Ende 2016 lebten in der Landeshauptstadt München und den umliegenden Landkreisen (München, Ebersberg, Erding, Freising, Dachau, Fürstenfeldbruck, Starnberg, Bad Tölz/Wolfratshausen und Miesbach) insgesamt 2.954.465 Menschen, von denen 1.233.403 sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Die Zahl der Arbeitsplätze liegt sogar noch höher: nämlich bei 1.405.408. Gegenüber 2010 entspricht das unter dem Strich einem satten Plus von 6,2 Prozent mehr Einwohnern, 20,5 Prozent mehr Beschäftigten und 20,8 Prozent mehr Arbeitsplätzen.
Das Gros der Jobs – insgesamt 821.971 – findet sich natürlich direkt in der Landeshauptstadt. Nimmt man den Landkreis München dazu, steigt die Zahl der Arbeitsplätze sogar auf über eine Million (1.039.721). Anders gesagt: Drei von vier Arbeitsplätzen in der Region München befinden sich direkt in der Stadt und im Landkreis München.
Starkes Wachstum im Nordwesten von München
Aber das Umland holt auf: Während in Stadt und Landkreis die Zahl der Jobs seit 2010 „nur“ um 19,5 Prozent gestiegen ist, verzeichneten die Landkreise im Westen und Nordwesten von München ein sattes Plus von insgesamt 42,5 Prozent: von 61.650 auf 87.877 Arbeitsplätze. Die Landkreise im Süden und Südwesten sowie im Norden und Osten legten etwas weniger stark um jeweils 18,4 Prozent zu.
Spitzenreiter in Sachen Arbeitsplatzwachstum ist der Landkreis Fürstenfeldbruck: 48.349 gemeldete Arbeitsplätze im Jahre 2016 entsprechen einer Zunahme von fast 57 Prozent gegenüber 2010. Auf Platz zwei folgt der Landkreis Erding mit einem Plus von 46,3 Prozent. Ende 2016 gab es in dem immer noch in weiten Teilen landwirtschaftlich geprägten Landkreis 43.137 Arbeitsplätze.
Grund dafür ist natürlich die Flughafennähe. Von der profitiert überraschenderweise der Nachbarlandkreis Freising bei weitem nicht in dem Maße, wie man es erwarten würde. Hier weisen die statistischen Zahlen ein Beschäftigtenwachstum von 18,6 Prozent und ein Plus von 5,3 Prozent bei den Arbeitsplätzen aus.
Frauen und ältere Arbeitnehmer profitieren vom Job-Boom
Die von Yourfirm ausgewerteten Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen auch, dass die neu geschaffenen Jobs nur zu einem Teil durch den Zuzug von Neubürgern in den Großraum München besetzt wurden. Denn die Zahl der Arbeitsplätze und der Beschäftigten ist deutlich stärker gestiegen als die Bevölkerung. Besonders krass ist das Verhältnis in München selbst: Einem Bevölkerungsplus von 7,1 Prozent steht eine Zunahme der Arbeitsplätze um 18,3 Prozent und ein Beschäftigungsplus von 23,7 Prozent gegenüber.
Des Rätsels Lösung: 2016 war ein deutlich größerer Teil der Bevölkerung sozialversicherungspflichtig beschäftigt als 6 Jahre vorher. Insgesamt ist die sogenannte Beschäftigungsquote – der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65), die auch tatsächlich arbeiten – im gesamten Großraum München zwischen 10 und 13 Prozent gestiegen. Die Beschäftigungsquote der Frauen ging sogar noch deutlicher nach oben.
Auch älterer Arbeitnehmer zwischen 50 und 65 profitieren vom Job-Boom in und um München: Während in dieser Altersgruppe 2010 teilweise nicht einmal mehr jeder zweite in Lohn und Brot stand, ist 2016 die Beschäftigungsquote in und um München hier auf deutlich über 50 Prozent gestiegen. Spitzenreiter hier sind die Landkreise Ebersberg (+ 16,6 Prozent), Miesbach (+ 13,9 Prozent) und Fürstenfeldbruck (+ 13,8 Prozent).
Gestiegen ist auch die Zahl der geringfügig Beschäftigten, die ausschließlich einem „450-Euro-Job“ nachgehen. Allerdings weniger stark als zu erwarten wäre. Im gesamten Großraum München beträgt das Plus nicht einmal 10 Prozent (164.083 gegenüber 149.575 Beschäftigten). Regional gibt es allerdings deutliche Unterschiede: Während es in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau Ende 2016 zusammen gerade einmal 93 geringfügig Beschäftigte mehr gab als 2010, stieg die Zahl in München um 17,3 Prozent (von 68.643 auf 80.529 Beschäftigte).
