Herr Liebezeit, wie liest DPS die Wünsche von den Augen seiner Kunden ab?
Wichtig ist es, genau zu verstehen, was die Bedürfnisse des Kunden, meist Maschinenbauer, sind. Aber ebenso wichtig für unsere Arbeit ist die Fähigkeit, programmieren zu können. Diesen Spagat schaffen nur Wenige.
Es fängt bereits beim Vokabular an. Der Maschinenbauer benutzt Begriffe, die der Informatiker nicht kennt. Wir bemerken in Gesprächen über die Anforderungen einer Programmierung immer wieder, dass es hier schnell zu Verständigungsproblemen kommen kann.
Und wie lösen Sie derartige Konflikte?
Als studierter Maschinenbauer kenne ich deren Beweggründe, auch deswegen, weil ich als Konstrukteur gearbeitet habe. Andererseits ist mir die Programmierung vertraut, schließlich ist es jetzt mein Arbeitsfeld – ich weiß also, was möglich und was nicht möglich ist. Ich sehe mich als Schnittstelle hin zu Kunden.
Meine Aufgabe ist es, Missverständnisse zwischen Kunden und unseren Software-Experten zu vermeiden. Ich bin bei den Kundengesprächen dabei und überlege mir, wie die an uns herangetragenen Anforderungen konzeptionell erfüllt werden können – was können wir mit bestehenden Lösungen bereits umsetzen und was muss neu programmiert werden.
Es ist sicherlich nicht leicht, die Trends in der Informatik und Softwareentwicklung mit den aktuellen Ansätzen zur Prozesseffizienz im Engineering in Einklang zu bringen…
…das ist richtig. Die Frage ist, wie nützlich sind die aktuell diskutierten Trends in der Softwareentwicklung für die Prozessoptimierung. Einerseits geht es darum, unser stetig wachsendes Angebot an Produkten im Detail zu kennen und andererseits im Auge zu behalten, was es Neues bei der Programmierung gibt.
Haben Sie ein Beispiel parat?
Nehmen wir „Continuous Integration“. Dieser Begriff beschreibt das automatische zusammenführen von Softwarekomponenten zu einer Gesamtanwendung, einschließlich automatischer Softwaretests und Erstellung von Installationspaketen. Ziel dabei ist die Steigerung der Softwarequalität. Der gesamte Vorgang wird durch Änderungen in der Quellcodeverwaltung ausgelöst, eine Methodik, die ungemein hilft.
Beim unserem Produkt TopsWorks zum Beispiel, das am umfangreichsten automatisch getestet wird, merken wir, dass in der letzten Version die Softwarequalität deutlich gestiegen ist. Das bestätigen uns unsere Kunden anhand ihrer Rückmeldungen.
Was sind die Vorteile von TopsWorks?
TopsWorks schlägt die Brücke zwischen Solidworks und den Programmiersystemen der Trutops-Reihe von Trumpf, um die Durchgängigkeit der Prozesskette „Blech“ von der Konstruktion bis zur Fertigung sicherzustellen. Das Produkt wird in enger Zusammenarbeit mit Trumpf weiterentwickelt und dort auch in der eigenen Konstruktion eingesetzt. Es gibt dem Konstrukteur die Möglichkeit in Solidworks maßlich exakte Teile zu konstruieren, so wie sie später an der Trumpf Biegemaschine gefertigt werden. Dabei werden die zur Verfügung stehenden Biegewerkzeuge, das Material des Blechs und die Daten aus Trutops herangezogen. Jeder, der mit Blech zu tun hat, kennt die Problematik von Abweichungen zwischen CAD und Realität in diesem Bereich. Hier ist TopsWorks die ideale Lösung.
Was halten Sie von der Idee, Ihr Team als eine Art „Think Tank“ zu interpretieren? Ein Think Tank steht für eine Wissensquelle, von der andere profitieren.
