Norbert Armbruster plant seit mehr als dreißig Jahren die Arbeitsplätze der Zukunft. Die Umsetzung von Industrie 4.0 und die Entwicklung der Smart Factory, also der intelligenten Fertigung, ist bei Armbruster Engineering im kleinen Gewerbegebiet an der Neidenburger Straße das Tagesgeschäft für fast 30 Mitarbeiter. Die Angestellten entwickeln und prüfen die Assistenzsysteme und ganze Montagelinien, bevor sie ausgeliefert werden. Dazu kommt die Fernwartung der Kunden-IT-Systeme von Schanghai bis Detroit.
"Eigentlich ist uns vollkommen egal, was unsere Kunden herstellen. Wir sind die Spezialisten, wenn es um das Prozessdenken geht. Wir gestalten für den Kunden die Produktionsprozesse und halten sie am Laufen. Und dabei geht es um die Begriffe Rückverfolgbarkeit und Transparenz“, sagt Firmenchef Norbert Armbruster gleich zu Beginn der kleinen Hausführung. Rückverfolgbarkeit mache es etwa möglich, Schwachstellen in der Produktion genauso gut zu beheben wie in der Konstruktion. Dazu werden Abläufe bis ins Detail dokumentiert und den Werkern alle nötigen Arbeitsschritte genau vorgegeben. Es gibt in der kleinen Ausstellung gleich hinter der Anmeldung und der Verkaufsabteilung einiges zu sehen: So genannte Handdatenterminals an echten Kommissionierungsstationen, schlaue Headsets mit Datenschnittstellen für Scans und sogar Robotertechnik.
IT-Technik soll das Handbuch für den Arbeitnehmer ersetzen
Im Showroom des Firmensitzes zwischen Hastedt und der Vahr hat sich Lukas Semmelmann eine Kamerabrille auf gesetzt. Mit einem Fingertippen kann der Ingenieur die Fortschritte in der Produktion dokumentieren. Ist dieses Ausmaß an Transparenz und Kontrolle der Mitarbeiter aber nicht letztlich ein orwellsches Horrorszenario der kompletten Überwachung von Menschen am Arbeitsplatz? Norbert Armbruster kann dazu sehr deutlich werden: „Wenn es bei einem Produkt um Leib und Leben geht, also ein hohes Maß an Sicherheit erreicht werden muss oder die Zukunft meiner Firma von einem Prozess abhängig ist, dann kann ein einzelner Mitarbeiter dafür heute gar nicht mehr die Verantwortung übernehmen.“ Er spricht auch nicht von Überwachungs-, sondern von Assistenzsystemen. Der Mehrwert der IT-Technik sei letztlich auch für den Werker erheblich: „Wir erleben heute an vielen Stellen anders als vor zwanzig Jahren eine komplett individualisierte Produktion: Oft ist das nächste Bauteil wieder anders als das, welches der Werker gerade an seinem Arbeitsplatz gefertigt hat. Wie soll der ohne unsere Systeme wissen, wo er die nötigen Teile dafür findet und wie man sie verbaut?“ Armbruster erzählt gerne bei der Arbeitsplatzeinweisung von dem Handbuch zur Maschinenbedienung, das man vor einigen Jahren noch durcharbeiten musste. „Dick wie eine Bibel“ sei es gewesen. „Heute erwartet der Mitarbeiter zu Recht ein kleines Video, dass ihm alles zeigt. Und er kann dann sofort loslegen und ihm wird immer weiter geholfen.“
Lukas Semmelmann hat inzwischen ein paar Fotos geschossen und legt sie sich zur Bearbeitung auf einen Touch-Screen-Bildschirm. Die Kamerabrillen sind momentan sehr beliebt in der Automatisierungstechnik. Die Bremer registrieren eine rege Nachfrage. Die ersten Systeme mit Brille gehen gerade in die Auslieferung, sagt. Norbert Armbruster muss lachen, als er sich an den ersten Touch-Screen-Bildschirm erinnert, den er vor mehr als dreißig Jahren in einer Fabrik im Schwabenland aufgehängt hat: „Da kam dann der Seniorchef an und meinte: Na, also fernsehen, das tun wir aber nicht hier in der Fabrik.“ Heute seien Einzelarbeitsplätze ohne IT-Technik in vielen Branchen nicht mehr vorstellbar.
