smart-mobility-hub.com wird über innovativste Technologien berichtet und darüber, wie sich OEMs, Automobilzulieferer, Technologie-Start-ups und Forschungsinstitute ihren Weg in unsere Fahrzeuge ebnen.
Das Beratungsunternehmen Zielpuls wurde im Jahr 2008 im München gegründet. Das interdisziplinäre Team um Geschäftsführer Markus Frey und Dr. Marc Poppner konzentriert sich auf die technologieorientierte Unternehmensberatung. Technologische Gesamtlösungen werden geplant, entwickelt und koordiniert. Ein substanzielles Verständnis für strategische Fragestellungen, fundierte technische Kompetenz sowie Spaß an neuen, hochkomplexen Aufgaben sind zielgebend für die tägliche Arbeit. Zielpuls berät Unternehmen aus den Bereichen Anlagen- und Maschinenbau, Automobil, Chemie, Luft- und Raumfahrt sowie Schienenverkehr.
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