Soweit es möglich ist, versuchen wir Lösungen für Problemstellungen die unsere Kunden an uns herantragen mittels der Konfigurationsmöglichkeiten unserer Werkzeuge (JobBox, ViewBox, Macrosheet) zu realisieren. Individuelle Programmierungen versuchen wir zu vermeiden. Auch bei individuellen Anforderungen haben wir immer den allgemeinen Nutzen im Hinterkopf. Wenn wir erkennen das zur Umsetzung einer Kundenanforderung ergänzende Bausteine in unseren Applikationen erforderlich sind, fügen wir diese Bausteine mit dem Einverständnis des Kunden dem Standard hinzu. Somit erreichen wir eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Der Kunde nutzt eine Standardsoftware für seine individuelle Anforderung mit regelmäßiger Fehlerbeseitigung. Kompatibilitätsprobleme nach Updates sind kein Thema. Unsere Applikationen entwickeln sich auf Basis unserer Kunden praxisbezogen weiter. Jede Programmerweiterung steht der Community zur Verfügung. Unser Think Tank, wenn Sie so wollen, beschränkt sich also nicht nur auf unsere Mitarbeiter, sondern wird zudem zudem von unseren Anwendern unterstützt.
Die Prozessautomatisierung wird auf Basis der JobBox erstellt. Wie kann man sich das vorstellen?
Die JobBox ist im Grunde genommen ein großer Baukasten für die Automatisierung von Prozessschritten. Dabei kann der Anwender selbst sein Glück versuchen oder die Prozessautomatisierung von uns als Dienstleistung in Anspruch nehmen. Es gibt mehrere Module, mit denen wir weitere Automatisierungsmöglichkeiten haben, zum Beispiel eine Servervariante, die 24×7 Tage arbeitet.
Über die JobBox werden „Jobs“ erstellt. Sie umfassen bestimmte Aktionen. Soll zum Beispiel SolidWorks in einem bestimmten Set-up gestartet, bestimmte Dokumente geladen, oder ein 3D-Modell mit einem bestimmten Namenskürzel abgespeichert werden – es müssen nicht sonderlich umfangreiche Tätigkeiten sein, die auch nicht auf Solidworks beschränkt sind, sondern es kann sich auch um das automatisierte Handling von Office-Dokumenten oder das Absetzen von SQL-Statements handeln. Durch geschickte Kombination von den zur Verfügung stehenden Aktionen der JobBox lassen sich auch Schnittstellen zu anderen Systemen realisieren, etwa zu einem ERP-System. Gerade die geschickte Kombination der Aktionen macht den Trick aus: Zu einer Kundenanforderung prüfen wir, ob wir die notwendigen Aktionen vorrätig haben und bringen diese in die richtige Reihenfolge.
Über eine andere Lösung, ViewBox genannt, können sogar Datenbanken „angezapft“ und miteinander verknüpfen werden.
Viele Automatisierungsanforderungen kommen aus unserem PDM-Team über Kundenanfragen. Natürlich gibt es die Möglichkeit, mit sogenannten Tasks in PDM Professional zu arbeiten. Aber der Anwendungsumfang ist begrenzt. Anders ausgedrückt: Wir sind mit der JobBox einfach erheblich flexibler.
Gibt es eine dezidierte Zielgruppe, für die die JobBox besonders in Frage kommt?
Eigentlich nicht. Die große Nachfrage ist der Zeit geschuldet. Man will ganz vorne dabei sein und nicht dem Trend der Prozessautomatisierung hinterherlaufen. Ein wichtiges Anwendungsfeld ist die systematische Beseitigung von Fehlerquellen bei Routinetätigkeiten.
Durch unseren kostengünstigen Ansatz ist JobBox auch für kleinere Unternehmen interessant. Durch das kostenlose Angebot können die Konstrukteure erst einmal ausprobieren, ob es überhaupt etwas bringt. In der Tat ist dies Praxis: Der Kunde sieht in seinem Arbeitsalltag selbst den Bedarf etwas zu automatisieren, und startet unkompliziert mit kostenlosen Variante der JobBox.
Jetzt zu einer eher philosophisch interpretierbaren Frage: Wie stehen Sie zur Umsetzung von Prozessen nach Standardkonzepten, wo doch jedes Unternehmen individuell ist?
Tatsache ist, dass jeder Kunde nicht nur Standard haben möchte, weil er
an der einen oder anderen Stelle einen speziellen Arbeitsablauf hat. Natürlich hängt es vom Anwendungsfall ab. Geht es aber darum, Solidworks zu erweitern, etwa einen bestimmten Menüpunkt einzuführen, um mehrere sich wiederholende Modellierungsschritte zusammenzufassen, dann führen wir eine Makroprogrammierung durch…
…man merkt schon, die Digital Natives hinterlassen ihre Spuren, weil sie eintönige Wiederholtätigkeiten ablehnen.