10 Prozent weniger Arbeitslose
Es verwundert wenig, dass im Großraum München die Zahl der Arbeitslosen deutlich zurückgegan¬gen ist. Im Jahresdurchschnitt 2016 waren 58.911 Personen offiziell als arbeitssuchend gemeldet, 10,3 Prozent bzw. 6.743 Menschen weniger als 2010. Trotz gestiegener Bevölkerung ist auch die Arbeitslosenquote gesunken: In München lag sie im Jahresmittel 2016 bei nur mehr 4,6 Prozent (2011: 5,6 Prozent), in den Landkreisen um München zwischen 2,2 Prozent und 2,8 Prozent (2011: 2,9 Prozent bis 3,8 Prozent) – das entspricht quasi Vollbeschäftigung.
Jeweils rund einen Prozentpunkt höher liegt die sogenannte Unterbeschäftigungsquote, die neben den offiziellen Arbeitslosen auch jene Erwerbsfähige ausweist, die dem Arbeitsmarkt aktuell nicht zur Verfügung stehen, weil sie an Trainings- oder Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen oder im sogenannten zweiten Arbeitsmarkt „fit“ für normale Jobs gemacht werden sollen.
Am Gesamtbild des Arbeitsmarktes im Großraum München ändert das nichts, denn bundesweit liegt die Unterbeschäftigungsquote im Durchschnitt zwei Prozentpunkte über der offiziellen Arbeitslosenquote.
Kaum Bewegung im Niedriglohnbereich
Die von Yourfirm ausgewerteten Daten zeigen zudem, dass nicht jeder von dem Boom am Arbeitsmarkt profitiert: Die Zahl der Beschäftigten im sogenannten Niedriglohnsektor hat sich kaum geändert. Auch wenn die offizielle Quote in fast allen Landkreisen gesunken ist, sind in der Summe immer mehr Menschen in Jobs tätig, von denen sie eigentlich nicht leben können. Aus dem in der Arbeitsamtsstatistik erst seit 2012 (mit Zahlen aus 2010) offiziell ausgewiesen „Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im unteren Entgeltbereich“, wie der Niedriglohnbereich offiziell heißt, hat Yourfirm reale Zahlen errechnet: Demnach waren Ende 2015 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) 178.786 Menschen in solchen Jobs tätig, 5,8 Prozent mehr als Ende 2010 (169.026).
Leicht gestiegen ist auch die Zahl der Personen, die in sogenannten „Bedarfsgemeinschaften“ leben – d.h. Anspruch auf Unterstützung nach SGB II haben. Und zwar in den letzten sechs Jahren um 8,2 Prozent (von 107.498 auf 116.311 Personen). Auffallend dabei: Während in München selbst nur unwesentlich mehr Personen auf „Hartz 4“ angewiesen sind (+ 0,8 Prozent), sind in den Landkreisen Freising (+ 19,4 Prozent), München (+ 16,1 Prozent) und Starnberg (+ 13,2 Prozent) die Zahlen spürbar nach oben gegangen. Deutlich zurückgegangen sind die Zahlen hingegen in den Landkreisen Bad Tölz (- 14,4 Prozent), Dachau
(- 11 Prozent) und Miesbach (- 7,4 Prozent).
Und immer mehr Menschen könnten in solche Bedarfsgemeinschaften abrutschen, denn 14.647 der 58.911 arbeitslos gemeldeten Personen im Großraum München gelten als langzeitarbeitslos, suchen also seit mindestens einem Jahr eine neue Beschäftigung. Das ist fast jeder vierte Arbeitslose. Mit 24,9 Prozent liegt die Quote sogar etwas höher als im bayernweiten Vergleich (24,6 Prozent). Aber deutlich niedriger als Bundesvergleich: Deutschlandweit ist inzwischen mehr als jeder dritte Arbeitslose (36,9 Prozent) länger als ein Jahr ohne Beschäftigung, gilt also als langzeitarbeitslos.
80 Prozent mehr offenen Stellen
An fehlenden Jobs kann es zumindest in und um München nicht liegen, wohl eher an der Qualifizierung: Denn trotz eines anhaltenden Zuzugs und einem satten Beschäftigtenplus gibt es im Großraum München eine wachsende Zahl an offenen Stellen. 2010 waren im Jahresmittel 11.010 freie Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, 2016 waren es 80,6 Prozent mehr, nämlich exakt 19.881. Spitzenreiter hier ist der Landkreis Ebersberg mit 208,8 Prozent mehr offenen Stellen, gefolgt von Dachau (+ 171,4 Prozent) und Freising (+ 164,4 Prozent). In München selbst ist die Zahl der offenen Stellen „nur“ um knapp 50 Prozent von 6.421 auf 9.600 gestiegen.
Quellen:
Halbjahresstatistiken Dezember 2010 bis Juni 2017 der Bundesagentur für Arbeit
Prognos-Studie „Zukunftsatlas 2016“
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