Gute Geschäftslage dank günstiger Sonderfaktoren – aber nicht in allen Branchen
"Vor allem die vielfach exzellente Geschäftslage 2016 sorgte für die gute Konjunktur in Sachsen-Anhalt", berichtet Carola Schaar, Präsidentin der IHK Halle-Dessau. "Bei rund der Hälfte der Unternehmen liefen die Geschäfte gut oder sehr gut, weitere 45 Prozent nennen die Lage wenigstens befriedigend." Insbesondere die Bauwirtschaft und der Dienstleistungssektor seien im Hoch. Faktoren wie günstiges Öl, niedrige Zinsen, verbesserte Einkommensverhältnisse und stabile Beschäftigung trieben den Konsum weiterhin an, erklärt Schaar.
Aber die IHK-Umfrage zeige auch: Die sachsen-anhaltische Industrie könne davon nicht wie andere Branchen profitieren, sondern bleibe weiter zurück – im Gegensatz zu anderen Industrieregionen. Hohe Energiekosten und überzogene Umweltauflagen drohten hierzulande zu einem nachhaltigen Wettbewerbsnachteil zu werden. "Da wird Hand an unsere industrielle Basis gelegt, an die Quelle unseres Wohlstands", kritisiert Schaar.
Sachsen-anhaltische Wirtschaft meldet verstärkten Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel treibt die Unternehmen in Sachsen-Anhalt um. In der im 3. Quartal 2016 durchgeführten Zusatzumfrage zur Konjunktur mit der Kernfrage, ob die Unternehmen derzeit offene Stellen längerfristig, also mehr als zwei Monate, nicht besetzen können, antworteten über 60 Prozent derjenigen Unternehmen, welche Personal suchen, dass dies der Fall sei. Im Baugewerbe, das konjunkturell erneut ein erfolgreiches Jahr erlebte, waren es sogar rund 80 Prozent. "Es wird eine der zentralen Aufgaben unserer Unternehmen sein, dieser Problematik Herr zu werden", äußert sich Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg, und ergänzt: "Hilfreich kann dabei auch die verstärkte Suche nach Fachkräften außerhalb der Grenzen unseres Landes sein." Erfolgreiche Projekte wie MobiPro beweisen seit Jahren, dass Integration gelingen kann. "In meinen Augen ist es gerade in Zeiten, in denen Abgrenzung und Ausgrenzung praktiziert werden, wichtig, miteinander im Austausch und füreinander offen zu bleiben", appelliert Olbricht.
"Sachsen-Anhalt auf die Überholspur bringen!"
Eine gute Konjunktur sei kein Selbstläufer, erklären Schaar und Olbricht übereinstimmend: Es wäre kurzsichtig, weiter nur auf positive Sondereffekte zu vertrauen. "Trotz bisher bester Geschäftslage ist Sachsen-Anhalt wirtschaftlich noch immer nicht auf der Überholspur – das sollte sich dringend ändern", fordert Schaar. Und Olbricht ergänzt: "Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, eine klare Wirtschaftspolitik mit konkreten Zielen und Maßnahmen sowie zukunftsorientierte Investitionen, damit unser Land deutlich mehr Wachstum schafft."
Hintergrund: Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von über 110.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.
Bei der Konjunkturumfrage wird vier Mal im Jahr eine repräsentative Stichprobe der Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammern befragt. Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgt nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. In Sachsen-Anhalt nehmen jeweils ca. 1.000 Unternehmen daran teil.
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