Auf jeden Fall! Wir stellen das bereits in den Programmierschulungen fest. Inzwischen ist die Bereitschaft viel größer, lieber ein halbe Stunde in die Makroprogrammierung zu investieren, als immer wieder einige Minuten eine Tätigkeit zu wiederholen.
Übrigens, wir haben ein weiteres Produkt im Angebot, das sich Makrosheet nennt. Dieser kostenlose Konfigurator ermöglicht anhand von Mastermodellen, die auf Baugruppen angewendet werden, Konfigurationen durchzuführen.
Ein Konfigurator ist zunächst einmal eine Teileschleuder, weil dabei immer wieder Teile neu generiert werden. Früher wusste man gar nicht, ob diese Teile bereits existieren. Wir haben jetzt eine Lösung entwickelt, die über Finger Prints die geometrische Gleichheit von Bauteilen herausfindet: Wenn die Baugruppe fertig konfiguriert ist, greifen wir auf PDM Professional zu, um herauszufinden, ob es bereits gleiche Teile gibt. Sind diese vorhanden, werden sie einfach in der Baugruppe ausgetauscht und nicht immer neu angelegt. Einsparungen sind bei diesem Verfahren beispielsweise ein zusätzliches CNC-Programm oder aber eine weitere Zeichnungsableitung.
Spielt die Prozessautomatisierung auch eine Rolle, um die Fertigung besser zu unterstützen?
Wir können automatisiert über Schnittstellen wie DXF- oder GEO- (für die Blechbearbeitung) Dokumente aus Solidworks herausschreiben. Damit können wir direkt die Fertigungsmaschinen ansteuern. Das sind nur einige Beispiele. Erwähnenswert ist aber noch eine andere Anwendung: Ein 3D-Modell, das in Solidworks PCB erzeugt wurde, haben wir automatisiert aufbereitet, um es besser simulieren zu können. Es war viel zu detailliert, so dass es vereinfacht werden musste. Ein entsprechendes Makro fasst, wo möglich, Körper zusammen, um die Vernetzung zu erleichtern.
DPS wird nicht müde zu erwähnen, dass es neben einer PDM-Lösung ERP-Systeme im Angebot hat. Kann die JobBox für deren Integration auch einen Dienst erweisen?
Ja. Für die Sage Office Line gab es in der Vergangenheit keine Schnittstelle zu den Solidworks-Produkten. Wir haben dann eine Schnittstelle für den Stücklistenabgleich entwickelt, auch für den Fall der wachsenden Stückliste. Die JobBox ermöglicht uns, hierfür über ein standardisiertes Datenbankformat eine Vielzahl von Formaten einzulesen und wieder herauszuschreiben.
Wir sind sehr flexibel in Hinsicht auf die Anbindung anderer Systeme. Davon profitieren unsere Kunden praktisch jeden Tag.
Die JobBox der DPS Software GmbH (Leinfelden-Echterdingen), liegt inzwischen in der zweiten Generation vor. Sie unterstützt den Kunden, seine individuellen, immer wiederkehrenden Prozesse zu automatisieren. Bei der Definition der auszuführenden Aktionen sind keine Programmierkenntnisse gefordert, vielmehr ermöglicht eine komfortable Benutzeroberfläche dem Anwender, die Automatismen zu konfigurieren. Die Bibliothek der zur Verfügung stehenden Aktionen wird stetig ergänzt. Ein kostenlose Download-Version der JobBox steht für das unkomplizierte Ausloten des Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen bereit. Ein serverseitiger Batchbetrieb ist mittels einer bei DPS beziehbaren Zusatzkomponente ebenfalls möglich.
Die DPS Software wurde 1997 gegründet und ist heute der größte selbständige SOLIDWORKS Reseller in Europa und der größte Sage-Reseller in D-A-CH. Neben den Produkten von SOLIDWORKS hat DPS die CAM-Produkte von SolidCAM im Portfolio. Hinzu kommen DPS eigene Module und Lösungen.
Für die Möbelbranche vertreibt DPS im deutschsprachigen Raum die Softwarelösung SWOOD auf Basis von SOLIDWORKS.
Das Unternehmen hat 31 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 450 gestiegen.
Unterstützt werden 9.000 Kunden in der gesamten Prozesskette von der Konstruktion, über die Berechnungund Fertigung bis hin zur Datenverwaltung und der Abbildung der damit verbundenen kaufmännischen Prozesse. Software-und Schnittstellenentwicklungensowie Schulungs- und Beratungs-dienstleistungen vervollständigen die kundenorientierte Aus-richtung.
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