Eine Nische, viele Branchen
Und ständig kommen neue Hard- und Software dazu, oft genug ausgetüftelt von der Generation des eigenen Nachwuchses: Der junge Ingenieur Semmelmann mit der Brille hat schon während seines Studiums bei Armbruster als Werkstudent gearbeitet und ist dann in der Firma geblieben und zum Verkaufs- und Projektingenieur aufgestiegen. Solche Geschichten aus seiner Firma liebt der 67-jährige Armbruster genau wie die, dass jeden Freitagmittag für den gesunden Korpsgeist zusammen gegessen wird. Armbruster weiß, wie wichtig es ist, gute Köpfe von der Arbeit in Bremen und den guten Netzwerken vor Ort zu begeistern: „Personalgewinnung ist eine ständige Aufgabe. Wenn Sie sich die Biografie unseres anderen Geschäftsführers Henning Vogler ansehen, treffen sie auf eine ähnliche Geschichte: Er kam auch als Student und ist seit 2007 in der Geschäftsführung und heute gleichberechtigter Teilhaber.“
Das stete Wachstum der Firma, die jetzt Jahresumsätze bei drei Millionen Euro verzeichnet, hat neben dem inneren Drang der Ingenieure nach Neueinführungen von Innovationen auch viel mit ihrer Marktunabhängigkeit in ihrer sehr speziellen Nische zu tun, sagt Armbruster. „Als die Automobilindustrie vor ein paar Jahren ein wenig kränkelte, konnten wir uns mühelos anderen Branchen wie der Medizintechnik oder auch der landwirtschaftlichen Produktion widmen. Wir können sehr flexibel reagieren.“ Dazu kommt eine überdurchschnittlich gute und lang angelegte Kundenbindung: Wer bei Armbruster IT-Technik bis hin zur Konfiguration ganzer Montagelinien aus einer Hand einkauft, unterschreibt meist gleich auch noch den langjährigen Servicevertrag. Die Kontakte knüpft die Firma auf Messen. Als markteingeführte alteingesessene Firma allein mit Bremen-Referenzen von Airbus über Bruker bis Daimler lebt man aber auch schon ein bisschen vom Weitersagen. Norbert Armbruster: „Wir laden inzwischen unsere Kunden einmal im Jahr an besondere Orte ein. Dabei möchten wir vor allen Dingen, dass sie in einer netten Atmosphäre untereinander ins Gespräch kommen darüber, was wir für sie auf die Beine gestellt haben.“
"Hohe Innovationskraft schützt in unserer Branche"
Dass alle über die digitale Revolution und Industrie 4.0 sprechen, macht den Bremern die Arbeit heute leichter. Man erntet, was man sät, eben mitunter auch Jahre später. Ihr Netzwerk zu Firmen wie Plan B Automatisierung ist erprobt. Mit dem Biba an der Universität Bremen arbeitet das Unternehmen in einem Förderprogramm namens Actus zusammen. Es geht um ein Kommunikationssystem, das mit Kameratracking die Objekterfassung, Distribution und Weiterverfolgung noch einfacher machen soll. „Hohe Innovationskraft schützt in unserer Branche. Und wir können am Ende Komplettlösungen aus einer Hand bieten, für die sich der Kunde ansonsten selbst mühsam die einzelnen Partner zusammensuchen müsste“, sagt Armbruster trocken.
Trotz aller Leistungen und Referenzen schaffen es Ingenieurbüros wie Armbruster aber nur ganz selten mal in die Schlagzeilen. Dann aber richtig, zumindest was die Kommunikation im eigenen Universum der Elektroniker und Maschinenbauer, der Qualitätssicherer und Prozessoptimierer angeht: Die zur Fabrik des Jahres 2016 ausgezeichnete Firma ASM Assembly Systems verwende das von Armbruster entwickelte Elam-System und komme so auf Spitzenwerte in allen entscheidenden Bereichen für diesen begehrten Branchenpreis, sagt Norbert Armbruster. „Das ist schon was.“
Armbruster Engineering ist ein inhabergeführtes Ingenieur-Unternehmen und unterstützt mit dem eigens entwickelten Assistenzsystem "ELAM" die Produktion seiner Kunden. Das ELAM-System – "Elektronische Linien-Anbindung von Montageanlagen" – ebnet dem Anwender durch Vernetzung und Prozessüberwachung den Weg zur Industrie 4.0. ELAM, ist in vielen Branchen bewährt und bietet Qualitätssicherung und Prozessoptimierung für alle Produktionsbereiche.
Mit diesem praxisbewährten MES-System plant, erstellt und wartet Armbruster Engineering weltweit Lösungen für Kommissionierung, Montage und Prüfung.
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