Der Fachkräftemangel wird für die Saarwirtschaft zunehmend zur Wachstumsbremse. Branchenübergreifend und über alle Unternehmensgrößenklassen hinweg klagt inzwischen ein Drittel der Betriebe darüber, dass die Personalknappheit die Geschäftstätigkeit stark beeinträchtigt. Engpässe bestehen vor allem bei Facharbeitern und Spezialisten wie Meistern, Technikern und Fachwirten sowie technischen Hochschulabsolventen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 85.000 Beschäftigten beteiligten und die aktuell rund 1.500 Stellen nicht besetzen können.

Besonders vom Personalmangel betroffen ist die Verkehrswirtschaft. Hier berichten rund 80 Prozent der Betriebe über teils sehr negative Auswirkungen. So wird die Kundenakquise erschwert, Aufträge können nicht abgearbeitet, Expansionsstrategien nicht umgesetzt werden, das Umsatzwachstum stagniert und die Wettbewerbsfähigkeit sinkt. Nicht viel besser sieht es im Handel aus. Deutliche Engpässe gibt es auch in der Hotellerie und Gastronomie, bei unternehmensnahen Dienstleistern sowie in der Industrie. Hier fehlen vor allem Facharbeiter sowie Ingenieure in den Bereichen Mechatronik und Automatisierungstechnik, Energie- und Elektrotechnik. Als Gründe für die Engpässe werden insbesondere mangelnde fachliche Qualifikation (68 Prozent), fehlende Berufserfahrung (54 Prozent) sowie zu wenige Bewerber (48 Prozent) genannt.

„Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen deutlich, dass der Bewerber- und Fachkräftemangel im Saarland inzwischen immer mehr Branchen und Berufsfelder erfasst. Um die angespannte Fachkräftesituation zu entschärfen, müssen die Erwerbspotenziale von Frauen, Älteren und Migranten künftig noch stärker in den Blick genommen und das Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar mit Leben gefüllt werden“, so IHK-Präsident Dr. Hanno Dornseifer.

Bedarf an Spezialisten bleibt hoch

Beim voraussichtlichen Bedarf innerhalb der nächsten fünf Jahre zeigen sich deutliche Unterschiede – und dies sowohl was die Qualifikationsniveaus als auch die Branchen betrifft. Der allgemeine Trend ist: Während ungelernte Hilfskräfte oder Menschen mit geringer Qualifikation künftig weniger nachgefragt werden, bleibt der Bedarf an Fachkräften und Spezialisten wie Meistern, Technikern und technischen Hochschulabsolventen groß  oder steigt sogar noch. Mit Blick auf die Branchen zeigen sich aber auch deutliche Unterschiede: Im Handel, in der Hotellerie und Gastronomie sowie im Verkehrsgewerbe werden relativ gesehen mehr Fachkräfte gesucht. Spezialisten werden eher in der Industrie, in der IT-Branche und in der Energiewirtschaft benötigt. Die Nachfrage nach Auszubildenden ist über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg weiterhin hoch. Die Unternehmen sehen hierin ein wichtiges Reservoir zur Sicherung ihrer Fachkräftebasis. „Junge Menschen, die eine berufliche Zukunft im Saarland suchen, sind gut beraten, eine duale Berufsausbildung in den Blick zu nehmen, denn diese birgt hervorragende Karriereaussichten“, so IHK-Präsident Dr. Hanno Dornseifer.

Unternehmen versuchen Personalengpässe durch Qualifizierung und Automatisierung zu schließen

Die IHK-Umfrage belegt ferner, dass die Saarwirtschaft bereits erhebliche Anstrengungen unternimmt, um Personallücken zu schließen. Zum einen dadurch, dass nicht zuletzt mit Unterstützung von IHK, saaris und der Agentur für Arbeit Zielgruppen bei der Personalakquise verstärkt in den Blick genommen werden, die bisher eher unterdurchschnittlich in den jeweiligen Branchen oder Berufsgruppen vertreten waren (Ältere, Frauen, Migranten). Dabei werden zunehmend auch im Mittelstand Möglichkeiten genutzt, die bislang eher bei Großunternehmen zum festen Bestandteil der Personalgewinnung gehören (z. B. Rekrutierung im Ausland, Kooperationen mit Schulen und Hochschulen, Einsatz von Headhuntern, Social Media). Zum anderen versuchen die Unternehmen das Fachkräfteproblem durch Höherqualifizierung des vorhandenen Personals, Ausweitung des Arbeitsvolumens und Prozessoptimierung in den Griff zu bekommen.

„Um die angespannte Fachkräftesituation zu entschärfen, bedarf es weiterer Anstrengungen, etwa im Bereich der Unterstützung junger Menschen bei ihrer Ausbildungs-, Studien- und Berufsorientierung sowie bei der Steigerung der Erwerbsquoten und des Arbeitsvolumens von Frauen, Älteren und Migranten. Und natürlich sollten auch die Unternehmen noch stärker als bisher innovative Rekrutierungsinstrumente und  -wege in den Blick nehmen, ihre Arbeitgebermarke weiter schärfen und ihre Personalentwicklung noch strategischer ausrichten“, so Dornseifer.

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